Montag, 11. Dezember 2017

Einmal alle Flüssigkeiten für die Boxer-BMW erneuern


Seit dem die blaue Boxer BMW im Frühjahr 2014 in die SZK-Familie gekommen ist, wurde jedes Jahr vorsorglich das Motor-, Getriebe-, und Kardanöl getauscht. Allein schon wegen der schlechten Erinnerungen an den teuren Getriebeschaden. Dieses Mal soll auch die Bremsflüssigkeit erneuert werden.



Bevor wir das machen können erfolgt aber erstmal der routinemäßige Ölwechsel. Also Moped aus der Ecke holen und warm laufen lassen. Mit eingelegtem Gang und etwas Druck auf der Hinterradbremse kommt der Antriebsstrang zügig auf Temperatur. Dank der Motorradhebebühne können wir die ganze Aktion auf einer bequemen Arbeitshöhe durchführen. An Werkzeug braucht es nur ein paar Schrauben- und Imbusschlüssel. Und eine Auffangwanne - ganz wichtig.


Wir arbeiten uns vom Winkelgetriebe am Hinterrad, über das Getriebe zum Motor vor. Da das Öl im Getriebe deutlich zähflüssiger ist, braucht es schon seine Zeit bis alles ausgeleert ist. Das gibt uns Gelegenheit neue Dichtringe für alle Füll- und Ablassschrauben aus dem Fundus zu suchen. Alle Dichtringe haben 20mm Aussendurchmesser, nur die Einfüllschraube vom Getriebe braucht einen 25mm Ring. Ob man diese Dichtungen jedes Mal mit tauscht, muss jeder selbst entscheiden. Bis jetzt kamen wir zumindest beim Getriebeöl ohne neue Teile aus.


Wie der Ölwechsel an der blauen R1100RS abläuft, welche Ölmengen und Anzungsmomente nötig sind, haben wir in der Vergangenheit schon ausgiebig berichtet. Darum heute direkt der nächste Teil im Wartungsprogramm: neue Bremsflüssigkeit. Frühestens beim Kauf vor drei Jahren wurde diese zuletzt ausgetauscht. Unabhängig von der Tatsache das bei unserem Fahrprofil die Gefahr einer aufkochenden Bremsflüssigkeit sehr klein ist, muss die Suppe trotzdem regelmäßig neu. Und wenn es nur wegen der Ventile im ABS-Hydroblock ist, die durch überalterte Bremsflüssigkeit in (teure) Mitleidenschafft gezogen werden können.


An Werkzeug brauchen wir nicht viel. Eine Absaugpumpe, 11mm Ringschlüssel, Schraubendreher Plastikschlauch und Auffangbehälter. Und natürlich eine Flasche DOT4 Bremsflüssigkeit. Idealerweise auch noch einen kleinen Trichter zum Einfüllen und einige Papiertücher um den Arbeitsbereich großflächig abzudecken. Nicht das noch was von dem Zeug unseren schönen Lack angreift, das selbe gilt auch für unsere Hände. Darum empfehlen wir dringend Gummihandschuhe und Schutzbrille anzulegen.


Als erstes wird der Deckel vom Reservoir oben am Bremshebel abgenommen und die alte Flüssigkeit mit der Handpumpe abgesaugt. Theoretisch könnte man auch direkt unten am Bremssattel anfangen und die Bremsflüssigkeit durch pumpen mit dem Bremshebel durch die Leitung befördern. Allerdings ist das Hubvolumen ziemlich klein und damit dauert die Aktion länger. Sobald das Reservoir leer ist, wird erstmal neue Flüssigkeit der korrekten Spezifikation (in unserem Fall DOT4) aufgefüllt. Danach den Schlauch der Pumpe unten auf den Entlüftungsnippel setzen, Nippel aufdrehen und mit der Handpumpe saugen bis neue klare und blasenfreie Flüssigkeit durch die Leitung fließt. Nippel wieder zu drehen und Bremshebel betätigen. Sofern der Hebel einen gleichmäßigen Widerstand leistet und sich nicht bis zum Lenker durchziehen lässt, ist alles in Ordnung und wir können das Reservoir ein letztes Mal auffüllen und mit dem Deckel verschließen. Damit eventuell überlaufende Bremsflüssigkeit nicht bis auf den Lack gelangt, legen wir noch ein altes Putztuch um den Rand des Behälters.


Weil bei der R1100RS zwei Bremsscheiben und somit auch zwei Bremssättel am Vorderrad verbaut sind, muss die kurze Leitung zum benachbarten Sattel ebenfalls durchgespült werden. Das Vorgehen ist im Grunde identisch, nur braucht es nicht ganz so viel neue Flüssigkeit. Auch am Hinterrad gibt es keine nennenswerten Unterschiede, lediglich die Seitenverkleidung erschwert den Zugang zum Ausgleichsbehälter und sollte im Zweifelsfall doch demontiert werden. Dann fällt es auch leichter den dämlichen Fehler zu vermeiden der uns unterlaufen ist; im Eifer des Gefechts haben wir die Gummimembrane im Behälter übersehen. Diese soll sich  wie ein Akkordeon ausdehnen und verhindern das Luftfeuchtigkeit die Bremsflüssigkeit kontaminiert wenn der Pegel im Behälter absinkt.


So verschloss die Membrane den Boden vom Behälter und keine neue Flüssigkeit konnte zum Bremssattel gelangen. Egal wie stark man mit der Handpumpe saugt. Ohne die Membrane im Weg läuft alles wieder wie vorgesehen. Obwohl  diese BMW (schon) mit ABS ausgestattet ist, in dessen Ventilblock sich ebenfalls Bremsflüssigkeit befindet, kann das System auf diese Weise durchgespült werden - Hauptsache die Leitungen laufen nicht leer und eine Luftblase entsteht. Um trotzdem neue und saubere Suppe ins ABS-Modul zu bekommen riet uns die Werkstatt einfach regelmäßig an beiden Rädern bis in den Regelbereich des ABS zu bremsen, dabei wird die Flüssigkeit im System hin und her bewegt und vermischt sich mit dem neuen Zeug. Apropos ABS, bei der Hauptuntersuchung gab es in diesem Jahr einigen Stress weil das ABS beim ersten Start nicht funktionieren wollte und auch danach trat das Problem schon mehrfach auf.


Offensichtlich hat die Bordbatterie das Ende ihres Lebens erreicht, der Anlasser benötigt mehr Strom als der Akku liefern kann. Die Bordspannung bricht zusammen und das ABS-Steuergerät meldet eine Störung. Aber damit befassen wir uns erst in der nächsten Saison. Dann benötigt auch die graue F700GS einen Termin in der Werkstatt. Reifen, Kette, Ritzel und Bremsflüssigkeit stehen auf der Liste. Bei dieser Maschine benötigt man tatsächlich einen Computer um die Bremsflüssigkeit korrekt wechseln zu können. Den Ölwechsel machen wir aber trotzdem selbst! Allein die Kosten für diesen Service in der Werkstatt reichen für zwei Kanister Motoröl samt Filter daheim. Und für irgendwas soll die Hebebühne auch genutzt werden.

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