Irgendwie dauert die Reanimation an diesem BMW E30 schon deutlich länger als ursprünglich geplant. Zum einen machte die rostige Karosserie umfangreiche Schweißarbeiten erforderlich und zum anderen fanden sich trotz gründlicher Erstbesichtigung noch ein paar Bauteile die wir erneuern oder auffrischen wollen. Der eine große Vorteil bei den mechanischen Arbeiten ist das sie deutlich sichtbare Erfolge liefern. Zumindest meistens. Heute beschäftigen wir uns mit einer von den Ausnahmen.
Wenn man erstmal im Auto platz genommen hat, sieht man nicht mehr viel vom äußeren Pflegezustand der Karosserie und auch die Innenausstattung gerät schnell in den Hintergrund. Viel wichtiger ist das Fahrwerk und der Antriebsstrang der darüber entscheidet ob man subjektiv in einem alten Auto oder in einem verbrauchten Gebrauchtwagen fährt. Nachdem die Stoßdämpfer und die Lenkung schon einige Aufmerksamkeit erfahren haben, kümmerm wir uns jetzt um den Antriebsstrang. Genauer gesagt das Ausrücklager vom Getriebe. In der Vergangenheit machte sich (vermutlich) dieses Teil akkustisch deutlich bemerkbar. Zeit was dagegen zu tun.
Leider oder zum Glück wurde irgendwann vor der letzten Einlagerung bereits die Kupplung selbst gewechselt, jedoch ohne neues Ausrücklager. Das ist gut weil es für uns eine potenzielle Baustlle weniger bedeutet. Anderseits bedeutet es das wir uns dennoch einen Großteil der Arbeit für den normalen Kupplungswechsel machen müsen. Es nützt nun alles nichts. Wenigstens bietet es uns die Gelegenheit weitere Reinigungsarbeiten am Unterboden vorzunehmen und noch ein paar Teile zum Aufarbeiten wegzubringen.
Im ersten Arbeitsschritt wird der Wagen auf der Hebebühne abgestellt und hochgefahren. Mit einer Grube bzw Unterstellböcken ist dieses Projekt schwierig wenn nicht sogar unmöglich zu lösen. Soviel nur vorneweg. Um das Ausrücklager zu wechseln muss das Getriebe weg, dafür muss die Kardanwelle weg, dafür muss das Hitzeschutzblech weg, dafür muss der Auspuff weg. So kommt man vom einen zum anderen und irgendwann ist der BMW untenrum fast völlig zerlegt. Viel Zeit, das passende Werkzeug und ein bisschen Platz die Einzelteile irgendwo zu sammeln sind also wichtig.
Wenn der Auspuff wie bei diesem E30 schon seit geraumer Zeit unberührt unterm Auto gehangen hat ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch das hier alles bombenfest zusammengerostet ist. Da hilft nur Geuld, Kriechöl und das Gasbrenner. Mit der richtigen Kombination aller Zutaten müsste es gelingen die Auspuffanlage vom Endschalldämpfer bis zum Hosenrohr abzuschrauben. Wir entrosten und Lackieren die Schalldämpfer zu einem späteren Zeitpunkt nochmal gründlich, jetzt fehlt dafür einfach die Zeit. Ohne den Auspuff im Weg können die darüber montierten Hitzeschutzbleche vom Kardantunnel abgeschraubt werden, die insgesamt drei Bleche werden wieder von hinten nach aneinader geschraubt.
Hinter den Hitzeschutzblechen befindet sich wie nicht anders zu erwarten die Kardanwelle. Sie wird am Getriebe mit drei Schrauben, am Mittellager mit zwei Schrauben und hinten am Differenzial mit vier Schrauben gehalten. Idealerweise hat man mindestens einen Helfer wenn der Brocken vom Auto getrennt wird. Wir hatten vorallem Platzprobleme da die Kardanwelle fast zu lang ist um sie gewaltfrei aus ihrem angestammtenn Zuhause zu befreien. Bloß nicht brutal werden und lieber nochmal nachdenken wo es klemmt. Ohne die Kardanwelle kommt man schon ein gutes Stück besser an die Rückseite vom Getriebe dran.
Während wir uns weiter mit der Demontage beschäftigen wird die Kardanwelle zur Instandsetzung gebracht. Dort werden alle Kreuzgelenke, das Mittellager und die Hardyscheibe erneuert sowie die ganze Welle neu ausgewuchtet und anschließend schön schwarz lackiert. Hoffentlich sind damit auch di letzten Vibrationen aus dem Antriebsstrang Geschichte. Bis es soweit kommt machen wir das Schaltgestänge hinten am Getriebe los. Die untere Strebe ist nur mit Blechklammern gesichert und kann recht einfach demontiert werden. Bei der oberen Schaltstrebe mussten wir deutlich länger fummeln bis wir das Prinzip der Sicherungsklammer am Bolzen durchschaut haben. Der Trick ist die Klammer von der Seite her hochzudrücken und nicht von hinten.
Als nächstes Anbauteil muss der Hydraulikzylinder links am Getriebe weichen. Er wird mit zwei Schrauben festgehalten und kann samt Leitung zur Seite gelegt werden. Man sollte jetzt bloß nicht mehr auf das Kupplungspedal treten. Den Stecker vom Rückfahrlichtschalter trennen wir jetzt auch gleich. Tatsächlich gibt es jetzt nicht mehr ganz viel was das Getriebe am Auto hält. Ein paar Schrauben hinten an der Halterung und noch mal einige Schrauben vorne von der Kupplungsglocke zum Motor. Um überhaupt genug Platz zu haben damit das Getriebe nach hinten weggezogen werden kann, muss der Motor hinten abgesenkt werden. Logischerweise kommt er dafür vorne ein Stück hoch. Also erst noch die Lüfterzarge am Wasserkühler wieder abschrauben und aus dem Weg legen.
Anschließend die beiden Muttern der Haltestrebe hinten am Getriebe lösen und das ganze Paket langsam nach unten ablassen bis der Motor auf der Vorderachse aufliegt. Bis auf die beiden Schrauben mit Muttern die den Anlasser am Motor halten (Batterie abklemmen nicht vergessen!), werden überall an derKupplungsglocke Schrauben in Gewindelöcher gedreht. Um sie zu lösen braucht man nicht nur einen großen Hebel und einige Verlängerungen sondern auch ein Sortiment E-Torx Stecknüsse in 10,12 und 14mm (Anzugsmoment jeweils 20,40 und 70Nm). Sobald alle Schrauben gelöst sind kann das Getriebe vorsichtig mit einem Helfer nach hinten abgezogen und auf den Boden gestellt werden. In unserem Fall hing der Anlasser noch in der Kupplungsglocke fest und musste erst befreit werden.
Jetzt steht das Getriebe auf dem Werkstattboden und das vermutlich defekte Ausrücklager kann getauscht werden. Wüssten wir nicht das die eingebaute Kupplung noch keine 30tkm alt ist, würden wir sie mit tauschen. Das selbe gilt für die Wellendichtringe der Kurbel- und Getriebeeingangswelle. Im Zweifelsfall tut man gut daran diese kleinen Wartungsarbeiten jetzt einfach mitzumachen. So teuer ist da Material nicht. Wir nutzen die Zeit stattdessen den Unterboden hinter den Hitzeschutzmatten gründlich zu reinigen und mit Schutzwachs zu konservieren. Besser als jetzt kommen wir hier wohl niewieder dran. Danach kann das Getriebe auch schon wieder eingebaut werden. Alle Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge. Der Querträger mit neuen Gummilagern hinten bekommt jeweils 25Nm, das Kardanwellen-Mittellager 22Nm, die Schrauben der Kardanwele vorne und hinten je 70Nm, der Hydraulikzylinder 25Nm und alle weiteren Schrauben und Muttern einfach gut fest ziehen.
Insgesamt hat uns die Kupplungsaktion drei Abende nach Feierabend gekostet. Wenn wir wüssten was wir tun und direkt alle Teile parat liegen, würde es wohl nur ein paar Stunden dauern. Aber so ist es wohl immer wenn man etwas zum ersten Mal macht. Jedenfalls deutlich schneller und einfacher als bei den meisten Autos mit Frontantrieb.
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