Montag, 24. April 2017

Kleinwagen mit großer Mängelliste - Polo HU Teil 2


Das Warten hat ein Ende für diesen Polo. Nach dem ein paar große und viele kleine Probleme - für die erfolgreiche Hauptuntersuchung - beseitigt wurden, und einem Besuch in der Waschstraße geht es ohne Umwege zur Prüfstation. Hoffentlich reicht es für zwei weitere Jahre auf der Straße. 


Kurzer Rückblick; dieser Polo 9N mit knapp 160tkm auf der Uhr und dem zweiten Motor unter der Haube muss zur Hauptuntersuchung. Da der Wagen erst vor gut zwei Jahren und mit frischer Plakette erworben wurde, kann niemand ganz genau sagen welche Mängel eventuell ans Tageslicht kommen. Die verschlissene Bremse vorne und abgerissene Anschlagpuffer hinten sollten uns jedenfalls keinen Ärger bereiten.


Der Fehlerspeicher hielt zwei Meldungen bereit: zum einen eine Störung im Abgasrückführ-Ventil und zum anderen die unzureichende Katalysatorfunktion. Da der Wagen vor einiger Zeit schonmal ein neues AGR-Ventil bekommen hat und eine unzureichende Katalysatorleistung kein zwangsläufiges Ausschlusskriterium für eine erfolgreiche Abgasuntersuchung ist, beschränken wir uns fürs erste darauf den Fehlerspeicher zu löschen und in ein paar Kilometern zu schauen welche Meldungen akkut auftreten. Die sporadisch leuchtende Bremsenwarnlampe trotz ausreichend Belagdicke und Bremsflüssigkeit im Behälter schiebe ich einem Kabelbruch oder defekt im Kombiinstrument zu.


Nachdem die Reparaturen doch etwas länger als geplant dauerten, kommen der Polo und ich erst am Nachmittag zur örtlichen Prüfstation, was eine etwas längere Wartezeit zur Folge hat. Lustigerweise stehen vor und hinter mir nun auch ein Polo in der Schlange, einer ist etwas jünger und einer etwas älter. Als wir endlich an der Reihe sind und es in die Prüfhalle geht, findet der Prüfer leider schon diret die ersten beiden Mängel; der rechte Scheinwerfer lässt sich von innen nicht korrekt rauf und runter drehen und beim linken Scheinwerfer passt das Lichtbild nicht (auf Beamtendeutsch: die Glühlampe sitzt schief in ihrer Fassung).


Ähnlich unzufriedenstellend verläuft die Bremsenuntersuchung, vorne ist die Welt noch in Ordnung wenn man die suboptimale Bremswirkung der nagelneuen Bremssscheiben akzeptiert. An der Hinterachse ist die Handbremse viel zu schlapp und der Hebel muss zu weit hochgerissen werden. Im Gegenzug zeigt sich auf der Hebebühne dass ein Hinterrad sich nicht mehr frei dreht und die Bremse festhängt. Am Kraftstofffilter finden sich leichte Spuren von Benzin, da ist wohl eine Dichtung hinüber. Kurz vor Ende findet der Prüfer noch einen porösen Bremsschlauch, zwar noch keine tickende Zeitbombe aber doch reif für den Austausch. Tolle Wurst. Damit ist der Wagen definitv durchgefallen.


Als wenn meine Mängelliste nicht schon lang genug wäre vergeigt der Polo natürlich auch noch die Abgasuntersuchung; der CO Gehalt ist dreimal höher als erlaubt. Da sonst alle Werte im grünen Bereich liegen, spricht alles für einen defekten Katalysator. Das kann ja heiter und teuer werden. Aber es nützt nichts. Noch auf dem Parkplatz wird ein paar neue Bremsschläuche und der Kraftstofffilter bestellt. So habe ich zuhause schon mall etwas Zeit die Trommelbremsen hinten zu zerlegen und gängig zu machen. Hoffentlich reicht das aus damit sie funktionieren. Wegen den restlichen Problemen muss noch eine Lösung gefunden werden.


Der nächste Morgen beginnt mit einem Trip zur Autowerkstatt des Vertrauens, wo der Fehlerspeicher nochmals ausgelesen und eine AU durchgeführt wird. Ohne korrespondierende Fehlermeldungen kann sich dort auch niemand erklären warum der Motor partout einen zu hohen CO Gehalt im Abgas hat. Die einzige Lösung heißt nach wie vor: enuer Kat! Erstmal weiter zum Teiledealer wo ich zwei Schläuche in Empfang nehmen kann. Der bestellte Filter ist leider nicht passend; bei diesem Modell hat VW den Kraftstoffdruckregler in den Filter integriert, das macht ihn nicht nur deutlich teurer - es passt auch nur der eine richtige Typ und kein anderer. Egal. Direkt nach Hause und einbauen.


Wo der Wagen gerade passend vor der Mauer steht kann man noch mal eben schnell die Glühlampe zurecht rücken und den Stellmotor der Leuchtweitenregulierung mit einem gezielten Karateschlag zurück ins Leben rufen. Wenn doch alle Reparaturen so einfach wären. Wobei, so schwierig ist ein Tausch der Bremsschläuche auch nicht. Mit einem 11mm Bremsleitungsschlüssel  die Überwurfmutter lösen, die Halteklammern entfernen und den Schlauch am Sattel lösen. Alles wieder mit dem neuen Schlauch zusammenbauen (nichts verdrehen dabei!) und die neue Hohlschraube samt Dichtungsringen mit 35NM festziehen. Das anschließende Entlüften ist mit einer Vakuumpumpe auch alleine kein Hexenwerk.


Der letzte aktuelle Programmpunkt ist die Trommelbremse; sobald das Auto aufgebockt und die Räder abgenommen sind kann durch eines der Gewindelöcher (etwa auf 1 Uhr Position) mit dem Schraubendreher der Nachstellkeil hochgedrückt werden um die Spannug von den Belägen zu nehmen. Je nachdem wie vergammelt die Radnabe ist, sollte die Trommel mit sanften Hammerschlägen gelöst werden können. Dahinter verbirgt sich eine Ansammlung von Federn und Hebeln die im Zusammenspiel das Auto zum stehen bringen können - wenn alles funktioniert. Doch selbst wenn ich alle Hebel und Gelenke gut einschmiere und den Nachsteller gängig mache kann ich den Wagen guten gewissens so nicht lange weiter fahren lassen: die Aufgenieteten Bremsbeläge haben tiefe Risse über die gesamte Breite. Da sind Neue fällig! Und die bekomme ich am Wochenende nicht mehr. Dann geht die Reise zur Hauptuntersuchung wohl demnächst in die dritte Runde.

2 Kommentare:

  1. Toller Blog!
    Wie geht die Geschichte mit der AU aus? oder hab ich es einfach nur überlesen?
    Martin

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    Antworten
    1. Hallo Martin.
      Du hast nichts übersehen. Wir haben leider einfach nicht mehr am Polo weiterarbeiten können und mussten die restlichen Mängel in der Werkstatt beseitigen lassen. Dort bekam der Wagen an der Hinterachse neue Bremsbeläge und Radbremszylinder, einen neuen Kraftstofffilter und weil die Gelegenheit günstig war auch noch neue Querlenkerbuchsen an der Vorderachse. Die restlichen Defekte wurden dort auch soweit in Ordnung gebracht das der Wagen erstmal wieder auf die Straße darf. Alles in allem kein ganz billiges Vergüngen. Aber in der Not hilft manchmal eben nur die Monopoly-Lösung.
      Comickus

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