Ein Suzuki „Was“?
S-A-M-U-R-A-I Genauer gesagt ein Suzuki Samurai Santana. Aber wie kommt jemand, der seit Jahren eher mit 1 PS unterwegs ist, auf die Idee sich so ein Japan-Blech zu kaufen? Seit 5 Jahren rollt der Rappelmann, auch „Schwarze Schönheit“ genannt, mit durch mein Leben. Der Rappelmann ist ein Suzuki Samurai Baujahr 1993 (Japaner). Ein Auto für das man an der Tankstelle von Laien schonmal den Kommentar „Cooler Jeep“ erntet.
Unser erster Ausflug ging, zusammen mit einem befreundeten Pärchen und ihrem Jimny (FJ), in den Fursten Forest. Es wurde viel gelacht, man hatte Spaß und das Resultat dieses Tages war ein ziemlich verbeulter Schweller und ein Astabweiser mit Knick. Aber der Funke zum Thema „Offroadfahren“ war noch nicht übergesprungen. Der nächste Ausflug ging Ostern in den Mammutpark ins Weserbergland. Es war kalt und Schlamm und Wasser waren deutlich anwesend. Dort lernte ich das Mammutboden „anders“ ist. Ich durfte meine ersten längeren Strecken mit dem Samurai fahren und wurde unter anderem in den Prinzessin-Weg geleitet. Irgendwie war das so ein einschneidendes Erlebnis, das ich mich den Rest des Jahres nicht mehr ans Steuer vom Rappelmann setzte.
Foto: FokusVision
Neues Jahr, neuer Versuch. Wieder Ostern, wieder Mammutpark. Ähnliche Bedingungen wie das Jahr zuvor. Ein Hügel unterhalb des Windenhanges. Ein Jeep gab auf, ein anderer Suzuki auch. Der Rappelmann tuckerte mit seinem Besitzer ohne Probleme über den Hügel. Da wurde mein Ehrgeiz gepackt. „Lass mich auch mal!“. Gefühlte 283 Versuche später stand ich strahlend auf der anderen Seite des Hügels. Es hatte angefangen „Klick“ zu machen. Im Sommer folgte eine Platzierung bei der Spaß-Veranstaltung „Wendland-Trophy“ (14. Platz von ca. 70 startenden Fahrzeugen). Bei der Wendland-Trophy müssen, neben jeglicher Art von Spielchen, auch immer Trials gefahren werden. Dies zählt nicht zu den Lieblings-Beschäftigungen des Rappelmann-Besitzers. Irgendwie war das wieder was, was meine Neugier weckte.
So wurde Kontakt mit Fränky geknüpft, der damals noch den OPE in Silixen betrieb, da Fränky gerne Spaß-Trials steckt. Also fuhren wir Mitte August das erste Mal zusammen zum „freien Fahren“ in den OPE. Einer, zu diesem Zeitpunkt, wunderbar trockenen Sandgrube mit ganz viel Spielmöglichkeiten für Offroader. Den Vormittag vertrieben wir uns auf der mittleren und oberen Ebene des OPE und den langen und steilen Auf- und Abfahrten dazwischen (Stichwort: Motorbremse). Aber nach der Grillwurst vom Gemeinschaftsgrill zu Mittag wurde es ernst. Trial fahren war angesagt. Nach dem gemeinsamen Anschauen der Strecke, war mir schon etwas mulmig und ich hoffte, dass Mr. Toyota (der Besitzer des Rappelmanns) irgendwie einen Rückzieher für sein Auto machen würde. Was er aber (natürlich) nicht tat.
Sein einziger Kommentar war „Cremig“. Also musste ich wohl oder übel dran, denn einen Rückzieher wollte ich auf keinen Fall machen. Schließlich hatte ich selbst laut „HIER!“ geschrien. Das erste Auto sauste durch die Strecke (ein Trial-Suzuki), dass mir fast schwindelig wurde. Dann folgten 2 Side-by-Sides, die ihre Sache auch hervorragend machten. „Ups, worauf hatte ich mich da eingelassen…“ Die folgenden Autos (Jeep, Range Rover) brachen ab. Nun war ich an der Reihe. Mr. Toyota als Auge draußen und mit Funk verbunden. So fuhr ich also meinen ersten Trial und ich bin sogar bis zur letzten Aufgabe gekommen, weiter als die meisten anderen Fahrzeuge.
Foto: FokusVision
Ich hatte Blut geleckt und diese Art des „Stangenfahren“ macht mir verdammt viel Spaß. Im September fuhren wir bei der „Jeep-Trophy“ auf einen sensationellen 2. Platz, diesmal wieder mit Mr. Toyota am Steuer. Zum Schluss fuhr ich mit dem Rappelmann, außerhalb der Wertung, auch noch einmal den Trial der Veranstaltung, welchen ich mit 0 Fehlern absolvierte. Eine Woche später ging es in die Niederlande (auf Achse). „Offroad-Budel“ stand für uns zum 1. Mal auf dem Programm. Eine geniale Veranstaltung mit mindestens 5000 genauso bekloppsten Menschen wie uns. Auch hier wurde ein Trial angeboten. Nach einem kurzen Missverständnis, wer auf dem Fahrersitz Platz nehmen wird auf dem Anmeldeformular, fuhr ich auch diesen Trial. Wie gut wir waren, habe ich nie erfahren, da wir vor der Sieger- Ehrung abgereist sind. Aber nach Aussage des „Punkte-aufschreibenden-Holländers“ waren wir nicht so schlecht. Das Jahr 2019 wurde ein sehr „offroadiges“ Jahr. Im März 2019 fuhren wir unsere erste ernstere Trophy gemeinsam. Schneller als ich gedacht hatte, fand ich mich auf dem Fahrersitz bei einer Veranstaltung wieder. Unter Wettbewerbs-Bedingungen lernt man vieles ganz schnell. Auch das man mit einer verbogenen Lenkschubstange nicht mehr lenken kann…
Foto: FokusVision
Stolz beendeten wir die CTT (Cherusker-Team-Trophy) auf einem 5. Platz, was allerdings nicht an der verbogenen Lenkschubstange (die noch während des Wettbewerbs ausgetauscht wurde) lag, sondern am nicht mehr richtig laufenden Motors unseres Partner-Autos. Es folgten monatliche Ausflüge in den OPE, im Sommer die Wendlandtrophy, im September das Jeep-Treffen im Mammutpark und Anfang Oktober unser 2. Ausflug zu „Offroad-Budel“ in den Niederlanden. Anfang Dezember kotzte der Rappelmann im OPE plötzlich Öl, was das Resultat einer defekten Differential-Sperre war, so dass wir bei der allerletzten Veranstaltung im OPE, dem Weihnachts-Offroad, nur als Zuschauer teilnehmen konnten.
Bedingt durch Corona wurde der Rappelmann im Jahr 2020 deutlich weniger bewegt. Aber immer wieder war da so der Gedanke: „Gibt es eigentlich noch Samurais im Original- Zustand? Ohne Schnorchel, ohne Seilwinde, ohne Käfig (um nur einige der „üblichen“ Umbauten zu nennen). Mit Original-Sitzen, Gurten und eventuell sogar einer Rücksitzbank?“ Nach der „Beat the Wolf“-Trophy im Mammutpark, bei der wir uns extrem wacker geschlagen haben und der Rappelmann seinen 1. Umkipper mitmachen musste, stand mein Entschluss fest: Ein 2. Samurai soll einziehen! Er soll im Original-Zustand sein und so erhalten werden bzw. höchstens ein bisschen Original+ werden, aber zeitgemäß.
Also begann ich vorsichtig, ohne Vorstellungen, zu suchen. Der erste Kandidat stand fast vor der Haustür…
Warum er es nicht geworden ist, kann ich gar nicht so genau erklären. Vielleicht war es der, mir zu dem Zeitpunkt hoch erscheinende Preis, vielleicht die Angst vor der eigenen Courage, jetzt einen „Zweit-Wagen“ haben zu wollen. Obwohl schon vieles für ihn sprach: die rote Farbe, ein Cabrio, vom ersten Erscheinungsbild unverbastelt und bei der ordentlichen Durchsicht augenscheinlich kein Rost. Was für einen spanischen Samurai beachtlich erschien.
Kurz zur Erklärung: Samurais haben ein Rost Problem und besonders bei den in Spanien gefertigten Modellen wurde wohl eine Zeit lang extrem schlechtes Blech verwendet, welches von sich aus anfing zu Rosten. Auf jeden Fall war dieser Samurai nicht „meiner“. Es folgten endlose Stunden vor einschlägigen Auto-Portalen im Internet. Zu rostig, zu teuer, zu verbastelt, zu weit weg, zu schnell wieder verkauft. Nach langem verliebt sein in einen grünen Long, ja es gibt Samurais mit langem Radstand, und einem kurzen Intermezzo mit einem Long in Süddeutschland (beide Coronabedingt nie besichtigt), stellte ich mir die Frage, was ich wirklich will. Nach langem Hin- und Her erschien mir die Short-Version als sinnvoller aber die Cabrio- Version sollte es sein. Vom Baujahr kamen nur die Jahre 1992 – 1998 in Frage. Nichts verbastelt, also Orginal-Motor (Benziner, kein Diesel), Original-Verbreiterungen, Original- Schweller, Original-Sitze (wenn es geht sogar mit Rücksitzbank), kein verbasteltes Armaturenbrett, Original-Lack und als i-Tüpfelchen: das ganze in Rot. Kurz die Nadel im Heuhaufen. Das genau der erste Kandidat diese Nadel im Heuhaufen gewesen wäre, brauche ich nicht zu erwähnen…
Im Februar 2021 konnten wir leider nicht unseren geliebten Winter-Urlaub antreten (Corona schlug wieder zu) und wir blieben daheim. Wartungsarbeiten am schwarzen Samurai waren anstelle Schlittenfahren angesagt. Ein neues Fahrwerk und die Überholung der Lenkung standen auf dem Programm. Am ersten Tag bevor unser offizieller Urlaub (Sonntag) überhaupt losging, meldete „Mobile.de“ in der Mittagspause einen neuen Samurai zum Verkauf. Passender Jahrgang (1995), Cabrio, auf den 2 (!) Fotos (eins davon überbelichtet) unverbastelt aussehend, in NRW stehend und auch noch roter Original-Lack. Die Anzeige lass sich wie die goldene Nadel im Heuhaufen.
Im Sommer 2020 Eis gestrahlt, danach mit neuem (klaren) Unterbodenschutz versehen und mit Mike Sanders Hohlraumwachs vollgepumpt. Alle Öle und Verschleißteile getauscht. Noch bevor das Fahrzeug besichtigt wurde, verpasste ihm Mr. Toyota den Spitznamen „Allrad-Tomate“, obwohl die Farbe eher als Kirschrot zu bezeichnen ist. Und was soll ich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick! Eine Woche nach der 1. Besichtigung (eine Woche voll Auf und Abs und zähen Ringens) machten wir uns mit dem Trailer durch den Tiefschnee auf den Weg, damit ich Besitzerin eines spanischen Samurais, der die ersten 25 Jahre seines Lebens in den Niederlanden verbracht hatte, werden konnte.
Bedingt durch den Schneefall der letzten Tage konnten wir das Gespann nicht vor der heimischen Tiefgarage parken, sondern mussten auf den benachbarten Supermarktparkplatz (der aber zum Glück auch beleuchtet ist) ausweichen. So konnte „El Tomato“ die letzten Meter in seine neue Garage auf eigenen Reifen zurücklegen. Seit diesem Tag sind mehr als 6 Monate vergangen und wir haben schon knapp 2000 km zusammen zurückgelegt. In der Zeit haben wir geschraubt, Pläne geschmiedet und festgestellt, das Samurai nicht gleich Samurai ist. Aber immer wieder sind wir begeistert davon, was für eine gute Basis die Allrad-Tomate für das Oldtimer-Projekt ist.
Vielen Dank an Roland von FokusVision für die vielen tollen Bilder die vom Rappelmann im Offroadpark Extertal entstanden sind!
Text: K.S.
Fotos: K.S.,S.M.,FV,
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