Wenn die Arbeit nur Zeit für einen kurzen Urlaub übers Wochenende lässt, muss man das beste daraus machen. Am Freitag Nachmittag wird die wasserdichte Reisetasche auf dem Motorrad festgeschnallt und ab geht's in den Norden. Zwei Tage lang im Sattel sollten genügend Erholung liefern. Solange die Hitze nicht zum Problem wird.
Die Route wird nur über kurvenreiche Nebenstrecken quer durch Niedersachsen bis nach Papenburg verlaufen. Von dort aus geht es dann am Samstag und Sonntag durchs Emsland und angrenzende Gebiete bevor am Sonntag Abend die Rückreise bevorsteht. Zwei mal 200km für die An- und Abreise sowie rund 300km Tagestouren sollten den Zählerstand der grauen F700GS ziemlich genau tausend Kilometer nach oben schrauben.
Ohne festen Plan starten WW und ich am Samstag morgen gegen 10h in Papenburg und fahren durch die vielen kleine Dörfer und Ortschaften bis wir mittags in Ditzum ankommen. Von hier aus sollte die Reise mit der Fähre weiter gehen. Leider müssten wir eine Stunde darauf warten, also dann doch lieber selbst fahren und die Klappbrücke in Leer überqueren. Wenn nicht genau in den Moment ein Schiff durchfahren würde auf das wir warten müssen.
Immer an der Ems entlang fahren wir nach Oldersum um beim Bikertreff ein kühles Getränk gegen die Hitze zu bekommen. Zusätzlich hat jeder ein paar Flaschen Wasser in den Packtaschen dabei. Für Sonntag ist hier ein US Car Treffen geplant, vielleicht lässt sich das in unsere Tourenplanung integrieren. Erfrischt geht es wieder auf die Maschinen und weiter Richtung Norden. Damit ist nicht nur die Himmelsrichtung sondern auch der sehr kreative Ortsname gemeint.
Hier kommen wir, wirklich rein zufällig, an einem Automuseeum vorbei das zumindest wegen seines Torbogens aus Porsche 924 Karosserien bekannt sein dürfte. Also direkt umdrehen und hin da. Das Gebäude wirkt von aussen wie jeder andere bessere Bauernhof der Region, doch im Inneren wartet so manche überraschung auf uns. Hier präsentiert sich auf über 2000m² die Früchte von vierzig Jahren intensiver Sammelwut. Von Automobilen über Motorräder bis zu Spielzeug und Werbeschildern ist der gesamte Nutzbare Raum inklusive Wänden und der Decke dicht gefüllt. Im Nebentrackt finden sich Dioramen aus vergangenen Zeiten, darunter eine Scheune samt Scheunenfund und eine alte Dorfwerkstatt.
Die Autos sind nicht nur wegen ihrem Design oder der Technik in die Sammlung aufgenommen worden, sondern teilweise auch weil ein Prominent sie irgendwann mal besessen hat. Der BMW von Ottfried Fischer aus der Fernsehserie "der Bulle von Tölz" findet sich hier ebenso wie der Mercedes 450SEL 6.9 von Mireille Mathieu. Wirklich aussergewöhnlich war jedoch der italienische Puma GT-V von dem nur 10 Stück gebaut wurden.
Nach fast 2 Stunden haben wir die gesamte Ausstellung ausgiebig betrachtet und begeben uns nach draußen zur angeschlossenen Gaststätte für eine weitere Erfrischung. Unterm Dach der Scheune wird es doch ganz schön stickig. Ein letztes Abschiedsfoto muss noch gemacht werden dann gehts weiter nach Pilsum zu Ottos Leuchtturm und dann zurück nach Papenburg. Heute stehen 330km auf der Uhr und das soll auch reichen.
Sonntag morgen geht es mit zwei weiteren Choppern wieder auf Tour richtung Nordosten. Abgesehen von einigen Kaffee- und Tankpausen um die Arme wieder durchbluten zu können (mit dem extra breiten Lenker wird es auf dauer doch unbequem) geht es zügig voran um den kühlenden Fahrtwind auszunutzen. Die Mittagspause findet beim Bikers Inn in Ramsloh direkt neben dem Motodrom statt. So gestärkt geht es wieder nach Oldersum um die verbliebenen Besucher vom US Car Treffen zu besichtigen.
Mittlerweile ist es schon später nachmittag und die Heimreise steht auch noch bevor. So kehren wir zurück nach Papenburg. Nochmal schnell volltanken und das Gepäck fest verzurren. Da auch die Heimreise nur auf kurvenreichen Nebenstrecken erfolgt, ist die Heimat erst gegen 23h erreicht. Die gründliche Wäsche der Mopete muss bis zum nächsten Tag warten. Jetzt ruft das Bett.
Insgesamt lautet die Bilanz für diese Wochenende 1049 gefahrene Kilometer, 43Liter Superbenzin verbrannt und 48 Stunden nichts anderes als Spaß haben und dabei die Landschaft durchstreifen. Wobei nach einer Fahrt mit WWs umgebauter Kawasaki EN500C klar geworden ist, das ein so radikaler Chopper für mich dann doch zu viel des Guten ist. Mit der komfortablen Sitzbank und Körperhaltung auf der F700GS ließen sich die knapp 530km am Sonntag jedenfalls ohne Beschwerden absitzen. Wobei, auf kürzeren Strecken ist die Sitzposition auf einem Chopper mit den vorverlegten Fußrasten und Meter breitem Lenker doch auszuhalten...
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