Freitag, 12. Februar 2021

Einmal alles neu: Bremsenservice am Spezialpassat

 

Nichts hält ewig. Zumindest bei einem normalen Auto ist irgendwann durch Alterung und Verschleiß das eine oder andere Ersatzteil fällig. Aber wie ist das bei einem "Spezial-"Passat? Auch der bekommt jetzt einige neue Teile verpasst. Manche sind absolut notwendig, andere eher als vorbeugende Maßnahme gedacht. Im Idealfall machen wir uns diese Arbeit jetzt genau ein mal und dann nie wieder. 


 

Ob dieser Passat jemals neue Bremsen an der Hinterachse bekommen hat, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Es sieht jedenfalls nicht direkt nach aus. Und eigentlich haben die Beläge der Bremstrommel noch ausreichend Material für die nächsten paar Tausend Kilometer, bei den Radlagern müsste man wohl die Einstellung etwas korrigieren aber soweit ist alles noch im Rahmen. Der eigentliche Grund das wir uns hier heute eingefunden haben ist die ungleichmäßig anziehende Handbremse die gerne dazu neigt anschließend festzuhängen. Vielleicht reicht es aus die komplette Mechanik der Bremse zu zerlegen und alles wieder gängig zu machen. Wir wollen uns die Arbeit nach Möglichkeit nur ein einziges Mal machen, darum bauen wir direkt überall Neuteile ein. 

 


Im einzelnen sind das; zwei Handbremsseile, zwei Radlager, zwei Radbremszylinder, vier Bremsbacken und jede Menge Federn, Klammern und Kleinteile. Wir haben dafür einen ganzen Tag Zeit und sind recht zuversichtlich dass wir alles ohne viel Blutverlust oder Spezialwerkzeuge über die Bühne bringen werden. Im Gegensatz zu manch anderen Fahrzeugen können die Radlager beim Passat (mit Trommelbremse) ohne Werkstattpresse ausgetauscht werden. Schade das der Renault Clio B nicht genau so gebaut ist, bei dem halten die Lager gefühlt keine 25tkm durch. 

 

 

****Exkurs Radlager Passat 35i Hinterachse wechseln****

Auch wenn man kein Spezialwerkzeug braucht, wollen wir es uns trotzdem so bequem wie möglich machen. Also erstmal rein in die Garage fahren und das Auto auf die Hebebühne stellen. So können wir auf beiden Seiten parallel arbeiten. Mit dem Schlagschrauber die Radschrauben lösen und beide Hinterräder abnehmen. Mit einer großen Rohrzange die Nabendeckel abziehen und den Sicherungssplint entfernen. Jetzt kann die große Mutter gelöst und die Bremstrommel samt Lager abgenommen werden. Sollte die Bremse zu straff eigenstellt sein und die Trommel am Auto festhalten, muss mit einem kleinen Schraubendreher durch eines der Schraubenlöcher gegen den Spreizkeil gedrückt werden (Auf der Fahrerseite in 11Uhr position). 


 

Im Zweifelsfall, wenn alles nichts hilft, kann man auch das Rad wieder dran schrauben und mit beiden Händen kräftig daran ziehen. Aber Achtung; dabei könnten die Bremsbeläge, Haltefedern und Radlager in Mitleidenschaft gezogen werden. In unserem Fall ist das egal weil wir ohnehin nichts wiederverwenden wollen. Mit einer großen Kombizange drücken und drehen wir die Haltefedern an den Bremsbelägen auf. Anschließend klappen wir die Beläge oben auseinander damit sie am Radbremszylinder vorbei passen. Der Handbremsseilzug muss am Hebel ausgehakt werden, dann kann das Ensemble komplett vom Ankerblech entfernt werden. Mit ordentlich Bremsenreiniger waschen wir erstmal alles ab und entfetten die Radnabe.

 

 

Wo die Bremstrommeln schon mal vom Auto runter sind, nutzen wir die Gelegenheit und schleifen den ganzen losen Rost ab und lackieren sie anschließend neu. Noch vor dem Lack müssen die Radlager getauscht werden. Mit einem Austreiber ringsherum durch die Nuten auf den Rand vom Lagersitz schlagen um die Lagerschalen aus der Bremstrommel zu bringen. Die neuen Lager werden in gleicher weise installiert und der Zwischenraum schon mal mit Lagerfett gefüllt. Bevor die neuen Bremsbeläge ans Auto kommen wollen wir noch die Handbremsseile und die Radbremszylinder tauschen. Dafür müssen die Seilzüge im Innenraum unter der Mittelkonsole am Waagebalken (SW10) gelöst werden. Am einfachsten geht das wenn die ganze Mittelkonsole ausgebaut wird. Wenn beide Muttern entfernt sind müssen noch die Plastikhalter und Blechklammern an der Achse ausgehakt werden um den Seilzug nach draußen ziehen zu können. 

 


Wir empfehlen den Seilzug - wenn es soweit ist - erst unten an der Bremstrommel einzuhängen und dann oben am Waagebalken festzumachen. In der Zwischenzeit tauschen wir noch die Bremszylinder aus. Neben der Bremsleitung muss nur eine Inbusschrauben (SW5) gelöst werden um den Zylinder vom Ankerblech zu trennen und auszuwechseln. Als nächstes die neuen Bremsbeläge erst unten und dann oben einhängen, die Haltefedern und Stifte montieren und dann das Handbremsseil einhängen. Sobald die neuen Radlager mit ordentlich viel Lagerfett gepackt sind kann die Bremstrommel aufgesetzt und das Radlager vorgespannt werden. Die Mutter muss soweit festgedreht werden bis die große Unterlegscheibe zwischen Mutter und äußerem Lager sich nur noch mit leichtem Kraftaufwand zur Seite schieben lässt. 

 


Zum Abschluss entlüften wir das Bremssystem mit der 2-Mann-Methode und betätigen die Handbremse einige Male damit der Nachstellmechanismus seinen Job machen kann. Sofern die Bremsbeläge sich passend zur Trommel ausgerichtet haben können wir die Seilzüge im Innenraum soweit spannen bis die Seilzüge gerade noch nicht gestrafft sind. Spätestens ab der dritten Raststufe vom Handbremshebel sollte sich deutlicher Widerstand an der Radbremse aufbauen - natürlich möglicht simultan auf beiden Seiten der Achse.

****Exkurs Ende****


Endlich funktioniert die Handbremse wieder so gut wie nur irgendmöglich. Und die Radlager an der Hinterachse haben auch kein übermäßiges Spiel mehr. Dafür haben wir festgestellt woher das laute Brummgeräusch vom Fahrwerk kommt; es sind nicht die neuen Winterreifen sondern ein kaputtes Radlager an der Vorderachse. Vielleicht ist da jemand eiversüchtig geworden?


Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.

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