Montag, 18. Mai 2020

Neue Kupplung für den Lancer - Teil 2


Manchmal scheitern unsere ambitionierten Projekte nicht an mangelndem Talent oder Spezialwerkzeug sondern einfach nur an den falschen Ersatzteilen. Genau so lief es be diesem bald 30 Jahre alten Mitsubishi Lancer der einfach nur eine neue Kupplung braucht. Aber der Reihe nach; das Getriebe ist im ersten Teil erfolgreich demontiert worden und heute wollen wir uns um die Kupplung selbst kümmern. In der Hoffnung dass dieser Lancer bald wieder flotter unterwegs sein kann. 



Das eigentliche Verschleißteil einer jeden Kupplung ist die Mitnehmerscheibe welche zwischen Druckplatte und Schwungscheibe zusammengepresst wird um so Kraftschluss zwischen Motor und Getriebe herzustellen. Wenn man an einer großen Steigung anfahren muss oder beim rangieren lange Zeit mit teilweise durchgetretener Kupplung fährt riecht man früher oder später einen beißenden und verbrannten Geruch. So riecht eine Mitnehmerscheibe die zu viel Reibungshitze abbekommt und sich gerade selbst auflöst. Kein wirklich gutes Zeichen. 


Wie schlimm es um die Kupplung in diesem Lancer bestellt ist können wir erst sehen wenn die sechs Schrauben der Druckplatte gelöst werden. Dafür nutz man idealerweise einen Schlagschrauber da sich der Motor respektive die Kurbelwelle sonst einfach mitdreht wenn man die Schraube drehen will. Alternativ kann man versuchen einen Schraubendreher gegen die Zähne vom Anlasserkranz der Schwungscheibe zu verkeilen um den Motor zu blockieren. Ohne die sechs Schrauben wird die Druckplatte nur noch  von drei Führungsstiften auf der Schwungscheibe gehalten - und vom Dreck natürlich.


Apropos Dreck; nicht nur wenn die Kupplung wie bei unserem Patienten komplett abgeraucht ist, sammelt sich mit der Zeit jede Menge Abrieb vom Kupplungsbelag an. Dieser sollte entfernt werden bevor die neue Kupplung rein kommt. Dafür nutzen wir Pressluft und Bremsenreiniger. Bei dieser Arbeit muss unbedingt eine gute Atemschutzmaske getragen werden, egal ob die montierte Kupplung noch Asbest enthält oder nicht. Anschließend bearbeiten wir die Kontaktfläche vom Belag zur Schwungscheibe nochmal von Hand mit etwas Schleifvlies um jegliche Rückstände zu beseitigen. Andernfalls kann die neue Kupplung mit Pech ein sehr unharmonisches Verhalten an den Tag legen.


Nach der Reinigung sieht die Schwungscheibe nahezu makellos aus. Das ist sehr gut, sonst hätten wir sie entweder abdrehen oder austauschen müssen. Beides teure und zeitaufwändige Arbeiten die wir uns gerne ersparen wollen. Die Gegenseite vom Paket also die Druckplatte sieht bedeutend schlechter aus. Der Kupplungsbelag ist komplett abgenutzt, bis runter zu den Nieten mit denen der Belag auf dem Träger fixiert ist. Die Nietköpfe haben tiefe Riefen hinterlassen, allein deshalb wäre es sehr unklug die Druckplatte wieder einzubauen. Wie wir inzwischen gelernt haben ist der Belag genau deshalb nicht gleichmäßig dick. Die Seite zum Getriebe bzw. Druckplatte ist etwas dünner, so dass sie zuerst verschleißt und durchrutscht noch bevor die Schwungscheibe in Mitleidenschaft gezogen wird. Praktisch!


Nachdem der Bremsenreiniger von den Kontaktflächen der Schwungscheibe und der neuen Druckplatte verdunstet ist und auch sonst keine Rückstände verbleiben, darf die neue Mitnehmerscheibe an den Motor. Dabei müssen wir leider feststellen das wir die falschen Teile besorgt haben. Zwei Tage später ist endlich die neue passende Kupplung (20cm Durchmesser) eingetroffen und kann montiert werden. Dafür braucht es ein spezielles Kupplungszentrierwerkzeug damit alles genau konzentrisch montiert ist. Als nächstes folgt die Druckplatte welche mit 20Nm festgezogen werden. Bevor das Getriebe wieder installiert wird reinigen wir die Verzahnung der Getriebeeingangswelle und verpassen ihr ein wirklich kleines bisschen Molybänfett.


Da das Ausrücklager schon ein bisschen Geräusche macht tauschen wir es vorsichtshalber gleich mit aus. Dazu muss nur der Sicherungsdrahtbügel abgenommen und das ganze Teil von der Getriebewelle gezogen werden. Die Fläche auf der das Lager sitzt (auf der Getriebeeingangswelle) wird ebenfalls gerenigt und dünn eingefettet - aber wirklich nur ganz leicht. Ab jetzt braucht man entweder einen Wagenheber und viel Geduld oder einen kräftigen Helfer und viel Geduld. Das Getriebe kann sich ganz leicht an seinen Platz bewegen oder wahrlich Widerstand leisten. Im letzten Fall nicht rabiat werden und auf keinen Fall die Schrauben nutzen um das einfach Getriebe den letzten Zentimeter an den Motor zu ziehen. Lieber nochmal kontrollieren ob die Führungsstifte richtig vor ihren Löchern sitzen und keine Haltebügel (zum Beispiel für die Kühlwasserleitung oberhalb der Kupplungsglocke) oder Kabel dazwischen sitzen. 


Wir empfehlen erstmal nur ein paar große Schrauben von Hand einzudrehen damit alles halbwegs zusammenhängt. Damit die beiden Schrauben vom Getriebehalter sauber in ihre Gewindelöcher packen mussten wir ganz schön drücken und ziehen. Danach die Schutzbleche der Schwungscheibe und die Antriebswellen montieren. Der restliche Einbau erfolgt umgekehrt zum Zusammenbau. Sollte die Kupplung beim ersten Probelauf nicht vernünftig trennen ist vermutlich Luft in der Kupplungshydraulik. Dann muss das System wie bei einer Bremshydraulik entlüftet werden.

****Exkurs Ende****

Mit der neuen Kupplung fährt der Lancer wie ein völlig anderes  Auto. Die 90PS werden endlich nahezu vollständig vom Getriebe an die Räder durchgereicht. Jetzt kann man sogar mit Vollgas beschleunigen und wird wirklich schneller. Dafür muss sich die Fahrerin nun wieder daran gewöhnen dass die Kupplung sofort kommt und nur trennt wenn das Pedal bis zum Boden durchgedrückt wird.

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