Mittlerweile hat die Garage eine echte Gravitation für alte und rostige Ford entwickelt - wobei das eigentlich redundant ist, alte Fords sind immer rostig. Egal ob unser weißer Fiesta GFJ oder der blaue Mondeo (aka Krümelmonster) oder Smokey der blaue Sierra. Jetzt stehen schon wieder zwei neue Autos vor der Tür und wollen behandelt werden. Schauen wir doch mal ob es noch schlimmer als beim letzten Mal sein kann. Wir wollen trotzdem soviele von den alten Kisten wie möglich auf der Straße halten.
Den Anfang macht Adam, der rote Sierra. Hier muss nur der neue Endschalldämpfer fest (und dicht) angeschweißt werden. Auf den ersten Blick keine große Aktion, aber wenn der Ford schon mal auf der Bühne hängt wollen wir natürlich gleich mal schauen was sonst noch so gemacht werden müsste. Die nächste HU ist im März fällig und wer weiß wie wir dann zeitlich aufgestellt sind. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Oder so. Selbst wenn der Wagen einen echt gepflegten Eindruck macht, haben wir schon zu oft schlechte Erfahrungen gemacht um optimistisch zu sein.
Zumindest müssen wir uns wegen der Bereifung und dem Fahrwerk keine Gedanken machen. Hier wurden erst vor einem Jahr in neue Federn, Stoßdämpfer und Felgen investiert. Jetzt noch kommt noch die teilweise neue Abgasanlage dazu. Und die auch nur weil endlich irgendwo ein Sportschalldämpfer angeboten wurde der zum Sierra passen soll. Die Differenz beim Rohrdurchmesser legt die Vermutung nahe das er doch nicht so gut passt. Wir müssen einen ordentlichen Spalt überbrücken und dicht kriegen. Das Gegenstück vom alten Auspuffrohr ist ziemlich rostig und macht die Sache nicht einfacher. Aber mit genügend Geduld und Schweißdraht lösen wir auch das Problem.
Mit ordentlich Rostschutzfarbe über der Reparaturstelle sollten der neue Schalldämpfer und das alte Rohr die nächsten Jahre durchhalten. Das hilft uns aber nur wenn der Rest vom Auto auch so lange durchhält. Auf der Fahrerseite wurde irgendwann schon mal ein Flicken auf den Schweller vorm Hinterrad gesetzt. Jetzt ist das Blech auf der Innenseite durch. Und auf der Beifahrerseite wird es zumindest weich. Im Zweifelsfalls sollten wir also vor der nächsten HU beide Seiten erneuern. Aber hier und heute können wir nicht viel tun. Draußen steht schon der nächste Sierra und wartet auf uns, bei dem es blechmäßig garantiert noch viel schlimmer sein wird.
Eigentlich sollte der graue Sierra, der noch keinen Namen hat, schon im Sommer auf die Straße kommen. Doch beim Einbau der neuen Bremsen fiel der schlechte Zustand vom Schweller und Radläufen auf. So bringt das erstmal nichts noch mehr Zeit und Geld in die Technik zu investieren. Am Ende kommt noch raus dass die Karosse ein unrettbares Fass ist und die schönen neuen Teile gleich wieder ausgebaut und in den nächsten Kandidaten transplantiert werden müssen. Das sollen wir heute herrausfinden. Darum stochern wir auch nicht wie sonst mit dem Schraubendreher rum sondern schwingen gleich den kleinen Hammer damit möglichst viel braune Pest und Spachtelmasse runterfallen.
Ausserdem werden die Stoßstangen vorne und hinten sowie die Innenkotflügel demontiert, wir wollen hier hinterher keine bösen Überraschungen mehr erleben. Immerhin scheint der Gammel sich auf wenige Bereiche konzentriert zu haben. Wie üblich die Schweller (alle drei Lagen) auf beiden Seiten Richtung Hinterachse, die Radhausschalen Richtung Kofferraumboden und Radlaufkante, die Radläufe zum Heck hin auf beiden Seiten und Richtung Türkante auf der Beifahrerseite, die Stoßstangenaufnahme vorne links und damit es nicht langeweilig wird das Bodenblech zum Schweller hin im Fahrerfußraum. Gefühlt eine ganze Menge und sicherlich noch mehr als bei Smokey im Frühjahr - und der war schon echt fertig.
Aber wir wachsen mit unseren Aufgaben und am Ende der Arbeit steht hoffentlich ein gut gemachter Sierra der nur noch zum Lackierer muss um wieder richtig gut auszusehen. Bis dahin gibt es für die Besitzerin (und irgendwann auch Fahrerin) dieses Ford auch ein bisschen was zu tun; die Hinterachse muss demontiert werden damit wir vernünftig an die Innenseite vom Schweller kommen können. Im Grunde nur die Handbremsseile und Bremsschläuche abtrennen, Kardanwelle und die Stoßdämpfer lösen, das Differentialgehäuse vom Bodenblech abschrauben und vier Schrauben bei den vorderen Tonnenlagern entfernen, dann kommt der Fahrschemel mit Rädern und Differential schlagartig nach unten.
Natürlich nur wenn die blöden Einschweißmuttern sich nicht mitdrehen würden. So werden aus geplanten 45 Minuten schnell mal drei Stunden bis alles getan ist. Letztendlich halfen nur große Einschnitte in der Karosserie um einen Schraubenschlüssel von oben auf die Muttern ansetzen zu können. Immerhin kann man jetzt bequem im Radhaus stehen und die Löcher von innen nach aussen zuschweißen ohne immer um die Radaufhängung herum arbeiten zu müssen. Ausserdem muss das Bodenblech im Bereich der Hinterachse mal gründlich vom alten Unterbodenschutz befreit und neu konserviert werden - besser als jetzt kommt man da nie wieder dran.
Aus dem selben Grund sollen zumindest die hinteren Hälften aller Brems- und Kraftstoffleitungen erneuert werden. Die sind alle ziemlich rostig. Wir machen uns derweil Gedanken wie der durchgefaulte Radlauf am besten Repariert werden kann. Entweder teure, mehr oder weniger gut passende, Reparaturbleche aus dem Zubehör oder ein originales, weniger rostiges, Stück aus einem Schlachtauto ausschneiden und einsetzen. Möglich ist beides aber was ist der richtige Weg? Darüber berichten wir dann hoffentlich beim nächsten Mal.
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