Nach über 60 Jahren hinterm Lenkrad ohne größere Zwischenfälle kann man schon mal Pech haben. Ausser einem eingedrückten Kotflügel und frischen Lackspuren am Garagentor ist zum Glück nichts weiter passiert. Trotzdem natürlich sehr ärgerlich das jemand einfach so die Einfahrt enger gebaut hat während der Fahrer beim Einkaufen war. Anders lässt sich dieser Zwischenfall nicht erklären. Wie dem auch sei, der Schaden ist passiert und jetzt sind wir gefragt um den 1991er Mitsubishi Lancer wieder aufzuhübschen.
Dabei haben wir eigentlich nur zwei Hindernisse; es müssen passende Ersatzteile aufgetrieben werden und die ganze Aktion soll möglichst Preisgünstig erfolgen. Dafür haben wir relativ viel Zeit und freie Hand bei der Wahl unserer Mittel. Das Endergebniss muss nicht perfekt sein, da der Wagen auch vorher schon die eine oder andere Kampfspur trug und zu befürchten ist, das auch in Zukunft weitere Malheure passieren werden. Trotzdem versuchen wir gute Arbeit abzuliefern.
Bei der ersten Bestandsaufnahme sieht die Sache so aus das der vordere und seitliche Blinker zersplittert sind, die untere Zierleiste abgerissen ist und der Kotflügel nach innen gedrückt und nach hinten geschoben wurde. Darum geht die Beifahrertür jetzt auch nicht mehr auf. Das müssen wir auf jeden Fall beheben. Alles andere ist Zweitrangig. Bevor wir mit den Karosseriekorrekturen beginnen, begeben wir uns jetzt erstmal auf die Suche nach passenden Ersatzteilen.
Leider ist das Ersatzteile-Angebot für 29 Jahre alte japanische Mittelklasse-Limousinen recht überschaubar. Selbst beim Mitsubishi Vertragshändler gibt es kaum noch Ersatzteile für dieses Fahrzeug. Von Karosserieteilen aus dem Zubehörmarkt wollen wir gar nicht anfangen - es gibt einfach nichts. Obwohl das vordere Drittel vom Lancer C6A und Colt C50 (nahezu) komplett identisch ist fanden sich keine gebrauchten Kotflügel oder Seitenblinker im Angebot. Immerhin bekamen wir einen passenden vorderen Blinker bei einem Schrottplatz in der Nähe.
Für den seitlichen Blinker ist unsere grenzenlose Fantasie und Improvisationskunst gefordert. Mit dem kaputten Teil in der Hand besuchen wir den lokalen Schrottplatz und stromern durch die Reihen von Autowracks bis wir eines finden von dem die Blinker für unseren Lancer eventuell passen könnten. Tatsächlich passen die Blinker vom Saab 9-3 der ersten Generation mit ein bisschen Fummeln ins Loch vom Mitsubishi Kotflügel. Allein wegen solchen Sachen ist ein richtiger Schrottplatz immer noch sein Geld wert, auch wenn manche Teile im Internet billiger sein sollten.
Jetzt haben wir zumindest alle Teile zusammen die kaputt gegangen sind - die Zierleiste lag noch in der Garage auf dem Boden - aber ein bisschen neue Farbe brauchen wir in jedem Fall noch. Selbst dabei kann uns der Mitsubishi Vertragspartner leider nicht wirklich weiterhelfen. Anhand der Fahrgestellnummer lässt sich gar nichts rausfinden und damals gab es mindestens drei verschiedene Blautöne zur Auswahl, auf dieses Glücksspiel wollen wir uns nicht einlassen.
Darum fahren wir mit dem verbeulten Lancer zur örtlichen Lackiererei und lassen uns dort vom Chef die passende Farbe zu unserem Auto raussuchen und anmischen damit wir die Stellen nachpinseln können wo der Lack komplett abgeschrammt ist. Warten wir mal ab ob nochmehr Lack abplatzt wenn das Blech wieder in seine ursprüngliche Form zurückgetrieben wird. In Anbetracht des selbst für damalige Verhältnisse sehr dünnen Karosserieblech könnte das mit recht überschaubarem Kraftaufwand möglich sein.
Um von der Rückseite am Kotflügel arbeiten zu können, muss die Radhausschale teilweise demontiert werden und dafür muss wiederum das Vorderrad abgenommen werden. Also Wagenheber drunter, Auto hoch und Radmuttern lösen. Die Radhausschalte ist oben und hinten mit zwei Schrauben und zusätzlich mit mehreren Spreizdübeln festgemacht. Dahinter verbergen sich neben einem Haufen Laub auch die Spuren eines anderen Unfallschadens der mehr oder weniger sauber behoben wurde. Dann brauchen wir uns ja gar keinen Stress machen.
Die Idee beim Ausbeulen ist es genau dort zu ziehen wo das Blech zuvor eingedellt wurde. Idealerweise kommt das umliegende Material gleich mit zurück an seinen Platz. Besonders wenn es sehr kalt ist, empfiehlt es sich da Blech und den Lack zuvor mit einem Heißluftfön etwas anzuwärmen damit nichs abplatzt. Auf diese Weise ist die größte Delle und der eigentliche Radlauf nach einigen Versuchen wieder halbwegs gerade. Als nächstes folgt die Partie um den Seitenblinker.
Hier ist der Spalt zwischen Türkante und Kotflügel so schmal geworden dass sie kollidieren. Erstmal ziehen wir den Kotflügel nach aussen, damit die Tür überhaupt wieder aufgeht, so kommt man an die obere Befestigungsschraube. Sobald sie etwas gelöst ist lässt sich der Kotflügel nach vorne drücken und wieder fixieren. Tatsächlich wars das schon mit den Blecharbeiten. Gespachtelt wird hier nichts. Dafür sind die Dellen nicht groß genug und ausserdem passt es zum restlichen Fahrzeug.
Bevor die Schrammen mit neuem Lack ausgepinselt werden, kommt die Schleifpolitur zum Einsatz. Damit lassen sich die oberflächlichen Schrammen tatsächlich zum größten Teil wegpolieren. Nur für die tieferliegenden Spuren nehmen wir jetzt einen kleinen Pinseln und hauen etwas Farbe drauf. Sobald die trocken ist kommt noch eine Schicht Klarlack aus der Sprühdose drüber damit es lange hält.
Nachdem die Farbe getrocknet ist können wir das Auto wieder komplettieren. Um den vorderen Blinker zu tauschen muss die Batterie ausgebaut und der dahinter liegende Drahtbügel ausgehängt werden. Stecker vom alten Blinker ab, neuen Blinker dran und alles wieder ins Auto rein. Beim seitlichen Blinker muss der originale Stecker abgeschnitten und das neue Kabelende angelötet werden. Ein bisschen Feilen und Klebeband zum verdicken und der neue falsche Blinker passt auch. Radhausschale rein, Rad drauf und fertig.
Auf der Probefahrt zur Waschanlage für eine letzte Reinigung vor der Rückgabe fielen uns direkt noch ein paar Baustellen für die Zukunft auf; eine Waschdüse funktioniert nicht, der Keilriemen quietscht, der Motor verliert etwas Öl und das gravierendste; die Kupplung rutscht durch. Das kann nicht mehr lange gut gehen. Vielleicht kommt der Lancer also bald wieder zurück in unsere Werkstatt. Da ist das Eingangstor auch etwas breiter als in der heimischen Garage.
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