Montag, 5. Dezember 2016

Spezialpassat - Schweißen ohne Ende



Wenn man an nicht mehr ganz taufrischen Autos die ersten Roststellen findet, muss man sich wirklich Gedanken machen ob es sich noch lohnt stundenlang Bleche einzuschweißen. Davon ausgenommen sind nur neue Mercedes (wer schmeißt schon Autos weg die keine zehn Jahre alt sind) und natürlich unser Spezialpassat. Am Ende des Tages sind wir mal wieder weiter gegangen als geplant, aber so läuft es einfach wenn man ein Fass ohne Boden zuschweißen will. 


Dass der 35i Passat ein Rostproblem hat, mussten wir schon vor vielen Jahren einsehen. Damals machte sich der Spezialpassat-Fahrer voller Hoffnung daran seinen Radlauf zu entrosten. Nach dem ersten Schleifvorgang war gar nicht mehr so viel vom Blech vorhanden - das passiert leider wenn man seine Augen zu lange vor den Problemen verschließt. Um nicht für viel Geld einen neuen Radlauf einzuschweißen, wurde stattdessen mit Glasfasermatte und Spachtel freischwebend nachgebaut wie es mal ausgesehen hat. Ob das so ganz klug war lässt sich diskutieren. Jedenfalls hat es bei mehr als einer HU zum bestehen gereicht. Ansonsten sind keine Rostherde bekannt (gewesen).


Der Normalpassat vom Nikografen ist da schon deutlich schlimmer dran gewesen, als er vor der letzten HU durchgeschweißt werden musste. An drei von vier Stellen sind mittlerweile schon Bleche eingeschweißt worden. Auch um die vorderen Wagenheberaufnahmen findet sich ein Loch, das aber nur bedingt kritisch ist und schon ab Werk vorhanden war - wenn auch ein bisschen kleiner.


Leider hat der Spezialpassat diesen Rückstand langsam aber sicher aufgeholt. An mehreren Türunterkanten, der A-Säule und den hinteren Radläufen wirft der Lack schon Blasen. Darunter nagt die Korrosion gnadenlos am Blech. So weit so schlimm, aber der endgültige Entschluss zum Handeln fiel vor wenigen Wochen als die bei diesem Auto häufig problematische vordere Bremse kontrolliert werden sollte. Berufsbedingt wandert mein Blick bei solchen Gelegenheiten auch über die angrenzenden Bauteile und Karosserie. Mit bloßen Fingern ließ sich ein Loch in den Schweller drücken!


Die erste Rettungsmaßnahme bestand in Gaffatape und Unterbodenschutz, damit lässt sich das Loch erstmal verschließen und unsichtbar machen. Auch wenn der Gedanke ganz kurz bestand, so werden wir den Wagen definitiv nicht zur Prüfung vorführen. (Selbst wenn es Gerüchte gibt, dass es funktioniert hat) Stattdessen wird Blech und Lack beschafft um den Wagen für ein mindestens für ein paar weitere Jahre fit zu machen. Wer weiß was bis dahin noch alles passiert, heute interessiert uns nur diese Baustelle.


Mit der üblichen Vorbereitung die diese Arbeiten erfordern, also Batterie abklemmen und einen Eimer Wasser zum Löschen bereitstellen, sind wir schon startklar. Die Fächerscheibe auf dem Winkelschleifer befreit den Schweller erstmal großflächig vom Steinschlagschutz, ein echt widerspenstiges Zeug. Dabei wächst das Loch direkt nochmal ein Stück weiter und wir bekommen Einblick in den Schweller. Hier steckt jede Menge Schmutz drin, der sich im laufe der Jahre durch die Ablauflöcher angesammelt hat und nun die Feuchtigkeit speichert. (Und darum plädiere ich auch immer wieder für obligatorische Schmutzfänger am Auto, egal wie es aussehen mag). 


Den ersten Tag verbringen wir nur damit das Loch vorne rechts im Schweller zu verschließen. Oder besser gesagt die Löcher, denn kaum ist das erste geschweißt finden wir direkt daneben eine weitere Schadstelle. Zumindest scheint das innere Stehblech nur oberflächlich angegriffen zu sein. Ein bisschen Hohlraumwachs in der Vergangenheit hätte uns hier mit Sicherheit sehr viel Arbeit ersparen können. Aber besser spät als nie! Sobald hier alles dicht ist, kommt aussen Rostschutzfarbe und Steinsschlagschutz drauf und von innen reichlich Wachs. Dafür bohren wir bei dieser Gelegenheit ein paar Löcher in den Schweller und verschließen sie mit passenden Stopfen.


Vor dem linken Hinterrad fand sich ebenfalls ein kleines Loch, dass sich immerhin noch ohne zuätzliche Flicken einfach zuschweißen ließ. Damit ist unsere Arbeit natürlich noch nicht getan - das wäre ja wohl zu schnell für unsere Maßstäbe. Während der Spezialpassat-Fahrer sich nun um die Türkanten kümmern darf, geht es für mich an den Radläufen weiter. Genauergesagt hinter den Zierleisten, dort sammelt sich Feuchtigkeit und der Rost kann im verborgenen lange sein Werk verrichten. Mit dem Drahtbürstenaufsatz in der Flex kommen wir hier schnell vorran und müssen nur ein paar winzige Löcher zuschweißen. Der angegriffene Radlauf hinten rechts ist aber noch immer nicht besser geworden. Entweder hier wird bald mal ein Reparaturblech einesetzt oder es wird wieder eine Glasfaser/Spachtel-Orgie geben müssen.


Quasi auf der Zielgeraden und mit dem größten Wunsch endlich Feierabend zu machen, nachdem man schon den ganzen Tag unterm Auto gelegen und die Funken abbekommen hat, findet sich noch eine rostige Stelle. Jetzt sind die hinteren Radhausschalen betroffen. Die sind im unteren Bereich wo sie auch den hinteren Stoßfänger festhalten sollen defakto nicht mehr vorhanden. Auch hier sammmeln sich Dreck und Feuchtigkeit schön hinter der Verkleidung und durch den dicken Steinschlagschutz fällt es gar nicht auf wenn ein Stück vom Blech einfach mal weg ist. 


So lange wir nur genügend Blech und Draht haben, sollten wir auch dieses Problem in den Griff bekommen. Die passende Rundung und Haltelasche für den Stoßfänger verpassen wir dem Blech direkt am Auto. So muss hinterher nicht mehr lange angepasst werden und wir sparen hoffentlich etwas Zeit. Die brauchen wir dafür beim Kampf gegen den Steinschlagschutz und die darunter befindliche Dämmmasse. Aber auf Bitumen lässt es sich numal ganz schlecht schweißen und darum bleibt uns diese Drecksarbeit nicht erspart. 


Wie die originalen Radhäuser mal ausgesehen haben kann ich nur vermuten, aber in jedem Fall passt alles wie gehabt an seinen Platz und der riesige Spalt ist auch verschwunden. Mit einer dicken Schicht Unterbodenschutz über dem neuen Blech sieht man von dem ganzen Eingriff nichts mehr. Eigentlich schade, aber andererseits heißt es auch das wir halbwegs gute Arbeit geleistet haben. Mit der restlichen Optik soll sich dann der Lackierer beschäftigen.

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