Montag, 6. Dezember 2021

Aufholjagd im Wartungsstau-Caddy

 

Solange das Auto zuverlässig anspringt und den täglichen Weg zur Arbeit, zum Einkaufen und wieder nach Hause zurück übersteht ist alles gut. Es gibt keinen Grund sich um Probleme zu kümmern die noch nicht akkut sind. Egal ob man sofort zur Werkstatt fährt oder wartet bis es gar nicht mehr anders geht, die Kosten sind immer gleich. Vermutlich gehen genau solche Gedanken durch die Köpfe von allen Leuten die sich nicht um ihre vierräderigen Begleiter kümmern wollen, genau wie dieser Erdgas-Caddy. Nach der Reparatur vom ABS lief er mit neuen Zündkerzen und Kabeln tatsächlich ganz ordentlich. Jetzt gibt es wieder neue Arbeit für uns. 


 

Schon seit dem Corona konformen Urlaubstrip nach Italien macht sich die hintere Bremse geräuschvoll bemerkbar. Spätestens jetzt wo die Radkappen vom Metallstaub schon rostig werden fällt es wohl jedem auf das hier irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Das schon seit fast einem Jahr lang die Fahrertür nicht mehr geöffnet werden kann, spricht Bände über die Leidensfähigkeit und Prioritäten des Fahrers. Jetzt ist die Zeit und Gelegenheit gekommen sich die großen und kleinen Defekte am Erdgas Caddy mal ein bisschen genauer anzuschauen. Vielleicht können wir ja einiges davon beheben und die Fahrt etwas sicherer und angenehmer zu machen. 

 


Wir wollen mit den einfachen Sachen anfangen und uns dann zu den größeren Baustellen durcharbeiten - wobei die kaputte Fahrertür erst ganz zum Schluss kommen soll. Zu den einfachen Dingen gehört das defekte Standlicht vorne und eine Kennzeichleuchte hinten. Einfach das alte Leuchtmittel raus und ein neues reinstecken. Damit ist schon die erste Fehlermeldung im Kombiinstrument beseitigt. Jetzt kommen die Probleme für die dieser Caddy keine Worte hat (weil es keinen Sensor gibt); die restlos bis auf die Trägerplatte abgenutze Bremse hinten. Noch ein paar Kilometer mehr und der Träger hätte sich komplett verabschiedet. Dann müssten wir jetzt auch noch den Bremssattel mit tauschen. 


 

Stattdessen bocken wir jetzt die Hinterachse auf, entfernen beide Hinterräder und lösen die Führungsschrauben am Bremssattel (SW13 und 15). Mit einem Schraubendreher hebeln wir den Bremssattel von seinem Halterahmen weg und legen ihn zur Seite. Der Rahmen wird von zwei Schrauben (SW19) an der Achse gehalten. Da der Platz für den Schlagschrauber nicht ausreicht, muss die Brechstange aushelfen. Die Schrauben sitzen wirklich sehr fest. Ohne den Halter gibt es nur noch zwei Dinge mit der die Bremsscheibe am Auto gehalten wird; eine TX30 Schraube und viel Rost. Mit einem passenden Torxschraubendreher und einem dicken Hammer lösen wir beide Verbindungen. 


 

Bevor die neue Scheibe ans Auto kann muss die Radnabe gründlich entrostet und die Scheibe mit Bremsenreiniger von ihrer Konservierung befreit werden. Die kleine Schraube muss nur handfest angezogen werden, die beiden großen Schrauben vom Sattelhalter bekommen 90Nm und 90° Anzugsmoment. Mit neuen Führungsblechen für die Bremsbeeläge im Halter können selbige auch eingesetzt werden. Ein bisschen Bremsenpaste an den Kontaktpunkten und Führungsbolzen sollte gegen die Verklemmung helfen. Damit der Bremssattel auf die neuen dickeren Beläge und Scheibe passt muss jetzt der Kolben zurückgedrückt werden. Das geht nur mit einem speziellen Dreh-Drück-Werkzeug. Sobald der Kolben ganz drin ist, kommt der Sattel auf den Halter und die beiden Halteschrauben (mit Sicherungskleber) in ihre Gewinde (30Nm).


 

Wo wir schonmal hier unten an der Achse sind wollen wir auch noch die Anschlagpuffer zwischen Achse und Rahmen tauschen. Bedingt durch das Alter, die Laufleistung und schwere Erdgasflaschen hängt der Wagen hinten ziemlich weit runter so das er des öfteren auf die Puffer drückt. Um die kaputten Teile auszubauen schlagen wir die alten rostigen Sockel einfach mit dem Hammer weg. Da der Innenvielzahn Schraubenkopf restlos weggegammelt ist müssen wir ein wenig mit Rostlöser und Gripzange arbeiten. Abgesehen davon ist der Tausch ein Kinderspiel; Schraube raus, Sockel und Distanzscheibe entfernen, neuen Puffer mit Distanzscheibe und neuer Inbusschraube (M10x45) wieder einsetzen.

 

 

Weil jetzt schon mal zwei von vier Rädern neben dem Auto liegen, bocken wir die Vorderachse jetzt auch noch auf und entfernen die Vorderräder. Bis die Werkstatt neue Winterreifen aufgezogen hat, machen wir  weiter mit der Inspektion. Das Motoröl und den dazugehörigen Filter tauschen wir bequem im liegen unterm Auto. Vier Liter frisches 5W30 Longlife-Öl finden ihren Weg zurück in den Motor, dann kümmern wir uns den Motorluftfilter. Einfach die vier Schrauben vom Deckel und die eine Schraube vom Niederhalter lösen und der Filter kann entnommen werden. Noch einfacher kann der Innenraumfilter gewechselt werden; im Beifahrerfußraum die graue Verkleidung vom Mitteltunnel abziehen und dann die Filterkassette hinterm Handschuhfach nach unten rausziehen. Bevor der neue Filter einzieht, saugen wir den Fußraum und das Fach einmal durch.



Bevor die Motorhaube wieder geschlossen wird müssen wir noch die kaputte Scheibenwaschanlage reparieren. Im Gegensatz zu den meisten Herstellern benutzt VW hier keinen Gummischlauch sondern dünne Wellrohre aus Hartplastik die irgendwann einfach spröde werden und abbrechen. Praktischerweise exisitieren am Markt auch Reparatursätze dafür. Alles was drin ist sind ein halber Meter 4,5mm Rohr, Verbinder und Schrumpfschlauch um alles dicht zu kriegen. Wirklich keine große Aktion wenn man das passende Ersatzteil zur Hand hat. Apropos zur Hand haben; die Reifen sind fertig umgezogen und können wieder am Caddy installiert werden. Endlich sind alle wirklich wichtigen Defekte behoben worden und die Schlüsselfrage kommt an die Reihe. 

 


Die Symptome sehen so aus; die Tür scheint abgeschlossen zu sein, geht mit der ZV nicht auf, lässt sich von innen nicht öffnen und von aussen passt der Zündschlüssel nicht ins Schloss. Sehr merkwürdig diese Konstellation. Auch mit reichlich Kriechöl und etwas rumgepopel im Schließzylinder kommen wir hier nicht weiter ohne Gewalt anzuwenden. Vielleicht sollten wir mal die Innenverkleidung ausbauen und uns so dem Problem annähern. Leider geht das nicht so einfach bei geschlossener Tür. Das heißt in näherer Zukunft müssen wir nochmal tiefer in die Materie einsteigen. Hier und jetzt machen wir fürs erste Feierabend.

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