Freitag, 30. Oktober 2020

Fiat Panda 169 (k)ein durchschlagender Erfolg beim TÜV


Kleine billige Autos = kleine billige Reparaturen? Oder doch lieber große teure Autos die pauschal viel Geld in der Werkstatt kosten? Was wirklich besser ist können wir noch nicht endgültig sagen. Dieser Fiat Panda ist jedenfalls klein und recht billig. Dafür gehen manche Teile auch schon mal etwas früher kaputt als uns lieb ist. In diesem Fall hat der TÜV die Plakette verweigert weil ein paar Sachen nach 130tkm nicht mehr so ganz richtig sind. Jetzt liegt es an uns den Panda vom Eis zu holen. 


Auf dem Mängelbericht steht ein kaputtes Standlicht, zwei kaputte Stoßdämpfer und vier Reifen mit Alterungsrissen. Damit können wir zumindest mal nach Preisen recherchieren. In der Vergangenheit waren die üblichen Verschleißteile dieses Fiat immer relativ günstig beim lokalen Teiledealer zu bekommen. Da lohnt sich die Wartezeit bei einer Bestellung im Netz gar nicht mehr. Die neue W5W Standlichtbirne kostet 1€, zwei Magneti Marelli Stoßdämpfer mit Zubehör 97€ und die vier Reifen sparen wir uns erstmal und stecken den Radsatz mit Winterreifen drauf. Mittelfristig muss dann nur die Entscheidung fallen ob für die nächste Saison neue Sommer- oder doch lieber Ganzjahresreifen angeschafft werden sollen. So hoch ist die jährliche Fahrleistung einfach nicht. 


Um die Standlichtbirne zu wechseln braucht man zumindest auf der Fahrerseite nur ein bisschen Fingerspitzengefühl und Geduld. Hinten am Scheinwerfer befindet sich ein großer Deckel welcher mit einem Drahtbügel verschlossen ist. Bügel wegklappen und Deckel abnehmen, mit spitzen Fingern in der oberen rechten Ecke nach dem Sockel vom Standlicht suchen und das ganze Gelump rausziehen. Die Kabel sind leider knapp bemessen so das man die Leuchte direkt da unten abziehen und tauschen muss. Nun den Sockel mit Birne und Stecker wieder in den Scheinwerfer stecken und einrasten. Deckel drauf, Bügel zu und fertig mit dem ersten Mangel.


Da wir hier und heute keine Hebebühne zur Verfügung haben, erfolgt die Reparatur am Fahrwerk komplett auf dem Garagenboden. Nur ein großer Wagenheber und zwei Unterstellböcke (und das übrige Werkzeug für die eigentliche Reparatur) sind dafür notwendig. Erst wechseln wir die Hinterräder von Sommer- auf Winterprofil und dann stellen wir den Wagen vorne auf Böcke so das beide Vorderräder gleichzeitig in der Luft hängen. Anderenfalls steht das Fahrwerk unter Spannung und lässt sich nur schwer aus- und einbauen. Sobald beide Vorderräder demontiert sind können wir uns das Problem mal ganz aus der Nähe anschauen. Tatsächlich sind beide Federbeine auf ganzer Länge verölt. Links mehr als Rechts, aber das ist egal - Stoßdämpfer werden immer Paarweise getauscht. 


Der Stoßdämpfer, der eigentlich nur Schwingungen und keine Stöße dämpft, ist Teil des McPherson Federbein und muss als Einheit mit der Schraubenfeder und dem Domlager ausgebaut werden. Nur mit einem geeigneten Federnspanner ist die Demontage gefahrlos möglich. Im Zweifelsfall lieber das Federbein ausbauen und so wie es ist zur Werkstatt bringen damit dort der Dämpfer getauscht werden kann, das selbe gilt natürlich auch für den Tausch der Schraubenfeder, des Domlager oder Federwegbegrenzer. Um das Federbein auszubauen müssen wir eine Mutter oben am Domlager (im Motorraum), zwei Schrauben unten am Achsschenkel (bei der Radnabe), den Bremsschlauch (Drahtbügel), das ABS-Kabel (nur eingesteckt) und die Koppelstange am Dämpferrohr lösen. 


Dafür braucht es in erster Linie das passende Werkzeug, etwas Kraft und Ausdauer. Besonders die Mutter vom Kopf der Koppelstange machte uns mehr Probleme als gedacht. Das freie Gewinde ist wie üblich stark verrostet so dass die Mutter trotz Drahtbürste und WD40 an dieser Stelle hängen bleibt und sich stattdessen die Schraube mit Kugelgelenk dreht. Entweder hat man jetzt schlau vorgesorgt und ein paar neue Koppelstangen gekauft, so das die alten einfach abgeschnitten werden können oder man muss sich irgendwie so weiterhelfen. Natürlich haben wir nicht schlau vorgesorgt... Aber wir haben einen Schlagschrauber und eine Gripzange, damit können wir, mit mehrmaligem vor- und zurückdrehen, die Mutter doch noch lösen. Die restlichen Schrauben sind deutlich kooperativer, wenn man nur einen passend langen Hebel nutzt um sie anzulösen. Der Drahtbügel welcher den Bremsschlauch am Federbein hält können wir nur noch mit einer Kneifzange entfernen, er ist einfach zu stark korrodiert. An seiner Stelle muss später ein Kabelbinder sitzen. 


Wenn die Schrauben unten am Federbein gelöst sind können wir den Achsschenkel samt Bremse vorsichtig nach vorne und unten wegklappen, aber bitte nicht zu weit da sonst die Antriebswelle aus ihrem Gelenk gezogen werden könnte. Zum Schluss noch die obere Mutter lösen und dabei das Federbein aus dem Radhaus fummeln. Ab jetzt arbeiten wir auf der Werkbank mit Schraubstock und Federnspanner weiter. Ein Hinweis vorneweg; die Federbeine links und rechts passen jeweils nur auf einer Seite und die Orientierung vom Domlager, Feder und Federbein muss beibehalten werden. Wir haben einfach mit Kreide ein paar Markierungen vom Domlager zur Feder gemacht und alles mit dem neuen Dämpfer wieder zusammengebaut. Nachdem die Feder soweit vorgespannt ist dass kein Druck auf dem Domlager ist, lösen wir die große Mutter oben und ziehen das Lager samt Federteller ab.


Die Feder kann gleich gespannt bleiben und der neue Dämpfer wird genau so wieder eingebaut. Wenn die Domlager nicht mehr ganz frisch aussehen wäre jetzt eine gute Gelegenheit sie auch zu erneuern. Die große Mutter ziehen wir wieder so fest wie es geht (mit Inbusschlüssel gegenhalten) und entspannen danach die Feder. Zurück am Auto wird erst das Domlager oben mit einer neuen Mutter festgemacht und dann unten der Achsschenkel zurückgeklappt und mit den beiden großen Schrauben fixiert, hier wieder neue Muttern oder Schraubensicherung verwenden (120Nm), Bremsleitung und ABS Kabel einhängen, Koppelstange festschrauben (40Nm), Auto auf die Räder stellen und fertig. So klappt es auch mit der Hauptuntersuchung. 

Bevor die alten Stoßdämpfer auf dem Schrott landen haben wir sie mal genauer Inspiziert um die Ursache für das frühe Ableben zu finden; die Kolbenstangen sind im oberen Bereich stellenweise stark angerostet. Wenn das Auto nun durch ein passendes Schlagloch fährt, so das der Dämpfer weit genug zusammengedrückt wird bis der rostige Teil an den Dichtungen vorbeikommt, wird er sehr schnell undicht. Hoffentlich halten die neuen Dämpfer ein bisschen länger. Und wenn nicht, wissen wir jetzt wie es geht.

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