Es ist Samstag Vormittag, wir haben endlich Feierabend und das Wetter ist gut. Ein perfekter Tag um mit dem Auto durch die Gegend zu fahren. Ziel der Reise ist Dortmund, denn dort gibt es immer was zu sehen. Besonders wenn man Interesse an älteren und etwas speziellen Autos hat. Genau darum fahren wir natürlich auch mit älteren und etwas speziellen Autos dort hin. Endlich können wir die Früchte der Arbeit ernten und schauen wie gut ein Ford Sierra wirklich auf der Straße ist.
Natürlich können wir keine perfekten Rückschlüsse für alle Sierras daraus ziehen. Schließlich sind weder Smokey (blau) noch Adam (rot) oder der Silberne sind noch vollständig original. Eine Tieferlegung und ordentlich große Alufelgen in 17 oder 18 Zoll müssen es schon mindestens sein. Damit hoppelt man auf unebenen Straßen ordentlich durch die Gegend, aber solange die Fahrbahnoberfläche schön glatt ist liegt der Ford wie ein Brett auf der Straße. In Verbindung mit den Ledersitzen aus einem neueren Ford Mondeo kann man es durchaus ein paar Stunden im Auto aushalten.
Bis nach Dortmund brauchen wir mit Zwischenstopp knapp 90 Minuten. Dort kämpfen wir uns durch den für Samstag Mittag recht zähen Verkehr rüber zur Halle77 und Herr Degenhardt's Autos mit eigenem Museum und Leistungsprüfstand. Hier werden Autos gekauft, repariert, verkauft, umgebaut und gesammelt. Idealerweise irgendwas aus den 70er bis 90er Jahren, gerne mit einem Fünfzylindermotor und Turbolader. Darum auch der Name 5Zyl_Marco. Klingt ja schon mal ganz sympatisch.
Die Halle77 befindet sich in einem unscheinbaren Hinterhof mitten in Dortmund. Wenn nicht der auffällige Doppelgolf vorne an der Straße stünde, würde man es wohl nicht so einfach finden. Je weiter wir auf den Hof fahren desto besser werden die Autos welche dort parken. Teilweise gehören die Fahrzeuge zu Marco und der Rest sind Fahrzeuge von Besuchern die seinen Leistungsprüfstand nutzen oder das Museum besuchen wollen. Das Spektrum reicht vom VW Scirocco I mit 1.8l Turbomotor und über 400PS am Rad bis hin zum absolut originalgetreuen Passat 35I Nasenbär ohne jegliche Ausstattung aber mit alten DIN-Kennzeichen.
Egal ob Opel Manta, VW Golf, Porsche 996, Renault Clio I, Daihatsu Cuore oder Mercedes Taxi. Hier ist jedes alte Vehikel willkommen. Selbst der firmeneigene Abschleppwagen ist ein alter Ford Transit mit Motorsportlackierung. Schon bemerkenswert was für eine wilde Sammlung sich hier an einem normalen Samstag mittag zusammenrottet, zumal viele der Besucher deutlich über 100km Anfahrt hinter sich brachten um heute hier zu sein. Meine Favoriten sind zwei Fiesta GFJ die verschiedener kaum sein könnten. Der eine im Topzustand mit H-Kennzeichen und der andere fast genau so umgebaut wie meiner, nur noch ein bisschen abgerockter.
Auch wenn es draußen noch so viel zu sehen gibt, wollen wir jezt endlich mal in die Halle gehen bevor es heute zu spät dafür ist. Im Inneren betritt man als erstes den Merchandising Bereich und gelangt von dort ins Museum. Hier scheint die Zeit stillzustehen. An den Wänden hängen alte Autoteile und Werbeschilder aus den letzten 40 Jahren. Und dazu passend stehen dicht gedrängt ein paar wirklich schöne und besondere Automobile. Ein Breitbau Golf mit Glitterlack, ein alter Passat 32B mit Audi V6, eine Renault Alpine, eine C4 Corvette und einige Mofas sowie Audis mit fies großen Turboladern laden zum betrachten ein.
In einer Ecke wurde das Diorama einer Schraubergruft aus den 60ern nachempfunden. Zwei arg verstaubte Opel Limousinen warten darauf wiedererweckt zu werden - was wohl niemals passieren wird. Wenn wir noch mehr Zeit hätten könnten wir uns durch den Berg alter Autozeitungen wühlen, aber so langsam setzt die Reizüberflutung und der Hunger ein. Es wird Zeit für die nächste Station. JPs Burger Restaurant ist nur wenige Kilometer entfernt also nicht wie hin da. Offenbar sind wir nicht die ersten welche die Idee hatten dorthin zu fahren. So sehen wir auf dem Parkplatz einige Autos zum zweiten Mal am heutigen Tag.
Nach einigen Minuten Wartezeit halten wir unsere BigBoostBurger in Händen und nehmen unter einer Decke voller Motorhauben platz. Vorne im Eingangsbereich stehen ein Mazda RX7 FD und ein BMW E30 und erinnern uns irgendwie an die beiden Autos die wir auch schon beim Sonntagsausflug zusammengeparkt haben. Schon bemerkenswert was man aus so einer Basis alles rausholen kann. Frisch gestärkt geht es wieder zurück nach Hause, schließlich haben wir noch ein bisschen Programm vor uns. Der Besuch im Pace Museum muss leider ausfallen da es Pandemiebedingt noch nicht geöffnet hat.
Trotz mehrerer Staus und Unfälle auf dem Rückweg sind wir am späten Nachmittag wieder daheim und können direkt zum nächsten Ziel starten. Ein bisschen kleiner und gemütlicher, aber auch direkt vor der Haustür und Garantiert mit noch mehr alten Autos; das private US Car Treffen auf einem Bauernhof. Trotzdem gibt es alles was das Herz begehrt; Essen, Trinken, Livemusik und jede Menge Benzingespräche. Teilweise müssen wir uns schon fragen was die Leute in ihren Kaffee kippen um solche Konstruktionen zu erschaffen, aber wenn man Spaß dran hat spielt der Sinn keine Rolle mehr.
So wie bei dem alten Chevrolet COE Frontlenker auf einem moderneren Pickup Fahrgestell der jetzt als Ratrod Motorradtransporter umfunktioniert worden ist. Da er stilecht auf einem alten Ford Abschleppwagen angeliefert wurde fragen wir jetzt mal nicht wie die Chancen auf eine Straßenzulassung aussehen. Statt die halbe Nacht am Lagerfeuer zu verbringen fahren wir nochmal zurück in die Garage um ein paar Schweißnähte am grauen Sierra zu ziehen, schließlich wissen wir jetzt wofür wir uns die Arbeit machen.
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