Freitag, 14. April 2017

Kleinwagen mit reichlich Arbeit - Polo HU Teil 1

 
Ein Auto (erfolgreich!) durch die Hauptuntersuchung zu schleusen ist entweder nur eine Frage der Geduld oder des Geldes. Für uns, die gerne ein älteres Auto am laufen halten wollen oder müssen, bedeutet die bevorstehende Untersuchung in der Regel eine größere Schrauberaktion. Aber bis jetzt hat es noch immer geklappt. Dieser VW stellt uns trotzdem vor neue Herausforderungen.



Nachdem der blaue Skoda Fabia kurz nach dem Aufwändigen Radioumbau leider verunfallte und ersetzt werden musste bekam Kääthe einen fast identischen VW Polo 9N. Obwohl gründlich durchgecheckt, zeigte sich einige Monate nach der Anschaffung ein gravierender Mangel des 1.2l Motors; der Dreizylinder säuft Öl ohne Ende. In Anbetracht des Gesamtzustandes kam ein gebrauchter Austauschmotor vom Verwerter als beste Lösung. 


Seit dem Kauf und dem neuen alten Motor läuft der Kleinwagen jeden Tag zur Arbeit und zurück. Eigentlich ein leichtes Leben, dennoch plagen dieses Auto immer wieder kleine und größere Macken. Die modelltypisch schwächlich dimensionierten Fensterheber wurden bereits einmal erneuert (Bericht folgt), aber die Motorkontrollleuchte brennt quasi dauerhaft, sporadisch unterstützt von der Bremsen-Warnlampe. Eventuell wäre es doch angebracht den Wagen vor der HU schon mal selbst durchzuschauen um bösen Überraschungen zuvor zu kommen. 


Ohne Hebebühne oder sonstige Hilfsmittel muss fürs erste eine schlichte Sichtkontrolle ausreichen um die offensichtlichsten Mängel zu finden und eventuell erforderliche Ersatzteile zu bestellen. Wenn wir erstmal Anfangen sollte möglichst alles Material bereit liegen. Nur dann kommen wir zügig vorran und können das Ziel erreichen: neue Plakette auf dieses Auto kleben. Dafür braucht es wenigstens neue Bremsscheiben und Beläge an der Vorderachse sowie Anschlagpuffer für die Hinterachse. Und die Motorokontrollleuchte sollten wir natürlich auch irgendwie zum Schweigen bringen.


Im heimischen Carport folgt dann nochmal eine gründlichere Inspektion, da fällt noch ein bisschen mehr auf ,dass in Ordnung gebracht werden sollte. Sowohl Motoröl, als auch Kühlwasser und Wischwasser sind unter Minimumpegel. Auch mit genügend Wischwasser funktioniert die hintere Düse nicht und eine der vier Rücklichtlampen ist defekt. Lampen tauschen und Flüssigkeit auffüllen ist keine besondere Herrausforderung bei diesem Fahrzeug. Die stetig größer werdende Pfütze unterm Auto um so mehr. Immerhin ist es nur das verloren geglaubte Wischwasser welches sich aus der  kaputten Leitung direkt unterhalb des Hauptbremszylinders verabschiedet hat. Einfach die beiden Enden wieder verbinden und schon ist alles in Butter.


Die nächste kleine Baustelle sind die hinteren Anschlagspuffer, diese sind alterungsbedingt durchgerissen und müssen getauscht werden. Dazu sind drei Schrauben zu lösen (16mm Schlüsselweite) und der komplette Stoßdämpfer auszubauen. Unter der Plastikabdeckung findet sich eine Mutter auf der Kolbenstange. Mit einem Schlagschrauber oder Zange zum Gegenhalten kriegt man das Teil gut auseinander und kann die neuen Puffer einsetzten. Beim Zusammenbau und festziehen der unteren Schraube sollte das Auto auf der Erde stehen um Verspannungen im Gummilager zu verhindern.


Als nächster und hoffentlich letzter Arbeitsschritt folgt die Bremsanlage vorne. Neue Scheiben und Beläge liegen parat und das System ist baugleich zum Golf IV an dem wir bereits die selben Arbeiten durchgeführt haben. Die Führungsbolzen der Schwimmsättel müssen mit einem 7mm Inbus abgeschraubt werden. Falls der Sattel sich nun nicht  von de Scheibe trennen will, einfach mit dem Schraubendreher zwischen Scheibe und Sattel hebeln bis der Brocken nachgibt. Mit dem Kolbenrückstellwerkzeug (oder einer Zange und Unterlage in der größten Not) lässt sich der Sattel für die neuen Beläge vorbereiten. In der Zwischenzeit hängt der Sattel an einem Stück Draht vom Federbein um die Bremsschläuche zu entlasten.


Die Scheibe gammelt gerne auf der Radnabe fest und muss mühsam mit Rostlöser und Hammerschlägen befreit werden. Die neue Bremsscheibe kann direkt wieder aufgesetzt und festgeschraubt werden. Sollte hier irgendwas klemmen, nochmal runter mit der Scheibe und die Aufnahmefläche gründlich entrosten. Die Beläge passen jeweils nur auf einer Seite und auf der Fahrerseite muss zusätzlich der Sensor für die Verschleißwarnung eingesteckt werden.


Mit etwas Keramikpaste auf den Führungbolzen der Sättel und den Auflageflächen von Sattel Belag und Träger kann alles wieder zusammengebaut werden. Die Führungen bekommen 30NM Anzugsmoment. Zum Abschluss wasche ich nochmal den Schmutz von der Scheibe die beim Einbau mit schmierigen Handschuhen immer etwas abbekommen.

Damit ist der Polo aus meiner Sicht bereit für die Hauptuntersuchung und eine neue Plakette. Ob der Prüfingenieur diese Meinung teilt und was wir noch anders machen sollten, erfahrt ihr beim nächsten Mal. 

Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.

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