Wir hatten ja noch was vor. Der nahezu verkehrsunsichere Anhänger muss endlich repariert werden damit er wieder am Straßenverkehr teilnehmen darf und die HU erfolgreich abgeschlossen wird. Dafür mussten nochmal Ersatzteile besorgt und einige Arbeitsstunden investiert werden. Jetzt muss aber auch wirklich alles in Ordnung sein. Hoffen wir jedenfalls.
Mit dem neuen Kupplungskopf und ordentlich Schmierfett in den Lagerstellen der Auflaufeinrichtung hatten wir beim letzten Mal schon ein bisschen was für die korrekte Funktion getan. Jetzt wollen wir uns weiter um die restliche Bremsanlage kümmern. Nachdem das Einstellen der Trommelbremsen allein nicht ausreichend war, müssen jetzt die Seilzüge genauer unter die Lupe genommen werden. Irgendwo muss der Grund für die schwergängie und ungleichmäßige Betätigung ja liegen. Und so wie das Ende am Gestänge aussieht, sind die Züge in ihrer Hülle festgerostet.
Wenn wir ganz viel Glück haben gelingt es uns die Seilzüge mit viel Kriechöl einzusprühen damit sie wieder vernünftig leichtgängig laufen. Das können wir natürlich nicht im eingebauten Zustand machen, ansonsten könnte etwas von dem Schmiermittel in die Bremstrommel laufen und die Beläge kontaminieren. Nicht nur deshalb wollen wir die Trommeln abnehmen sondern auch um die ganze Mechanik zu zerlegen und sauberzumachen. Wer weiß wann die (ursprünglich) beweglichen Teile zuletzt gepflegt worden sind. In jedem Fall muss der Anhänger aufgebockt und die Räder demontiert werden. Mit einer 36mm Nuss und langem Hebel gelingt es auch die Muttern der Radlager zu lösen.
Sofern die Bremse vorher richtig (also ziemlich stramm) eingestellt war, gelingt es wahrscheinlich nicht die Trommel über die Bremsbeläge und von der Achse abzuziehen. In diesem Fall muss auf der Rückseite der Trommel am Nachstellmechanismus entgegen der normalen Richtung gedreht werden um die Beläge weiter nach innen zu stellen. Jetzt sollte die Trommel wirklich runter kommen. Dahinter befinden sich zwei Bremsbeläge, das Gegenlager, der Spreizhebel und der besagte Nachsteller. Wir lösen die beiden Haltefedern (drücken und drehen) dann sollten die Beläge samt Spannfedern vom Ankerblech abgenommen werden können.
Der Spreizhebel ist in das eine Ende vom Seilzug über eine weitere Hülse eingehakt. Nun muss lediglich die Seilhülle bzw ihr Endstück vom Ankerblech gelöst werden. Mit etwas WD40 und einer Rohrzange drehen wir die Hülle so lange hin und her bis sie runter kommt. Das andere Ende, am Gestänge mittig unter der Achse, geht deutlich einfacher raus. Mit einem 13mm Schlüssel die Überwurfmutter lösen das Seil nach vorne ziehen und aus dem Waagebalken am Gestänge aushängen. Jetzt kann man endlich mal von Hand ausprobieren wie schwergängig das Seil wirklich ist. Sagen wir es mal so, auch nachdem das Seil mehrmal von beiden Seiten mit Kriechöl geduscht wurde, knickt es eher zur Seite weg als durch die Hülle zu rutschen wenn man auf das Ende drückt. Also brauchen wir doch ein Paar neue Seilzüge.
Zu unserem Glück ist die originale Al-Ko Teilenummer noch lesbar gewesen, ansonsten kann man die Länge vom Seilzug und der Hülle sowie die Form und größe der Endstücke einfach ausmessen und passenden Ersatz im Netz raussuchen. Der Umbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, nur das wir jetzt den Nachsteller und die Kontaktflächen der Belagträger mit dem Ankerblech ordentlich mit Keramikpaste einschmieren. Wenn man so wie wir bei dem Ende in der Trommel anfängt hat man hinterher das Problem wie der Seilzug in den Waagebalken eingehakt werden kann. Dafür mussten wir die Konter- und Spannmutter vom Waagebalken lösen damit er fast bis zum Ende vom Gewinde nach hinten gedreht werden kann. So gewinnt man die nötigen Zentimeter um die Seilenenden einzufädeln.
Ein Vorteil wenn man in dieser Reihenfolge arbeitet ist das jetzt keinerlei Spannung auf die Seilzügen vom Gestänge ausgeübt wird. So kann das Lüftspiel an den Trommeln komplett unabhängig eingestellt werden. Erst wenn beide Seiten knapp an der Grenze zum Schleifen sind, wird der Waagebalken wieder nach vorne gezogen und die Muttern gekontert. Wir haben das ganze so straff eingestellt dass das Gestänge kaum 5mm Weg macht bevor es auf die Seilzüge wirkt. Als nächste Kontrolle ob die Trommeln richtig eingestellt sind, schauen wir ob der Waagebalken parallel zum Achsrohr steht. Sollte er schräg stehen muss nochmal nachgebessert werden. Entweder eine Seite straffer oder die andere Seit lockerer.
Die Feineinstellung machen wir dann hoffentlich im Rahmen der Nachprüfung, wenn dann in der Prüfstation nicht viel los ist. Bis dahin kümmern wir uns weiter um die Elektrik. Der ursprüngliche Plan war es ja die Beleuchtung provisorisch instandzusetzen und irgendwann später mal eine gründliche Fehlersuche zu machen. Da wir jetzt erstmal ein paar Tage auf die neuen Bremsseile warten müssen, nutzen wir die Zeit dafür. Letztendlich fiel die Entscheidung den originalen, offenen Verteilerblock, der an eine Mehrfachsteckdosenleiste erinnert, rauszuschneiden und eine neue wasserdichte(!) Verteierdose zu ersetzen. Bei der Gelegenheit konnte auch noch eine alte Reparatur die nur aus Lüsterklemmen und Klebeband bestand vernünftig verlötet werden. Jetzt leuchten beide Rückleuchten auch wieder gleich hell und flackern nicht mehr wenn man den Blinker betätigt.
Der letzte wichtige Punkt auf unserer Checkliste ist der abgebrochene Heckklappenverschluss. Eigentlich wollten wir ihn nur etwas weiter zusammendrehen damit die Klappe schön straff und klapperfrei schließt. Leider war das Gewinde so festgerostet dass die Öse abbrach. Mit dem Schweißgerät kriegen wir auch das wieder hin. Den eingerissen Kotflügel flicken wir bei der Gelegenheit gleich schnell mit. Jetzt aber nichts wie los zur Prüfhalle und auf den Bremsenprüfstand. Hier beeindruckt uns der Trailer mit einer nahezu perfekt gleichmäßig ansprechenden Bremse. Nur zum Ende hin ist die rechte Seite minimal stärker, aber mit 6% Abweichung können wir bei einem auflaufgebremsten Anhänger sehr gut leben. Damit bekommen wir auch die lange ersehnte neue HU-Plakette für die nächsten zwei Jahre aufs Nummernschild.
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