Montag, 16. September 2019

Welcher Führerschein für... ein Ultraleichtflugzeug?


Ein bisschen Abgehoben waren wir schon immer. Aber jetzt ist endlich die Gelegenheit gekommen den Bodenkontakt längerfristig zu verlieren. Idealerweise in einem Flugzeug. Aber bitte nicht direkt mit dem Jumbojet bis nach Neuseeland. Für den Anfang würde schon eine Runde im Ultraleichtflugzeug ausreichen. Aber welchen Führerschein braucht man dafür?


Da diese UL-Flieger so ziemlich die kleinste Klasse der "richtigen" Flugzeuge darstellen und nur noch von Gleitschirmen und Hängegleitern unterboten werden, sind die Anforderungen an eine Fluglizenz hier so niedrig wie sonst nirgendwo. Ihnen gemein ist der sogenannte Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer der je nach Art und Masse des Fluggerätes abgestuft wird. Also prinzipiell wie beim Autoführerschein.


Und genau wie beim Auto, braucht man einen Fluglehrer und muss gewisse theoretische und praktische Prüfungen ablegen um die entsprechende Fluglizenz zu erwerben. Ausbildungsthemen sind dabei unter anderem  Aerodynamik, Luftrecht, Meteorologie, Navigation, die Technik des Flugzeug und physische Grenzen der Insassen. Soweit wollen wir uns hier und jetzt aber gar nicht mit der Materie auseinandersetzen. Wir wollen fliegen!


Das Flugzeug mit dem wir heute hoffentlich unfallfrei abheben werden ist ein dreiräderiges Exemplar (so kann man beim rollen auf dem Flugfeld besser sehen wohin man fährt) vom Typ B&F FK-9 Mark IV Utility. Unter der Motorhaube sitzt ausgerechnet die Maschine eines Smart Pkw, also Dreizylinder Turbobenziner mit 0,6l Hubraum und 55PS. Für die maximal 472,5kg Startgewicht dieses Flugzeug sollte das ausreichend sein.


In diesem Fall könnte das Flugzeug technisch noch deutlich mehr Gewicht  verkraften, aber die Zulassung als Ultraleichtfulgzeug setzt hier Grenzen. Damit für Passagiere, Gepäck und Treibstoff genügend Zuladungsreserve bleibt, muss der Rest so leicht wie möglich sein. Der Rumpf besteht größtenteils aus Kohlefaserverstärktem Kunststoff und einer darin integrierten Sicherheitszelle aus Stahlrohr. Ansonsten wurde auf alles verzichtet was nicht unbedingt notwendig war. Also keine Innenverkleidung oder übermäßige Isolation. Wer Komfort sucht, muss auf größere Flieger umsteigen.


Hier und jetzt ist nun endlich für uns die Zeit gekommen einzusteigen. Die Türen sind ziemlich klein und öffnen sich nach oben. Dann gilt es irgendwie die Beine und das Gesäß über die hohe Einstiegskante in den knapp bemessenen Innenraum zu wuchten. Dabei sind der Steuerknüppel, Stromkabel vom Headset und die Hosenträgergurte zu beachten. Idealerweise ist man also schlank. klein und gelenkig. Genau was wir nicht sind. Aber es nützt alles nichts, wir wollen fliegen und das gehört einfach dazu.


Vor uns im Armaturenbrett befinden sich überraschend wenige Instrumente. Kein Vergleich zu einem großen Urlaubsjet. Das liegt zum einen daran dass dieses UL-Flugzeug nur nach Sicht geflogen wird, also keine Navigation allein nach Instrumenten möglich ist und zum anderen dass der Motor elektronisch gesteuert wird und bis auf ein paar Warnlampen keine besondere Überwachung hat. Wichtig sind für diesen Flug nur die Geschwindigkeitsanzeige, der Höhenmesser und die Anzeige für die Steiggeschwindigkeit. Für eine kleine Runde um den Flugplatz reicht auch der Spritrest im Tank hinter den Sitzen aus.


Also Schlüssel drehen, Kippschalter für Zündung und Benzinpumpe umlegen, Startknopf drücken und Motor aufwärmen lassen. Dann rollen und hoppeln wir über den Taxiway parallel zur Startbahn ans andere Ende der Piste. Gas auf Vollschub und dann die Grasbahn entlang jagen bis der Tacho über 90km/h anzeigt und dann sanft am Steuerknüppel ziehen bis die Nase hochkommt. Tatsächlich alles weit weniger spektakulär als befürchtet. Wenn der Lärm (trotz Kopfhörer) und die Hitze nicht wären könnte man es hier stundenlang aushalten.

Wir müssen nach einer Viertelstunde schon wieder zur Landung ansetzen. Nochmal schnell die Aussicht von hier oben genießen und dann zusehen das man dem Piloten nicht im Weg ist. Die Füße, Oberschenkel und Ellenbogen stehen im ständigen Platzkampf mit den Steuerungsmechanismen. Trotzdem gelingt die Landung gemessen an dem harten Fahrwerk und der welligen Grasbahn recht sanft. Das können wir in Zukunft gerne nochmal wiederholen. Vielleicht können wir dann selbst mal ans Steuer.

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