Dieses Jahr feiert der Vectra ein kleines Jubiläum. Zwanzig Jahre gehört er schon zur Familie und steht uns treu zu Diensten. Wie treffend, dass er bei der diesjährig Hauptuntersuchung seinen Fleiß unter Beweis stellen konnte. Zwei Jahrzehnte sind eine lange Zeit, in der wir die Achillesfersen des Wagens ausführlich kennenlernen durften. Auf diese Stellen sollten wir besonders Acht geben, damit es nicht nur bei der Prüfung, sondern auch in Zukunft keine bösen Überraschungen gibt.
Genau wie in den vergangenen Jahren, zählt auch dieses Mal wieder die Handbremse zu den kopfzerbrechenden Schrauberroutinen am Vectra. Das stand schon im Vorhinein fest. Nicht nur, dass die Handbremse ungleich zieht, auch die Bremsleistung reicht nicht aus. Das merkt man sehr deutlich beim Betätigen des Handbremsgriff. Bereits die letzten Male mussten wir die Trommelbremse öffnen und die Mechanik für den Bowdenzug nachstellen. Längerfristig hilft hier wohl nur das Auseinanderbauen der kompletten hinteren Bremsanlage und dem Gängigmachen des Nachstellmechanismus. Doch für die heutige Vorbereitung auf die Hauptuntersuchung reicht unser kurzweiliges Provisorium aus: Trommel abnehmen, Nachstellschraube drehen, Bremsleistung überprüfen. Für die nächste Zeit muss das ausreichen. Leider gibt es im SZK-Fuhrpark dringlichere Reparaturen als die Feststellbremse des Vectras.
Mit ein paar Ansätzen des Schraubendrehers durch das Zugangsloch im Radflansch war die Arbeit erledigt. Vielleicht sollte man einfach ein entsprechendes Loch in die Bremstrommel bohren, dann muss in Zukunft nur noch das Rad und nicht mehr die komplette Trommel demontiert werden. Doch bei der weiteren Durchsicht am Wagen fiel uns auf, dass nicht nur die Feststellbremse Probleme bereitet. An den Bremsscheiben der Vorderachse sind schon deutliche Kanten zu sehen, die auf das Ende ihrer Lebenszeit hindeuten, auch wenn die Beläge noch etwas Reserve zu bieten haben. Hier hilft nur der Austausch der beiden Bremsscheiben und der Beläge.
Im Vectra wurden offensichtlich zwei verschiedene Bremsanlagen verbaut. In unseren Vectra (mit X16SZ, 71PS Basisbenziner) gehören innenbelüftete Bremsscheiben mit eine Dicke von 20 Millimetern. Alternativ gab es auch Bremsscheiben aus Vollmaterial mit einer Dicke von 12,7 Millimetern. Wir vermuten, dass ab dem Facelift 1993 die belüfteten Scheiben verbaut wurden.
Der Bremssattel beim Vectra ist wirklich schnell demontiert. Die Drahtfeder, die Bremssattel und Bremssattelhalter an der dem Rad zugewandten Seite miteinander verbindet, wird ausgehakt. Danach können die rückseitig angebrachten Plastikdeckel geöffnet und die dahinter befindlichen 7er Inbusschrauben gelöst werden. Schon kann man den Bremssattel vom Bremssattelhalter abnehmen. Ein Kinderspiel. Allerdings muss auch der Bremssattelhalter vom Achsschenkel gelöst werden, um die Bremsscheibe ausbauen zu können. Im Prinzip wenigstens ebenso einfach, wäre da nicht die M12x40 Schraube, die ursprünglich mit einem 10er Innensechskant zu lösen wäre, hätte nicht bereits vor etlichen Jahren irgendein begnadeter Pfuscher den Schraubenkopf rundgedreht. Mit etwas handwerklichem Geschick, ließ sich die Schraube jedoch lösen. Der Trick besteht darin den Schraubenkopf mit gezielten Hammerschlägen wieder soweit zusammenzufalten bis der Inbus wieder halt findet.
Für den Wiedereinbau besorgten wir uns eine neue Schraube beim örtlichen Opelhändler. Da es sich nicht um ein normales metrisches Gewinde handelt, war anderswo (zumindest auf die gebotene Schnelle) kein Ersatz zu besorgen. Obendrein musste auch eine neue Drahtfeder bestellt werden, denn auf der Beifahrerseite war diese abhanden gekommen, wie wir erstaunt feststellen mussten. Die Ersatzteile kamen bereits am nächsten Werktag an.
Um beim Zurückdrücken der Bremskolben keine Schweinerei zu verursachen, saugten wir aus dem Vorratsbehälter genügend Bremsflüssigkeit ab. Nachdem alles wieder an seinem Platz war, bestätigten uns einige Probebremsungen den Erfolg unserer Arbeit. Zum Abschluss unserer Vorbereitungen für die Hauptuntersuchung bekam der Vectra noch eine Außen- und Innenreinigung. Schließlich sollte er für dieses Jubiläum gut aussehen. Ohne Probleme bestand der Vectra auch dieses Mal wieder die Hauptuntersuchung: Wasser auf unsere Mühlen. Hoffentlich wird auch in Zukunft unsere Mühe belohnt werden. Doch davon ist auszugehen, wenn wir in den nächsten 20 Jahren ein oder zwei Augen auf die Achillesverse des Vectras werfen. In diesem Sinne auf eine gute Fahrt!
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