Montag, 6. September 2021

Suzuki VZ800 Marauder Bobber Umbauprojekt

 

 Mit dem Motorrad durch die Landschaft zu fahren macht schon echt viel Spaß. Aber die Maschine individuell umzubauen ist auch ein schöner, wenn auch teilweise langwieriger, Zeitvertreib. Neben der schwarzen Kawasaki Z1000 wurde noch ein Motorrad modifiziert. Diese Suzuki Marauder wird vom Chopper zum Bobber umgerüstet. Dazu gehört auch den Rahmen zu kürzen und das ist eine etwas komplexere Angelegenheit.

 


Bis wir an dem Punkt sind wo die Flex kreist, sind noch einige Arbeitsschritte erforderlich. Ein genauer Plan wie die Maschine am Ende aussehen soll und welche Teile neu gekauft, selbst gebaut oder umgemodelt werden müssen ist nicht lebensnotwendig, macht es aber einfacher den Überblick zu behalten. Teilweise haben die Sachen eine echt lange Lieferzeit und dann steht das Projekt tage- oder wochenlang still weil irgend ein Teil auf sich warten lässt. Ebenso macht es Sinn nur einmal alles zum lackieren vorzubereiten und nicht jede Woche immer nur ein einzelnes.

 


Jenachdem ob das Geld knapp ist oder nicht, sollte man sich vorher auch schon mal durchrechnen wie teuer die ganze Nummer wird. Wäre doch sehr schade wenn auf den letzten Metern die Knete ausgeht und deswegen nicht weitergemacht oder Notlösungen gefunden werden müssen. In diesem Fall sind nicht allzuviele Neuteile für den Umbau selbst geplant, dafür sollen diverse Wartungsarbeiten in einem Rutsch mitgemacht werden da der Bock ohnehin weitestgehend zerlegt werden muss. Sofern man nicht  den Luxus eines Zweitmoped hat, bietet es sich an die Fahr-Zeit für die Teilebeschaffung und Planung zu nutzen damit dann in der Winterpause alles ganz schnell geht und gleich im nächsten Frühjahr durchgestartet werden kann. 

 


Daran das wir jetzt im September darüber schreiben kann man wohl sehen welcher Weg gewählt wurde. Insgesamt dauerte der Umbau an dieser Marauder fast vier Monate von denen sicher einige Wochen unnötige Wartezeit enthielten. Dabei musste ausgerechnet auf Originalteile vom Suzuki Händler mit am längsten gewartet werden. Und all das nur weil der Motor mal eine Weile ohne ausreichend Kühlwasser gefahren ist, dabei (vermutlich) ein bisschen heiß wurde und daraufhin die Dichtungen der Wasserleitung vom vorderen zum hinteren Zylinder undicht wurde. Die Frage ist ob man den Schlauch tauschen kann ohne den Motor auszubauen und zerlegen zu müssen.

 


Letztendlich gelang die Operation mit viel Fummellei, ein bisschen Schleifarbeiten an den Kühlrippen vom vorderen Zylinder rund um den Flansch und diversen Kraftausdrücken. Beim abschließenden Dichteitstest wurde auch noch eine undichte Wasserpumpe gefunden. Schön zugänglich, aber teuer und wieder mit Wartezeit verbunden. Sowas ist vorher schlecht zu planen aber nicht ungewöhnlich bei einer 21 Jahre alten Maschine. In der Zwischenzeit wird bis auf die Gabel und Schwinge alles wesentliche vom Rahmen abgeschraubt. Statt viel Chrom und der Zweifarb-Lackierung soll die Maschine fast nur noch dunkel und schwarz sein. Alles überflüssige muss weichen - das ist die Grundidee eines Bobber.

 


Dazu gehört auch das Heck zu kürzen und statt der Doppelsitzbank einen einzelnen Sattel zu montieren. Rund um diesen Punkt müssen diverse Anpassungen vorgenommen werden damit es funktioniert und auch noch gut aussieht. Ohne die frühzeitige Rücksprache mit einem Prüfingenieur der die ganze Nummer am Ende absegnen soll, kann man schnell was falsch machen und sich richtig viel Arbeit aufhalsen. Zwei wichtige Punkte die beachtet werden müssen gleich vorne weg: nicht mehr vom Heck abschneiden als bis vor die letzte Querstrebe nach der Federbeinaufnahme und nichts an der Schwinge verändern, also keine Löcher bohren oder  Halter anschweißen. 

 


Bei der Marauder gibt es hinter den Federbeinaufnahmepunkten keine Querstreben, daher orientieren wir uns an den Verstärkungsblechen die rund um diese Aufnahmen sitzen. Alles was weiter nach hinten geht trägt nur den Kotflügel und den Soziussitz. Das bringt uns zum nächsten Problem; wie wird der Kotflügel nun montiert? Für eine minimalistische Optik soll er nicht mehr starr am Rahmen, sondern mitfedernd an der Schwinge montiert sein. Aber wir dürfen nichts bohren oder schweißen. Also müssen vorhandene Halter verwendet oder umgebaut werden. Auf der rechten Seite wurde dazu ein Flacheisen eng um die Schwinge gebogen und festgeklemmt. 

 


Selbstverständlich sollen die wuchtigen original Kotflügel nicht so bleiben. Ein paar Ersatzteile werden provisorisch aufesetzt und dann soweit eingekürzt das sie noch den gesetzlichen Anforderungen genügen. Das heißt er muss ausreichend wirksam sein, das gilt pauschal als erfüllt wenn der Kotflügel mindestens 150mm über die Mitte des Rades (die Achse) nach hinten überragt. Alles andere ist eine Einzelfallgeschichte. Am Vorderrad muss es ebenfalls einfach nur funktioniern, egal wie groß oder klein die Radabdeckung dann noch ist. Damit der nun deutlich freier stehende Hinterreifen voll zur Geltung kommt, wird das Kennzeichen seitlich neben dem Rad montiert. Dafür gibt es fertige Halter mit Teilegutachten zu kaufen. Schwierig war nur die Beschaffung einer ausreichend langen Achse da der Halter mit hinter die Achsmutter geklemmt wird und das Restgewinde dafür zu kurz war. 

 


Beim seitlichen Kennzeichenhalter müssen in erster Linie die Sichtbarkeit des Nummernschild und ausreichende Stabilität gewährleistet sein. Das heißt mindestens 20cm über der Fahrbahn montiert, maximal 30° Neigung zur Vertikalen und muss von der Seite bis zu einem Winkel von 30° noch vollständig sichtbar sein. Wem die Kennzeichenbeleuchtung nicht gefällt kann auch auf ein selbstleuchtendes Schild umsteigen, aber das sparen wir uns hier, Hauptsache sie hat ein e-Prüfzeichen und erleuchtet das Schild damit es aus 20m Distanz lesbar ist. Apropos Beleuchtung, vor dem Umbau trug die Marauder riesige Blinker und Rücklichter sowie drei Frontscheinwerfer. Das passt jetzt alles nicht mehr ins Konzept. 

 

 

Vorne steckt jetzt ein einzelner Klarglasscheinwerfer auf der Gabel und hinten sitzt eine freistehende Lampe auf dem Kotflügel. Das Stromkabel vom Rücklicht läuft in einem dünnen Metallrohr das von innen an den Kotflügel geschweißt wurde - man sieht nichts und es funktioniert. Die Blinker sind ein bisschen kleiner und dunkler, aber immernoch vorschriftsmäßig solange sie richtig montiert sind. Bei dieser Maschine vorne 340mm und hinten 240mm Abstand zwischen den Blinkern. Nach EU Recht nur 240/180mm. Damit kommen wir zum nächsten Bauteil was noch geändert werden soll; die Auspuffanlage. Mangels geeigneten Angeboten wird die originale Anlage einfach mit Hitzeschutzband umwickelt umd das Chrom zu verbergen. Ohne die gebogenen Endstücke sieht der Auspuff jetzt schon ganz anders aus. 

 

 

Als neue Sitzgelegenheit wird ein universeller Schwingsattel mit einer selbstgebauten Montageplatte auf den Rahmen gesetzt und dahinter eine nachgebaute Transportdose für Gasmasken aus der DDR. Die passt von der Form und größe perfekt dorthin. Im Inneren befindet sich der Batteriehauptschalter und ein wenig Stauraum für das nötigste also eine Flasche Wasser und ein Bounty. Die vorverlegten Fußrasten  und der breite Zubehörlenker waren schon beim Kauf dabei und dürfen so bleiben wie sie sind - ganz ohne Chrom ist ja auch blöd. 

 

 

Nachdem alles einmal vormontiert und eingestellt wurde, können der Tank, die Kotflügel, die Seitendeckel und der Sattelhalter neu lackiert werden. Mittelfristig muss eine Sprühdosenlackierung ausreichen. Irgendwann folgt vielleicht auch noch eine professionelle Dusche. Hier und jetzt kann nach der Endmontage endlich zur Probefahrt gestartet werden. Leider entscheidet sich genau dann der Motor nur noch auf einem Zylinder zu laufen. An der Zündung liegt es nicht, also müssen die beiden Vergaser runter und gereinigt werden. Eine ziemliche Fummelarbeit bis alle Seilzüge ausgehängt und die Teile vom Motorrad getrennt sind. Immerhin läuft die Maschine nach der Vergaserreinigung und Einstellung besser als je zuvor. 

 

 

Jetzt ist die Marauder aber wirklich fertig. Schon bemerkenswert wie anders der Bock jetzt wirkt ohne das ganze Chrom und die fetten Anbauteile. Klein, gemein und bullig sieht sie aus. Nur ob sie auch gut fährt können wir von aussen nicht sehen. Der Schwingsattel wird wohl eher keine Komfortsteigerung bringen, der Rest zumindest keine verschlechterung. Dem TÜV gefällts auch so das er die Rahmenkürzung, den Einsitzerumbau und den seitlichen Kennzeichenhalter problemlos einträgt. Dann kann der Sommer ja kommen. 


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