Stoßdämpfer vorne tauschen - BMW E30 Reanimation

Die Karosserie dieses E30 hält doch etwas mehr Arbeit für uns bereit als wir zunächst dachten. Damit keine Routine aufkommt beschäftigen wir uns jetzt zur Abwechslung wieder mit dem Fahrwerk. Nachdem die Hinterachse schon mit neuen Stoßdämpfern bestückt wurde, haben wir uns entschlossen die Vorderen auch noch auszutauschen. Im Zweifelsfall sind sie genau so alt und verschlissen. Für ein Auto das durch Freude am Fahren bestechen soll, sicher keine schlechte Investition.

Mit dem passenden Werkzeug sollte diese Aktion nur ein paar Stunden dauern. Im Vergleich dazu haben wir für die selbe Aufgabe beim weißen E32 des Nikografen vor fast 10 Jahren einen ganzen Tag gebraucht. Irgendwas haben wir in der letzten Dekade dann doch gelernt, zum Beispiel das vernünftiges Werkzeug absolut wichtig ist damit die Operaiton ein Erfolg wird. Dieser E30 hat aktuell weniger Kilometer auf der Uhr als der Nikografen Siebener damals. Wir sind schon gespannt ob sich die Stoßdämpfer im 3er wohl in einem besseren Zustand befinden als bei dem 7er.

Da der E30 noch immer auf der Hebebühne hängt, können wir direkt anfangen Teile abzuschrauben. Anderenfalls bräuchten wir jetzt einen Wagenheber und zwei Unterstellböcke für die Vorderachse. Auf die eine oder andere Weise müssen beide Vorderräder gleichzeitig in der Luft hängen damit uns der Stabilisator keinen Widerstand leistet. Jetzt beide Vorderräder abschrauben (SW17), die Bremssättel samt Träger (SW17) vom Achschenkel lösen und am Stabilisator mit Kabelbindern aufhängen. Koppelstange (SW13) am Stabi abschrauben und zur Seite klappen. (Hätten wir die Stoßdämpfer zusammen mit dem Lenkgetriebe getauscht, müssten wir jetzt nicht die selbe Arbeit zweimal machen)

Das Federbein, bestehend aus Stoßdämpfer und Schraubenfeder bildet gleicheitig den Achsschenkel und die Radnabe. Wir könnten die Bremsscheibe samt Radlager demontieren, aber das macht nur unnötg Arbeit. Stattdessen lösen wir die Mutter vom Spurstangenkopf und dem unteren Trag/Führungsgelenk (SW17). Jetzt braucht man wahlweise einen großen Hammer und etwas Kraft oder einen passendes Ausdrücker um den Konus der Schraube aus ihrem Sitz am Achsschenkel zu treiben. Im ersten Fall muss mit gezielten Schlägen auf die Seite vom Konus gearbeitet werden. Die zweite Variante ist deutlich leiser und einfacher - wenn man das passende Werkzeug hat. Wie auch immer muss das Federbein von der restlichen Aufhängung gelöst werden.

Ab jetzt wird das Federbein nur noch von drei kleine Schrauben (SW13) am Federdom gehalten, also Motorhaube auf, drei Schrauben lösen und das ganze Teil nach unten drücken und raus ziehen. Die Herausforderung besteht darin den Querlenker so weit nach unten zu bewegen dass es sich aus dem Radhaus ziehen lässt - ein Helfer kann dabei praktisch sein. Wenn die Scheidung erfolgreich vollzogen ist begeben wir uns zur Werkbank und machen dort weiter. Idealerweise hat man einen fest montierten Federnspanner mit dem die Schraubenfeder zuverlässig komprimiert werden kann um den Stoßdämpfer abzuschrauben.

Von Alternativlösungen mit Spanngurten oder Kabelbindern müssen wir dringend abraten, dann lieber die billigen ZweiArm-Spanner nehmen oder das komplette Federbein zu einer Kfz Werkstatt bringen um dort die Dämpfer tauschen zu lassen. Sofern wir selbst in der Lage sind die Feder zu spannen, muss jetzt die Mutter vom Domlager gelöst und selbiges von der Kolbenstange abgezogen werden. Da die Kolbenstange drehbar ist, muss entweder ein Schlagschrauber oder ein Inbusschlüssel zum Gegenhalten genutzt werden. Wenn die Mutter entfernt ist, lässt sich das Domlager und der obere Federteller nach oben abziehen. Den unteren Teil vom Federbein ziehen wir nach unten raus.

Würden wir nicht gerade an einem älteren BMW arbeiten, käme jetzt einfach der neue Stoßdämpfer in die Feder und würde mit dem neuen Domlager zusammengebracht. Wir haben ein bisschen extra Arbeit vor uns. Darum legen wir den Federspanner erstmal zur Seite und befassen uns mit dem Federbein. Im Schraubstock eingespannt können wir gut daran arbeiten. Am oberen Ende, bei der Kolbenstange befindet sich eine große Verschlussmutter die wir mit Hammer und Dorn losdrehen müssen. Ordentlich WD40 erleichtert uns diese Aufgabe immens. Ohne die Mutter kann der eigentliche Stoßdämpfer aus dem Rohr gezogen und gegen einen Neuen getauscht werden. Zusätzlich kommt ein Schluck (ca 30ccm) Motoröl in das Rohr um die Wärme vom Dämpfer besser abzuführen.

Noch kurz das Gewinde der Verschlussmutter reinigen und selbige festziehen (130Nm). Auf die Kolbenstage kommt ein neuer Anschlagpuffer und Staubmanschette, dann wandert die Einheit in die Feder zurück. Oben drauf kommen die Gummiisolation, oberer Federteller, Unterlegscheibe, Domlager und eine neue Mutter. Die Mutter ziehen wir wieder mit dem Schlagschrauber oder dem Inbusschlüssel und Ringschlüssel fest (65Nm). Anschließend langsam die Feder entspannen und dabei kontrollieren ob sie sich richtig in den oberen und unteren Federteller setzt. Wenn alles passt kann das komplettierte Federbein wieder ans Auto. Aber nicht bevor wir den Flugrost entfernt und alles neu lackiert haben.

Erst oben am Federdom ansetzen und dann unten am Führungsgelenk einsetzen. Die drei oberen Schrauben bekommen jeweils 22Nm, die Mutter vom Gelenk festziehen (65Nm), Spurstangenkopf ansetzen und festschrauben (35Nm), Koppelstange befestigen (42Nm), Bremssattelträger mit Sattel wieder auf die Scheibe setzen und die Schrauben mit 120Nm festziehen. Theoretisch folgt jetzt die Montage der Räder und anschließende Probefahrt. Falls jemandem Auffält was auf dem letzten Foto noch fehlt, weiß er auch warum das gerade nicht möglich ist.