Montag, 18. Juni 2018

Die unendliche Geschichte - Der Polo und ein Sack voll Luft

Eigentlich muss man ja sehr lobend erwähnen, dass die Polofahrerin immer prompt Bescheid gibt, wenn Probleme auftreten. Dass sich die Fehler in so kurzer Zeit jedoch häufen, war schon mehr als bemerkenswert, da der Polo in den vergangenen 20 Monaten seit dem Kauf nur marginalisierte Probleme mit sich brachte. Doch dieses Mal stand sie bereits zwei Wochen nach der Erneuerung der Zündspule wieder vor der Tür. Ihr Auto mache komische Geräusche. Zunächst dachte ich noch, dass es ja eine Vielzahl an Geräuschen gibt und es sich, angesichts der Bandbreite an Möglichkeiten auch um harmlose Vibrationen im Armaturenbrett oder ein Quietschen der Bremsen handeln kann. Doch eine Probefahrt nahm mir alle diese Hoffnungen . . .

 
Der Wagen startete noch unauffällig und lief im Stand zunächst unbeeindruckt souverän. Doch sobald wir anfuhren schrebbelte es metallisch und blechern. Die Passanten auf dem Gehweg guckten uns augenverdrehend hinterher. Erst wenn man die Kupplung betätigte, hörte das Schrebbeln auf. Schnell kam uns wieder das Ausrücklager in den Sinn, das bereits beim Kauf ein sanftes Anfahren sowie Ein- und Auskuppeln unmöglich machte. Eher unmotiviert schien das Pedal zu haken und den Druckpunkt mehr spontan als kontinuierlich, dem Pedalweg angepasst, freizugeben. Es war ganz deutlich, dass dieses Geräusch tief aus dem Motorraum kam. Auch die Tatsache, dass bei getretener Kupplung das Geräusch verstummte (also dann, wenn das Ausrücklager unter Druck stand) klang in unseren Ohren im wahrsten Sinne des Wortes sehr plausibel.

Es führt also kein Weg daran vorbei, das nächste Fass zu öffnen und das Ausrücklager, sowie (wenn man schon einmal dabei ist) die Kupplung ebenfalls zu tauschen. Irgendwann hätte das Ausrücklager in der nächsten Zeit sowieso getauscht werden müssen. Sofern noch andere Bauteile für diesen Fehler zuständig sind, würden wir diese bei der Erneuerung des Ausrücklagers ebenfalls feststellen und austauschen. Doch angesichts der bevorstehenden Hauptuntersuchung und den weiteren anstehenden Reparaturen, stellten wir uns jedoch zunächst noch eine weitere Frage: Lohnt sich das überhaupt? Immerhin haben wir noch das Airbagproblem zu lösen. Sofern wir dieses nicht behoben kriegen, brauchen wir bei der Hauptuntersuchung nicht vorstellig zu werden. Welchen Mehrwert hätte dann ein funktionstüchtiges Ausrücklager, wenn die Hauptuntersuchung letztendlich an einem komplizierten Airbagfehler scheitert? Airbags dürfen aufgrund ihrer pyrotechnischen Bauteile nicht von Gebrauchtfahrzeugen als Ersatzteile gehandelt werden. Zu groß sind die Gefahren, dass hier etwas nicht übereinstimmt und die Sprengkapsel, die für ein schnelles Aufblasen des Airbags sorgt, unkontrolliert zündet. Bei neueren Fahrzeugen sind die Airbags deshalb sogar codiert und müssen im Steuergerät abgespeichert werden. 


Ein Auslesen des Fehlerspeichers ergab die gleiche Fehlermeldung wie damals beim Airbagfehler im Normalpassat: "Zündkreis Fahrerairbag zu groß - sporadisch". Damals haben wir die erfolgreiche Erfahrung gemacht, dass nicht der Airbag selbst sondern nur die Wickelfeder defekt ist. Die Wickelfeder ist das "Kabel", dass den Airbag mit dem Steuergerät verbindet. Da das Lenkrad jedoch beweglich ist, das Kabel also jede Lenkbewegung mitmachen muss, muss die Wickelfeder zwischen zwei Tellern speziell aufgewickelt werden, so dass die Lenkbewegungen in beide Richtungen ermöglicht werden. Ab einem gewissen Alter und Laufleistung scheint es daher auch nicht verwunderlich, dass eine Wickelfeder, verschlissen von vielen Lenkbewegungen, das Zeitliche segnet. Die Bemerkung "sporadisch" deutet also auf einen Wackelkontakt hin, den wir folgerichtig auch in der Wickelfeder vermuteten.

An dieser Stelle möchten wir nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass aufgrund der potentiellen Gefahr die von den pyrotechnischen Bauteilen ausgehen, nur geschultes Personal Airbags ausbauen und "reparieren" dürfen. Wir möchten daher niemanden dazu verleiten, dieses ohne sachkundigen Beistand auszuprobieren und bitten nachdrücklich um verantwortungsvollen Umgang mit der Technik.

 


Nach Durchführung aller erforderlichen (Sicherheits-) Vorkehrungen, konnten wir den Airbag einfach demontieren. Er wird in unserem Polo nur durch zwei Inbusschrauben gehalten. Nachdem der Airbag abgenommen ist, markieren wir mit einem Filzstift die Position des Lenkrades und der Mutter, so dass wir das Lenkrad im Nachhinein wieder gerade aufsetzen können. Durch Lösen der Zentralmutter kann man das Lenkrad abnehmen. Die Wickelfeder ist mit drei kleinen Torx-Schrauben am Lenkrad befestigt. Beim Einbau der neuen Wickelfeder ist unbedingt darauf zu achten, dass diese in der "Mittenstellung" angebracht wird. Nur so ist gewährleistet, dass man zu beiden Lenkrichtungen ausreichend Bewegungsspiel hat. Ansonsten ist ein erneuter Defekt bereits vorprogrammiert. Die neuen Wickelfedern sind hierfür mit einem Kabelbinder in der Mittenstellung vor positioniert und gesichert. Der Kabelbinder ist vor dem Einbau zu entfernen. Nachdem die Wickelfeder angebracht ist, kann das Lenkrad wieder aufgesetzt und befestigt werden.


 
Nachdem der Fehlerspeicher gelöscht und die Zündung erneut aus- und wieder eingeschaltet wurde, verschwand der Fehler. Auch ein Probelenken in beide Richtungen förderte keine neue Fehlermeldung zu Tage. Die Airbaglampe blieb stumm. Wie mir scheint, gehören die Airbagwickelfedern scheinbar ebenfalls zu sehr empfindlichen Bauteilen des VAG-Konzerns, ebenso wie die Zündspulen. Da nun dieses Problem behoben ist, können wir uns doch der Reparatur des Ausrücklagers und des Austauschs der Kupplung bedienen.

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