Montag, 17. Juni 2019

Nissan Note 1.5dci Zahnriemenwechsel


Der große Vorteil von neueren Autos ist, das sie hoffentlich nur für routinemäßige Wartungsarbeiten und Verschleißreparaturen in die Werkstatt gebracht werden müssen. Der große Nachteil ist der hohe Preis für diese Arbeiten in der Vertragswerkstatt. Spätestens wenn die Garantiezeit abgelaufen ist, kann man sein Auto auch in einer freien Werkstatt warten lassen. Oder man macht es gleich selbst. Der Plan ist bei diesem Nissan Note mit 1.5l Dieselmotor den Zahnriemen und die Wasserpumpe auszutauschen. 


Auch wenn der Wagen ein Nissan ist, kommt der Motor (1.5dci K9K B608 119) direkt aus dem Renault Teilefundus. Das sollte uns die Arbeit insofern erleichtern das es im Internet reichlich Informationen zum richtigen Zahnriemenwechsel gibt und die dafür nötigen Spezialwerkzeuge recht preiswert erhältlich sind. Das selbe gilt für die Ersatzteile die wir einbauen werden auch; eine neue Wasserpumpe, ein Zahnriemen und die dazugehörige Spannrolle.


Im ersten Arbeitsschritt stellen wir den Nissan auf die Bühne und heben ihn ein Stück weit an um das rechte Vorderrad demontieren zu können. Alternativ könnte man auch einen Wagenheber und Unterstellböcke benutzen. Wenn das Rad aus dem Weg ist, machen wir direkt mit der Radhausschale weiter. Diese wird vom Schweller bis zum Stoßfänger mit einem Haufen Plastikclips am Fahrzeug fixiert, die wir alle zerstörungsfrei raus hebeln müssen um die Verkleidung abnehmen zu können. 


Bevor wir hier unten weiter machen können, muss jetzt erstmal oben am Motor gearbeitet werden. Wie bei den meisten modernen Autos ist der Motor quer zur Fahrtrichtung eingebaut und wird von mehreren Motorlagern im Auto gehalten. Eines dieser Lager ist uns leider sehr im Weg und muss weichen damit der Zahnriemen überhaupt ausgewechselt werden kann. Und um dieses Motorlager demontieren zu können, muss der Luftfilterkasten oben vom Motor abgebaut werden. Man merkt es vielleicht schon, aber den größten Teil der Arbeitszeit verbringt man bei diesem Auto damit alle möglichen Teile aus dem Weg zu schaffen um an die eigentlichen Baugruppen zu gelangen.


Der Luftfilterkasten wird mit zwei Torxschrauben am Luftmassenmesser und zwei M8 Muttern am Motorblock fixiert. Ausserdem sind hier zwei Kabelstränge fixiert die gelöst werden müssen. Dann kann der Kasten aus seinen Gummilagern gezogen werden. Bevor nun das Motorlager abgeschraubt wird lassen wir den Wagen vorsichtig ab bis die Ölwanne auf einem Stapel Backsteine liegt. Alternativ könnte dafür auch ein Wagenheber benutzt werden. Die Halterung muss komplett ausgebaut werden, also drei Schrauben (SW16) am Motorblock, zwei am Rahmenträger und eine an der Strebe zum Domlager. An den Klimaleitungen vorbei zu kommen ist keine ganz leichte Übung aber machbar.


Nachdem dieser Brocken aus dem Weg geschafft ist, können wir relativ bequem von unten und oben an den Keilriemen gelangen. Mit einem möglichst langen Schraubenschlüssel als Hebel kann die Spannrolle zurückgedrückt und der Riemen abgenommen werden. Jetzt ist es endlich möglich die obere Zahnriemenabdeckung zu lösen (Plastiklaschen ringsherum und eine Schraube mittig) und den Riemen um den es sich die ganze Zeit dreht zu sehen. Die Halterung für das Motorlager verdeckt den Riemen teilweise und muss daher demontiert werden. Auch die untere Abdeckung müssen wir noch entfernen, hier empfiehlt es sich erstmal die Riemenscheibe der Kurbelwelle abzuschrauben um ein bisschen mehr Platz zu haben. Mit einem Schlagschrauber ist diese Schraube (SW18) kein großes Problem. Damit der Motor von Hand durchgedreht werden kann, wird die Schraube wieder handfest eingeschraubt.


Jetzt ist die richtige Gelegenheit sich ein paar Fotos zu machen wo und wie der Zahnriemen verläuft damit beim späteren Zusammenbau alles an die richtige Stelle kommt. Und dann kommt endlich das Absteckwerkzeug zum Einsatz. In der Nockenwellenriemenscheibe befindet sich ein Loch das mit einer entsprechenden Bohrung im Motorblock fluchten muss. Nur dann passt das Absteckwerkzeug hinein. Zusätzlich befinden sich Markierungen auf den Zahnrädern für die Nockenwelle, Kurbelwelle und Einspritzpumpe. Damit die Steuerzeiten auch wirklich richtig sind, muss zusätzlich die Kurbelwelle in der richtigen Position stehen. Auch dafür gibt es ein passendes Absteckwerkzeug das von der Seite in den Motorblock geschraubt wird und so die Kurbelwelle blockiert. Erstmal muss dafür eine kleine Aussentorx-Schraube (E12) aus dem Block geschraubt werden. Sie befindet sich gut versteckt an der Vorderseite vom Motor (Richtung Kühlergrill) direkt vor der Schwungscheibe oberhalb der Ölwanne.


Ein Tipp den wir erhalten haben ist den Motor fast bis zur Überdeckung vom Nockenwellenrad-Loch und Bohrung zu drehen, dann den Arretierbolzen für die Kurbelwelle einschrauben und den Motor im Uhrzeigersinn drehen bis die Kurbelwelle sich nicht mehr weiter drehen lässt. Jetzt sollte sich das Absteckwerkzeug der Nockenwelle recht einfach einstecken lassen. Wenn es nicht passt, bloß keine Gewalt anwenden sondern lieber ein bisschen an der Kurbelwelle drehen bis es endlich passt. Nun kann die Spannrolle vom Zahnriemen gefahrlos entspannt und der alte Riemen abgezogen werden. Sofern die Wasserpumpe mit getauscht werden soll muss nun der schwarze Kunststoffrahmen der die Pumpe teilweise verbirgt entfernt werden. Mit einer großen Auffangschale unterm Auto lösen wir die fünf Schrauben (SW8) und lassen das Kühlwasser ablaufen, dann kann die alte Pumpe einfach abgenommen und samt Dichtung gegen das neue Teil ersetzt werden.


Nun erfolgt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Die Schraube links unten bekommt ein bisschen Gewindedichtmittel und alle Schrauben 10Nm Anzugsmoment. Der schwarze Kunststoffrahmen kommt wieder an seinen Platz und die Spannrolle kann jetzt auch schon getauscht werden. Sie hat eine Nase die sich in einem korrespondierenden Loch im Motorblock einhakt. Die Schraube (SW13) muss erstmal nur handfest angezogen werden. Wirklich fummelig wird es nur noch zwei mal. Zum einen wenn der neue Riemen aufgelegt wird (sehr stramm) und zum zweiten wenn der Riemen korrekt gespannt und die Steuerzeiten kontrolliert werden. Der Riemen lässt sich noch am einfachsten auflegen wenn die Spannrolle mit einem 6mm Inbusschlüssel ganz entspannt wird und dann der Riemen von der Kurbelwelle ausgehend im Uhrzeigersinn über alle Zahnräder geschoben wird. Dabei muss der Riemen immer straff bleiben damit die Steuerzeiten passen.


Jetzt kann die Spannrolle mit dem Inbusschlüssel soweit verdreht werden bis der kleine Zeiger am Gehäuse mit der Markierung übereinstimmt. Danach wird die Halteschraube der Spannrolle ein wenig fester angezogen und beide Arretierwerkzeuge entfernt. Mit dem Schraubenschlüssel auf der Kurbelwelle drehen wir den Motor jetzt mehrmals langsam im Uhrzeigersinn durch bis die Markierungen übereinstimmen und die Absteckwerkzeuge in Kurbel- und Nockenwelle eingesetzt werden können. Sofern hier nichts klemmt sind die Steuerzeiten korrekt und die Spannrolle kann endgültig mit dem erforderlichen Drehmoment (30Nm) angezogen werden. Sollte die Spannung nachgelassen haben, einfach wieder neu spannen. Dann kommt die untere Zahnriemenabdeckung wieder an ihren Platz und die Kurbelwellenriemenscheibe kann mit einer neuen Schraube festgemacht werden. Dabei muss die Nut der Scheibe genau mit der Passfeder übereinstimmen. Das Anzugsmoment sind 120Nm +95°.

Damit ist der schwierigste Teil der Operation erfolgreich überstanden. Jetzt kommen die restlichen Halterungen und Abdeckung wieder an ihren Platz. Der Keilriemen wird entweder ersetzt oder wiederverwendet -wichtig ist nur das er richtig verlegt ist. In unserem Fall muss nun auch noch das Kühlwasser wieder aufgefüllt und entlüftet werden. Also den Ausgleichsbehälter füllen und dann den Motor so lange im Stand laufen lassen bis das Thermostat öffnet und die Luft aus dem System entweicht. Wenn die Heizung im Innenraum warme Luft liefert, ist alles in Ordnung.

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