Freitag, 14. September 2018

Zweites Leben für den Hundeanhänger

 
Nachbarschaftshilfe kann manchmal ungeahnte Formen annehmen. In unserem Fall heißt das, einen alten Hundetransportanhänger wieder Fit für die Straße zu machen. Aber was tut man nicht alles für die lieben Nachbarn, immerhin stört sich dann keiner daran wenn Abends vorm einschlafen nochmal kurz die Motoren etwas Lärm machen müssen. Und ganz abgesehen davon ist ein kleines Bastelprojekt zwischendurch im SZK immer hochwillkommen.
 

 
Ein bisschen Vorgeschichte zur Einstimmung; Vor mehr als 30 Jahren (deswegen auch das alte DIN-Nummernschild) wurde dieser kleine Anhänger aus der damaligen DDR nach Westdeutschland exportiert. Gebaut in den Stanz und Emailierwerken kurz Stema und anschließend unter der Verkaufsbezeichnung Einhell EL400 bei diversen Heimwerkermärkten und Versandhändlern angeboten. Dieses spezielle Exemplar wurde mit einem festen Aufbau aus Edelstahl und Trennwänden mit Türen ausgerüstet um zwei größere Hunde damit zu transportieren. Woher dieser Aufbau stammt ist nicht überliefert, jedenfalls wurde er handwerklich gut ausgeführt und in die Fahrzeugpapiere eingetragen.
 
 
Die meiste Zeit stand und steht dieser Anhänger ungenutzt im Hof herum und wird nur für Urlaubsreisen gebraucht, wenn das Auto schon voll mit Gepäck und kein Platz für Tiere ist. Mittlerweile finden solche Reisen mit Hund und Anhänger aus verschiedenen Gründen nicht mehr statt und der Trailer steht nur noch in seiner Ecke und setzt Moos an. Darum fiel nun die Entscheidung ihn zu verkaufen (den Anhänger, nicht den Hund). Weil die letzte Hauptuntersuchung schon lange überfällig ist, wurden wir gebeten uns darum zu kümmern die mobile Hundehütte auf Vordermann zu bringen, damit sie besser verkauft werden kann. Wie sich noch zeigen sollte brauchte es tatsächlich ein bisschen Arbeit bis alles wieder bereit für die Straße war.
 
 
Auf dem Weg zur heimischen Garage wurde dieser Anhänger vermutlich zum ersten Mal seit zwei Jahren überhaupt wieder hinter einem Auto bewegt. Die Reifen sind zwar schlapp, aber noch nicht völlig platt und die wichtigsten Beleuchtungsfunktionen sind auch gegeben. Ausser der Bereifung, Beleuchtung und Verschleiß an der Anhängerkupplung. Durch den geschlossenen Aufbau ist ein durchgefaulter Boden bei diesem Anhänger nicht zu erwarten und ohne Bremsen kann hier auch fast nichts kaputt gehen. So geht es im gemäßigten Tempo über Landstraßen nach Hause, während der Anhänger im Rückspiegel hinterher hoppelt. Anscheinend sind die Reifen von der langen Standzeit schon eckig geworden.
 
 
Im ersten Arbeitsschritt wollen wir die Beleuchtung wieder voll funktionstüchtig machen und die Reifen aufpumpen. Wenn das klappt, geht es im nächsten Schritt zur Prüfstelle um die lange fällige Hauptuntersuchung zu machen. Mit frischer Plakette verkauft sich jedes Fahrzeug besser. Also ran ans Werk und den Fehler in der Elektrik aufspüren. Hier kommt wieder mal der selbstgebaute SZK Lichttestkoffer zum Einsatz. Damit ist es möglich ohne ein Auto mit passender Steckdose und Helfer der die Bremse und Schalter betätigt, die Anhängerbeleuchtung zu prüfen. Tatsächlich ist an der Verkabelung gar nicht so viel kaputt. Zwei Glühlampen sind durchgebrannt und ein Kabel ist einfach abgebrochen. Bei diesen originalen DDR Rückleuchten sind die Kabel nicht mit Flachsteckern befestigt sondern werden mit geschraubten Klammern angeschlossen. Darum reicht es das Kabel neu anzuschrauben und schon funktioniert alles wieder. Noch etwas Kontaktspray in alle Rückleuchten und den Stecker zum Zugfahrzeug, dann sind wir schon fertig.
 
 
Wären die Fehler nicht so offensichtlich gewesen, hätten wir mangels Stromlaufplan und nicht mehr handelsüblicher Kabelfarben erst den 7Pol Stecker öffnen und rausfinden müssen welches Kabel zur welcher Leuchte gehört. Eine Prüflampe oder Multimeter und viel Geduld machen sich dabei bezahlt. Mit frischer Luft in den Reifen und voller Beleuchtung fahren wir am nächsten Tag zur lokalen Prüfstelle und versuchen unser Glück bei der HU. Die läuft soweit auch ganz gut. Bis auf drei Probleme die wir beheben müssen; ein Blinker funktioniert nicht mehr, die Reifen sind zu alt und haben Risse in der Lauffläche und zu guter Letzt ein paar lockere Schrauben am Aufbau. So gibt es noch natürlich keine Plakette und wir müssen noch ein wenig nachbessern. Dabei sind die lockeren Schrauben und eine durchgebrannte Glühbirne (gestern ging die aber noch!) wirklich kein großes Problem.
 
 
Spannender ist die Sache mit den Reifen. Da dieser kleine Anhänger keine eigenen Bremsen hat, verschleißen die Reifen naturgemäß nur sehr wenig. Durch die UV-Strahlung der Sonne wird das Gummi mit der Zeit hart und spröde, weshalb sich kleine Risse in den Flanken und der Lauffläche zeigen, die immer größer werden können bis sich ganze Profilstücke ablösen lassen. Keine Frage, da muss Ersatz ran und der ist zumindest in diesem Fall gar nicht so teuer. Zwei komplette Räder also Felge und montierter Reifen sind für knapp 50€ erhältlich. Da lohnt sich der Weg zum örtlichen Reifenhändler nicht wirklich. Leider passten die neuen Räder nicht auf den Anhänger - die Radmuttern sind schon am Ende vom Gewinde, bevor die Felge auf der Radnabe richtig anliegt. Dann müssen die alten Felgen wohl oder übel doch wiederverwendet werden.
 
 
Einen Vorteil hat die Sache dann aber doch; die neuen Reifen die wir im Internet erwarben, sind für den Betrieb mit Schläuchen geeignet. Also genau wie bei einem Fahrradreifen. Dadurch können wir die Reifen in Eigenregie aufziehen und wenn der Reifen durch Nägel oder ähnliches beschädigt wird, könnte man den Schlauch auch flicken. Zur Demontage des alten Reifen braucht es einen geeigneten Montierhebel (besser gleich zwei), ein Werkzeug zum Ventileinsätze rausdrehen und wenn möglich einen Helfer. Alternativ kann man das komplette Rad auch in einem Schraubstock so fixieren dass es nicht immer wegrutscht. So drehen wir den Ventileinsatz raus und lassen die Luft ab. Dann mit dem Fuß oder einem Schraubstock den Reifen soweit zusammendrücken bis er nicht mehr am Rand der Felge anliegt. Hier können wir mit dem Montierhebel ansetzten und die Reifenflanke über den Rand der Felge ziehen. Im Grunde genau die selben Schritte wie beim Reifenwechsel am Fahrrad.
 
 
Bei der Montage des neuen Reifens empfiehlt es sich den Reifenrand mit etwas Spüliwasser oder Glasreiniger einzusprühen damit er leichter über die Felge rutscht. Erst die Wulst, dann den Schlauch in den Reifen drücken und das Ventil durchs Loch der Felge stecken. Achtung! Das Ventilloch ist bei vielen Felgen nicht mittig sonder nach aussen versetzt. Der Schlauch hat sein Ventil entsprechend auch nicht mittg. Achtet darauf dass das Ventil nicht Schräg sitzt. Anschließend die zweite Wulst über den Rand der Felge hebeln. Dabei wieder aufpassen dass der Schlauch nicht beschädigt wird. Wenn alles sitzt wie es soll, kann der Reifen vorsichtig bis zum korrekten Druck befüllt werden.  Da dieser Anhänger auch über ein Ersatzrad verfügt dass schon lange kaputt war, haben wir erstmal daran geübt und im Anschluss die neuen Reifen montiert. Mit ein wenig Übung ist die Operation gar nicht so schwer. Mit den neuen Pellen unterm Anhänger geht die Fahrt erstmal zur Waschanlage um den ganzen Schmutz und Moosbewuchs innen und aussen abzuspülen. So macht der Trailer gleich einen viel besseren Eindruck.
 
Diese Meinung teilte auch der Prüfingenieur und brachte nach erfolgreicher Nachkontrolle eine neue HU Plakette an. Noch ein paar ordentliche Fotos vom Anhänger machen und dann im Internet inserieren. So ging der Hundeanhänger an seinen neuen Besitzer über und erwartet sein zweites Leben. Beim Verkaufsgespräch kamen noch Themen wie 100km/h Zulassung und grünes Nummernschild auf, aber darüber berichten wir dann ein anderes mal.

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