Endlich kann die Arbeit an unserem französischen Patienten fortgesetzt werden. Eine Schraube im Reifen und fehlende Ersatzteile haben uns einige Tage gekostet. Dafür können wir heute nicht nur das Thema Bremsanlage abschließen sondern direkt an der Lenkung weitermachen. Es gibt immer was zu tun.
Während der Reifen unterwegs zur Reparatur ist, haben wir neue Bremsscheiben für die Hinterachse besorgt. Die ursprünglich gelieferten Teile passten nicht auf unsere Achse. Dazu sei gesagt dass die Radlager renaulttypisch Teil der Bremsscheibe sind. Im Gegensatz zum grünen Clio müssen wir hier jedoch keine Lager einpressen sonder kaufen direkt die vormontierte Bremsscheibe mit Lager und ABS-Sensorring. Das macht die Sache zwar etwas teurer, aber dafür haben wir weniger Arbeit und jedes Mal wenn die Bremse erneuert wird, bekommt der Wagen automatisch frische Radlager. Bei einem Renault vielleicht keine ganz schlechte Idee.
Offenbar gibt es jedoch bei Megane unterschiedliche Achsen; entweder hat die Aufnahme 25 oder 30mm durchmesser. Unser Kombi braucht 30mm Lager, wir hatten natürlich die Falschen. Das sieht man aber erst wenn schon alles zerlegt ist. Wie gut das der Wagen so schnell nicht dringend gebraucht wird. Im Gegensatz zur Vorderachse ist die Arbeit hier ein bisschen aufwändiger, wir brauchen ein spezielles Kolbenrückstellwerkzeug für die integrierte Handbremsmechanik und für die Radlagermutter eine 36mm Nuss und einen extragroßen Drehmomentschlüssel.
Im ersten Arbeitsschritt bocken wir den Wagen wieder auf und entfernen die Räder. Dann können die Schrauben in den Führungsstiften gelöst werden. Dafür braucht es einen 13mm und 15mm Schraubenschlüssel. Ohne diese Schrauben wird der Sattel nurnoch von den Bremsbelägen am Auto gehalten. Mit einem Schlitzschraubendreher als Hebel sollte auch das kein Problem sein. Als nächstes folgt die Bremssattelhalterung und ihre zwei Schrauben (Torx T60) die wir ebenfalls demontieren müssen um die Scheibe tauschen zu können.
Um die Bremsscheibe abnehmen zu können, muss jetzt die Staubschutzkappe vom Radlager abgenommen und die große Mutter (SW36) gelöst werden. Ein Schlitzschraubendreher eignet sich sehr gut um den Deckel abzukriegen und für die Mutter empfehlen wir entweder einen Schlagschrauber oder einen möglichst langen Hebel da sie wirklich sehr fest angezogen ist. Sofern man direkt die richtigen Ersatzteile am Start hat, kann nun ohne Unterbrechung die neue Bremsscheibe samt Radlager aufgesetzt werden. Die mitgelieferte Sicherungsmutter ziehen wir mit 280(!)Nm Drehmoment an und drehen sie dabei gleichzeitig damit das Lager gleichmäßig belastet wird. Den Blechdeckel wieder drauf kloppen und weiter geht es mit dem Bremssattelträger.
Dieser muss im Gegensatz zur Vorderachse nicht groß entrostet werden da die Bremsbeläge hier auf separaten Blechen laufen die wir erneuern können. Natürlich bekommen die Beläge trotzdem wieder ein bisschen Bremsenpaste auf die Ränder der Trägerplatte. Allein schon damit hier nichts quietscht. Die Schrauben bekommen Loctite und 80Nm Anzugsmoment. Der Kolben im Bremssattel muss hier gleichzeitig gedrückt und gedreht werden um ihn korrekt zurückstellen zu können. Mit dem entsprechenden Werkzeug kein Problem. Dann kommt der Sattel auf seinen Halter und die beiden Schrauben in den Führungsstiften wieder etwas Loctite und 35Nm. Zum Abschluss das Rad drauf und ein paar Mal die Handbremse ziehen damit sich der Mechanismus nachstellen kann.
Eigentlich wären wir jetzt fertig mit dem Auto. Doch wo der Wagen gerade schonmal auf der Bühne stand sind uns die ausgeschlagenen Spurstangenköpfe an der Vorderachse aufgefallen. Passender Ersatz kostet kein Vermögen und darum machen wir hier direkt weiter. Als erstes sprühen wir die Sicherungsmuttern mit Rostlöser ein und messen dann die freie Gewindelänge von der eigentlichen Spurstange aus. So haben wir bei der Montage einen Anhaltspunkt für die korrekte Spureinstellung. Mit einem Schlagschrauber und 16mm Nuss sollte sich die Mutter am Gelenk vom Kopf einfach lösen lassen und nach ein paar festen Schlägen mit dem Hammer gegen die Seite vom Achsschenkel löst sich hoffentlich auch der Konus aus seinem Sitz. Um die weitere Arbeit zu erleichtern stecken wir den Kopf wieder in den Achsschenkel und drehen die Mutter ein paar Umdrehungen auf.
Weiter geht es am anderen Ende vom Spurstangenkopf, hier lösen wir die Sicherungsmutter (SW21) eine halbe Umdrehung und schrauben dann den Kopf von der Spurstange ab. Wenn der Kopf fest sitzt kann hier und an der Spurstange mit einem Schraubenschlüssel gegengehalten werden. Jetzt den neuen Kopf wieder drauf drehen und die Sicherungsmutter fest ziehen. Die Mutter am Gelenk bekommt Loctite und 60Nm. Sinnvoll ist es nach dem Tausch in einer Werkstatt die Spureinstellung überprüfen zu lassen damit die Reifen nicht ungleichmäßig verschleißen.
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