Montag, 27. November 2017

Stadtverkehr macht die Bremse schlapp


Wer kann sich noch an den roten Kleinwagen mit der Identitätskrise erinnern, der uns im Frühjahr auf Trab hielt? Damals mussten statt einer angeblich defekten Wasserpumpe die Antriebswellenmanschetten und das Thermostatgehäuse erneuert werden. Jetzt steht die Hauptuntersuchung bevor und es gibt mal wieder ein bisschen was zu schrauben. Hoffentlich wird es dieses mal kein neuer Schraubermarathon.



In den knapp 8,5 Monaten seit unserer letzten Begegnung hat der Mazda 121/Ford Fiesta knapp 1016km zurückgelegt. Das ist nicht besonders viel und in Zukunft wird der Wagen eher noch weniger bewegt. Abgesehen von der Batterie leidet die Bremsanlage wohl am Meisten unter dieser geringen Nutzung. Und wenn der Mazda dann doch mal bewegt wird, nur mit wenig Elan und bis zum Supermarkt. Vermutlich wurde das Bremspedal in den letzten fünf Jahren nicht einmal richtig durchgetreten - ausser bei der Hauptuntersuchung wo die Bremsanlage irgendwie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen soll. 


Wenn man sich die verrosteten und eingelaufenen Bremsscheiben an der Vorderachse anschaut, kommen ernste Zweifel auf ob der Prüfer dem Wagen seinen Segen geben hätte und wie gut die Verzögerung bei stärkerer Beanspruchung noch funktionieren würde. Je kleiner die Auflagefläche vom Bremsbelag auf der Scheibe desto schlechter die Reibung und das ist es doch was wir brauchen um langsamer zu werden. Es nützt alles nichts, da muss Ersatz her undzwar die Komplettpackung mit Scheiben und Belägen.


Im Internet findet sich Markenware zu vertretbaren Preisen und ohne Sorge um zweifelhafte Qualität mancher NoName-Hersteller. Die größte Herrausforderung bestand vielmehr darin überhaupt die richtigen Teile zu identifizieren. Immerhin werden für dieses Fahrzeug Scheiben mit drei verschiedenen Durchmessern und drei verschiedenen Stärken angeboten. Am Ende fiel die Entscheidung richtigerweise auf innenbelüftete Scheiben mit 258mm Durchmesser. Dazu die richtigen Bremsbeläge auszuwählen war da das reinste Kinderspiel. 


Bevor die Bremse überhaupt zugänglich ist, muss der Wagen vorne aufgebockt und die Räder demontiert werden. Damit uns die Kiste nicht auf den Kopf fällt fals der Wagenheber versagt kommen die Räder unters Auto, so bleibt ausserdem mehr Platz zum Arbeiten in der Garage. Für den Fall das beim zurückdrücken der Kolben im Bremssattel zu viel Bremsflüssigkeit in den Ausgleichsbehälter gelangt und dieser überläuft, nehmen wir die Absaugpumpe zur Hand und saugen den Behälter bis unter Minimum aus. Das sollte ausreichen damit nichts daneben geht.


Der besagte Bremssattel ist bei diesem Mazda, wie bei etlichen anderen Autos auch, von vorne mit einem Drahtbügel gesichert, der sich mit einer passenden Zange oder Schraubendreher herraushebeln lässt. Auf der Rückseite wird der Sattel von zwei Bolzen geführt die sich hinter Plastikstopfen verbergen und mit einem langen 7mm Inbus herrausgeschraubt werden müssen. Ab jetzt hält nur noch der Rost den Sattel an seinem Platz. Mit ein bisschen sanfter Gewalt und einem Schraubendreher als Hebel, sollte sich diese Hürde überwinden lassen. Damit der Sattel nicht im Weg ist oder am Bremsschlauch baumelt, kommt er mit einem Stück Draht ans Federbein.


Die Bremsscheibe wird jetzt noch von drei Dingen am Auto gehalten; die kleine Blechklammer auf einem der Stehbolzen (lässt sich einfach abreißen), der Bremssattelhalter (zwei 13mm Schrauben auf der Rückseite) und natürlich wieder vom Rost. Hier hilft nur Rostlöser, Gewalt und Ausdauer. Irgendwann kommt das Teil schon runter. Mit der Drahtbürste wird der Radflansch gründlich gesäubert und dann kommt auch schon die neue Bremssscheibe an ihren Platz. Da wir Ate Bremsscheiben mit Schutzlack verwenden muss hier auch nichts weiter mit Bremsenreiniger entfettet werden. Der Bremssattelträger wird überall wo der Bremsbelag später Kontakt hat ebenfalls gründlichst gereinigt und dann am Achsschenkel festgeschraubt. Die beiden Schrauben bekommen Schraubensicherungskleber und 60Nm Anzugsdrehmoment verpasst.


Mit einem geeigneten Rückstellwerkzeug drücken wir nun den Kolben vom Bremssattel zurück. Dann kommen die neuen Beläge in den Sattel und Sattelträger, wobei die Stellen wo der Belag im Sattelträger anliegt noch mit Keramikpaste dünn eingeschmiert werden müssen. Sofern der Kolben im Sattel richtig zurückgedrückt ist, sollte der Sattel nun trotz neuer und dickerer Beläge wieder über die Scheibe passen. Die beiden Führungsbolzen werden ebenfalls gesäubert und ordentlich mit Bremsenpaste eingeschmiert. Das Anzugsdrehmoment beträgt hier 25Nm. Zum Abschluss von vorne die Drahtklammer wieder aufsetzen und wir sind fast fertig. Bevor das Auto wieder losfahren darf muss die Bremse einige Male durch getreten werden bis der Kolben den Bremsbelag passend gegen die Scheibe drückt. Die Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter wieder bis zum Maximum auffüllen und die Arbeit ist getan.


So ganz stimmte das mit der getanen Arbeit dann doch noch nicht. Auf der Probefahrt funktionierte die Bremse zwar tadellos, dafür ist ein Abblendlicht kaputt und von beiden Achsen sind Klappergeräusche zu hören. Die Lampe ist Ford typisch beschissen zugänglich, obwohl in der Anleitung was anderes steht muss der Kühlergrill (nur eingesteckt) und der Scheinwerfer (drei Schrauben) ausgebaut werden. Das Klappern von der Hinterachse stellte sich als ein loser Wagenheber im Kofferraum herraus, da hat wohl jemand nach der letzten Panne nicht gründlich aufgeräumt. Die Ursache an der Vorderachse war eine defekte Koppelstange. Sofern man passenden Ersatz und zwei 17mm Schraubenschlüssel zur Hand hat ist diese Reparatur (anders als damals beim Omega) schnell erledigt und der Mazda endgültig bereit für die Straße. Hoffentlich reicht es auch für die Hauptuntersuchung.

Achtung! Alle Arbeiten an der Bremsanlage und anderen Sicherheitsrelevanten Fahrzeugkomponenten sollten nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Wer sich nicht sicher bei der Sache ist sollte lieber eine Werkstatt beauftragen oder sich entsprechend kompetenten Beistand suchen.

1 Kommentar:

  1. Nachtrag: der Mazda hat mittlerweile erfolgreich die Hürden der Hauptuntersuchung ohne Mängel bewältigt

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