Die unendliche Geschichte vom Spezialpassat der niemals fertig ist, bekommt ein weiteres Kapitel. Darin lernen wir den Unterschied von wichtigen Teilen die deutlich merkbar kaputt gehen und anderen wichtigen Teilen die im Verborgenen vor sich hin leiden. Die einen werden ohne Aufschub repariert und die anderen findet man erst wenn man eigentlich keine Zeit dafür hat.
Leider oder zum Glück ist der Spezialpassat auch nach 25 Jahren noch ein recht zuverlässiger Begleiter der ausser dem üblichen Wartungsprogramm nur selten in unsere Garage kommt weil etwas kaputt ist. So wie mit dem kaputten Mittelschalldämpfer neulich. Und wenn der Wagen dann schon mal ausnahmsweise auf der Hebebühne hängt, können wir ja auch mal schauen wie es sonst so aussieht. Die nächste Hauptuntersuchung ist im Januar fällig und dann würden wir gerne nicht alles mit Zeitdruck abarbeiten.
Auf der Liste von wichtigen Dingen die für den TÜV Besuch gemacht werden müssen steht neben neuen Stoßdämpfern für die Hinterachse als fester Punkt auch immer die Suche nach Rost an der Karosserie. Wir haben in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Flicken eingeschweißt, aber das heißt nicht das wir jemals fertig sind. Es bilden sich immer wieder neue Schadstellen die entrostet und konserviert werden müssen bevor sie kritisch werden. Wenn man diesen Zeitpunkt verpasst muss neues Blech eingeschweißt werden.
Grundsätzlich kein großes Problem, aber Karosseriearbeiten kosten meist viel Zeit, machen viel Dreck und bringen die Gefahr irgendwie die Büchse der Pandora zu öffnen. Trotzdem müssen wir immer mit dem Schraubendreher in allen Verdächtigen Bereichen herumstochern damit wir bescheid wissen. So fanden wir ein kleines Loch im Schweller beim linken Hinterrad das wir heute zuschweißen wollen. Insgeheim rechnen alle Beteiligten fest damit dass es nicht bei einem kleinen Loch bleiben wird. Aber man darf ja noch hoffen.
Da die Hebebühne derzeit von einem gewissen BMW E30, der seinerseits schon einiges Blech und Schweißdraht verbraucht hat, belegt wird, müssen wir auf dem Fußboden mit Auffahrrampen und Unterstellböcken arbeiten. Ausnahmsweise gar nicht von Nachteil da die Arme der Hebebühne genau dort unter dem Schweller anliegen wo wir vorraussichtlich auch noch arbeiten müssen. Egal wie, wir fangen jetzt erstmal an und schleifen die betroffene Stelle großzüglich blank. Dabei wächst das Loch zuverlässig auf die doppelte oder dreifache Größe an.
Somit ist das Loch schonmal zu groß um es einfach freischwebend im Luftbrücken-Verfahren ohne neues Blech zuzuschweißen. Ein passendes Stück Reparaturblech zum flicken muss her. Solange die Form nicht zu komplex ist kann man sich einfach aus der Blechtafel etwas abschneiden und dann am Objekt zurechtschneiden. Alternativ mit Klebeband und Pappe eine Schablone anfertigen und diese aufs neue Blech übertragen. Oder man macht das neue Blech erst fertig und schneidet die Karosserie passend zum Flicken aus. Wichtig ist nur das Endergebnis.
Die Kunst besteht nun darin das Blech stabil anzuschweißen ohne gleich wieder neue Löcher in die Umliegende Karosserie zu schmelzen. Besonders wenn man recht geizig beim Zuschnitt war und direkt am Rand des Rostloch schweißen will ist das verbliebene Material gerne so dünn das man selbst auf der kleinsten Leistungsstufe noch durchbrät. Wenn die Partie von der Rückseite aus zugänglich ist könnte man hier ein Kupferblech hinterlegen damit die Schmelze gegen eine feste Wand anläuft und nicht wegfließt. Im Schwellerbereich eher unwahrscheinlich.
Um einer selbsttragenden Karosserie die nötige Stabilität zu geben, besteht der Schweller nicht nur aus der äußeren Blechlage sondern zusätzlich noch aus dem Innenschweller und einem Stehblech dazwischen das auch gerne angefressen ist. Wenn dies der Fall ist muss man sich von aussen den Weg frei schneiden um überhaupt daran arbeiten zu können. Also den Aussenschweller großflächig auftrennen und danach wieder einsetzen. In unserem Fall sah der Schweller ohnehin nicht mehr sonderlich gut aus. Darum wurde gleich ein passend geformtes Neuteil besorgt aus dem wir die passenden Teile ausschneiden können. Das ist teuer als ein Eigenbau, geht aber auch schneller und sieht gut aus.
So wurde Schritt für Schritt der Schweller abgeschliffen, abgeklopft und bei Bedarf teilweise erneuert. Das schaffen wir nicht an einem Tag, zumal der Rostumwandler und die Grundierung jeweils noch durchtrocknen müssen. Letztendlich stand der Spezialpassat eine Woche lang in der Garage. Dafür hatten wir genug Zeit alle orginalen Löcher und Sicken Nachzuformen und mit passenden Gummistopfen abzudichten. Auf den ersten Blick sieht man ausser etwas neuer Farbe gar nichts von unserer schweißtreibenden Arbeitswoche und das ist auch gut so.
Mit reichlich Schutzwachs in allen zugänglichen Bereichen sollte dieser Seite vom Schweller mittelfristig keine Probleme mehr machen. Die andere Seite wollen wir uns am liebsten gar nicht mehr anschauen. Das soll uns idealerweise erst im nächsten Jahr belasten. Ausser der TÜV ist anderer Meinung. Dafür haben wir noch einen Radlauf zu replikieren und eine Frontmaske samt Scheibenrahmen zu lackieren damit der Spezialpassat noch möglichst lange auf der Straße bleiben kann.
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