Montag, 26. Dezember 2016

Mit dem Oldtimer zum Trackday


Nicht erst seit dem Ausflug zum Nürburgring im Sommer stand die Idee einmal im Oldtimer auf eine Rennstrecke zu fahren. Neben der langen Anfahrt stand auch der technische Zustand des Autos diesem Wunsch entgegen. Mit dem neuen Sportfahrwerk und einer Rennstrecke ganz in der Nähe spricht nichts mehr dagegen. Auf nach Meppen!


Im Gegensatz zur Grünen Hölle 'muss' man in Meppen keine vollen 20.8km mit größter Konzentration den Wagen am Limit über die Strecke treiben. Der komplette Kurs in Meppen ist nur knapp 2300m lang. Das reicht immer noch aus um viel Spaß zu haben und seinen persönlichen Grenzbereich zu erreichen. Abgesehen davon kostet eine halbe Stunde Fahrzeit nur 50€ und nicht 25€ pro Runde wie auf dem Nürburgring.


Egal ob Oldtimer oder Neuwagen, vor dem Start muss die Technik noch ein bisschen vorbereitet und durchgecheckt werden. Alle losen Gegenstände aus dem Innenraum müssen entfernt oder gesichert werden. Bei schnellem Kurventempo sollte besser nichts durchs Auto fliegen.  Die Radschrauben sollten auf festen Sitz überprüft und gegebenenfalls nachgezogen werden - nach Möglichkeit auch der Rest vom Fahrwerk und Lenkung.


Auf der Rennstrecke wird entweder voll gebremst oder voll beschleunigt. Dabei wird die Bremsanlage und der Motor ordentlich warm - ausreichend Öl und Kühlwasser im Motor sind essenziell. Die Bremsflüssigkeit sollte nicht zu alt sein um ein aufkochen zu verhindern. Wegen erhöhtem Verschleiß an den Reifen und Bremsbelägen machen wir uns heute keine großen Sorgen - so lange und wild wird dieser Wagen (bei seiner ersten Fahrt auf der Renne) nicht getrieben. 


Weil der Commodore dem Sicherheitsstandard von 1968 entspricht, hat er keine serienmäßigen Sicherheitsgurte an Bord. Das ist auf der Straße zwar legal, auf der Rennstrecke dann aber doch ein bisschen zu riskant. Immerhin sind die Werksmäßigen Befestigungspunkte schon vorhanden, so dass nur der eigentliche Gurt fehlt. In Ermangelung eines originalen Dreipunktgurte wurden kurzfristig gebrauchte Sechspunktgurte aus einem Rennwagen requiriert. Die sind zwar ziemlich übertrieben für den Rest des Autos (Sitze ohne Kopfstützen) aber allemal besser als gar nichts.


So vorbereitet machen wir uns am Sonntag morgen bei dichtem Nebel auf den Weg ins 80km entfernte Meppen. Im Gepäck befinden sich neben Proviant und den Kameras noch der obligatorische Sturzhelm für den Fahrer - mehr Schutzausrüstung ist vom Veranstalter nicht gefordert. Beim ersten Blick über den Parkplatz/Fahrerlager wird schnell deutlich dass wir damit ziemlich alleine sind. Die meisten anderen Teilnehmer haben sich mit kompletten Rennanzügen ausgestattet, aber dafür sehen die Autos auch nach ernsthaftem Rennbetrieb aus. Käfig und Slicks sind eine eindeutige Ansage.


Die Anmeldung befindet sich im mobilen Büro an der Zielline. Dort müssen 50€ gezahlt und der Haftungsausschluss unterschrieben werden, dann kann es eigentlich schon losgehen. Die leichten Bedenken mit einem fast 50 Jahre alten Auto ins Getümmel auf der Strecke zu stechen werden vom Veranstalter unterstützt. Sein Rat; warten bis nach der Mittagspause und dann sofort los legen bevor die anderen Fahrer sich raus wagen. Ganz so lange sollte es dann doch nicht dauern bis der Commo zeigen darf was in ihm steckt, schon vormittags ziehen sich viele Autos zurück und die verbliebenen Wagen fahren ein deutlich gemäßigteres Tempo.


Zum Aufwärmen der Reifen und Kennenlernen der Strecke (das Training im Simulator hat sich schon bezahlt gemacht) erfolgt die erste Runde noch ganz vorsichtig und immer mit einem Auge im Rückspiegel um den Überholern sofort Platz zu machen. Die StreckenEtikette und Kenntnis der Flaggen wurde vorher als bekannt vorrausgesetzt - in unserem Fall auch zu recht. Mit der zweiten Runde wächst das Vertrauen in den Wagen und das Tempo kann gesteigert werden, immer noch nicht wirklich schnell im Vergleich zu den spezialisierten Rennwagen aber dafür um so dramatischer für den Betrachter.


Die schmalen Energiesparreifen stellen sich hier als Schwachpunkt herraus; der Wagen schiebt in jeder Kurve extrem nach aussen. Für die Zukunft wären hier breitere Reifen oder Semislicks von großem Vorteil. Aber auch so macht es einen riesen Spaß zu sehen wie der Oldie um die Kurven geht. Auf der Start-Ziel Geraden hört man als Zuschauer selbst bei Vollgas die Windgeräusche schon lange vor dem Motor - da macht sich das Alter dann doch wieder bemerkbar. Apropos Alter, tatsächlich ist der Commo nicht allein in seiner Altersgruppe gewesen. Eine Reihe klassischer Minis war ebenfalls unterwegs, wenn auch deutlich zügiger.


Auf der ziemlich kurzen und kurvigen Strecke haben die anwesenden BMW M3 und Mercedes AMG keinen großen Vorteil gegenüber den bissigen Kleinwagen die deutlich leichter und wendiger sind. Wobei ein großes Auto mit qualmenden Reifen im Drift um die Kurve deutlich spektakulärer aussieht als Gölfe und Minis die auf drei Rädern abbiegen können. Den besten Klang hatte meiner Meinung nach ein alter Mercedes 190 mit Carbon-Airbox, damit klang er wie ein DTM-Auto der 80er.


Da die Strecke zur Mittagspause geschlossen war, nutzten wir die Auszeit um uns die anderen Autos im Fahrerlager mal aus der Nähe anzuschauen. Der Audi mit wildem Flügelwerk fiel dabei besonders auf (diese Anbauten stünden unserem A4 sicher auch gut zu Gesicht). Einige Fahrer nutzten die Pause um schnell ein paar neue Reifen aufzuziehen oder ihr Fahrwerk anders einzustellen. Derlei Arbeit bleibt uns noch erspart, wobei es sicher interessant wäre zu sehen welchen Einfluss der Reifendruck auf das Fahrverhalten hätte.


Den Rest des Tages machte der Commodore weiter fleißig Meter auf der Strecke ohne jeden Zwischenfall. Weder Motor noch Reifen oder Bremsen machten Anzeichen von Überhitzung, ein weiterer Vorteil des kühlen Wetters. Erst als die Strecke wegen Aufräumarbeiten geschlossen werden musste, machten wir uns wieder auf den Heimweg - natürlich mit gemächlichem Tempo, denn zum schnell Fahren haben wir ja die Rennstrecke. Und so viel Spaß wie es gemacht hat, müssen wir im nächsten Jahr ganz sicher nochmal wieder kommen, dann vielleicht auch mit einem Anschnallgurt für den Beifahrersitz.

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