An so einem Anhänger finden wir irgendwie immer etwas zum schrauben. Entweder weil vom rumstehen die Bremse festgegammelt ist, oder mal wieder jemand vergessen hat erst den Stecker zu löse bevor er den Anhänger abkuppelt oder weil man endlich ein bisschen schneller mit dem Anhänger fahren will. Es wird mal wieder Zeit für einen Anhängeraktionstag, dann können wir ein bisschen vom Wartungsstau abbauen.
Unser erster Patient ist ein offener Tandemanhänger von 1990 der neben einer länger überfälligen Hauptuntersuchung aus einem bestimmten Grund zur Prüfhalle gebracht werden muss; er soll eine 100kmh Zulassung bekommen. Dann darf man unter bestimmten Vorraussetzungen auf Autobanhnen und Kraftfahrstraßen schneller als die sonst üblichen 80kmh fahren. Eine dieser Vorraussetzungen ist die Mindest-Leermasse vom Zugfahrzeug und die hängt vom Gewicht des Anhänger und seiner technischen Ausstattung ab. In diesem Fall 2000kg Gesamtgewicht und eine Auflaufbremse, damit müsste das Zugfahrzeug mindestens 6667kg wiegen. Damit erfüllen wir aber eine der anderen Vorraussetzungen nicht. Abgesehen davon das der Kia Sorento welcher den Anhänger zieht nichtmal 1960kg leer wiegt.
Wenn der Anhänger zusätzlich Stoßdämpfer hätte, würde ein Zugfahrzeug mit 1818kg genügen. Mit einer Antischlingerkupplung sogar nur 1667kg. Zu unserem Glück ist das Fahrwerk bereits dafür vorbereitet; an den Schwingarmen sind bereits die Aufnahmen angeschweißt und am Rahmen passende Löcher an denen wir alles anschrauben können. Ansonsten gibt es diese Metalllaschen auch zum Anschweißen. Dabei sollte man dann aber wirklich wissen was man tut, die Belastungen sind doch etwas größer. Und natürlich muss alles passend ausgerichtet sein damit der Dämpfer nicht abbricht wenn die Federung stark komprimiert wird.
Vier neue universelle Anhängerstoßdämpfer inklusive Schrauben und Distanzstücken gibt es von verschiedenen Herstellern für relativ kleines Geld zu kaufen. Solange die Dämpfer nicht kopfüber montiert werden und noch ein bisschen Abstand zum Rahmen bleibt damit nichts scheuert, kann man bei diesem Umbau nichts falsch machen. Wenn jetzt noch die Reifen für mindestens 120kmh (Index L) freigegben und weniger als sechs Jahre alt sind, sollte es keine Probleme mit der 100kmh Zulassung geben. Das nützt uns aber nicht viel wenn der Anhänger die Hauptuntersuchung nicht übersteht. Dafür müssen wir alle Bremsen und ein Radlager nachstellen. Das geht am besten wenn der Anhänger aufgebockt ist und man alle Räder ringsherum einstellen und prüfen kann. Dann klappt es auch mit der HU.
Der nächste Patient ist knapp 6 Monate alt und hat trotzdem schon die eine oder andere Kampfspur davongetragen. Dafür ist er aber auch 6 Tage die Woche im Einsatz. Entsprechend häufig wird er an- und abgekuppelt, genau dabei kam es neulich zu einem kleinen Malheur als der Stecker vergessen wurde. So fuhr das Auto los und das Kabel riss mehr oder weniger sauber aus dem Stecker heraus. Ohne funktionierende Beleuchtung ging es dann auf direktem Weg (bei Tageslicht) nach Hause. Glücklicherweise sind die Rücklichter am Zugfahrzeug hoch montiert und der Anhänger ziemlich flach so das die Blinker und Bremslichter für den nachfolgenden Verkehr gut sichtbar sind. Bitte nicht nachmachen. Im Zweifelsfall wäre es klüger den Trailer an Ort und Stelle zu reparieren.
Genau das machen wir auch noch am selben Abend. Mit einem neuen Anhängerstecker aus dem Fundus und etwas Werkzeug machen wir einen Hausbesuch. Erstmal alle Kabel auf die selbe Länge kürzen, neu abisolieren und Aderendhülsen aufcrimpen. Den neuen Stecker verdrahten und fertig ist. Hoffentlich passt der Fahrer in Zukunft ein bisschen besser auf. Und damit machen wir uns auf den Heimweg. Der nächste Patient steht schon parat; der Eduard Autotransportanhänger muss zur HU. Aber die wird er auf keinen Fall bestehen solange wir nichts an der Bremse machen. Die hat sich irgendwie verklemmt und sorgt dafür das ein Rad richtig heiß läuft. Entweder ist die Bremse zu eng eingestellt oder irgendwo hängt die Mechanik fest.
In Anbetracht der häufigen und langen Standzeiten über nassem Erdboden klingt die zweite Variante für uns wahrscheinlicher. Darum versuchen wir einfach mal mit einer Zange am Seilzug des betroffenen Rades zu ziehen. Hier bewegt sicht überhauptnichts. Im Gegensatz dazu haben alle anderen Seile rund einen Zentimeter Weg. Also sind der Seilzug und der Spreizhebel jetzt verdächtig. Nachdem das Rad und die Zentralmutter gelöst sind, nehmen wir die Bremstrommel ab und versuchen am Spreizhebel zu ziehen - das funktioniert wunderbar. Folglich brauchen wir einen oder besser vier neue Bremsseile. Damit wir passenden Ersatz besorgen, müssen wir nur die passende Länge und Endstücke raussuchen.
Immerhin ist der Austausch keine riesengroße Aktion da die Seile an den Radseiten jeweils gelöst werden können ohne die Trommel zu entfernen. Um noch mehr Zeit zu sparen schneiden wir das Gewindeende am Waagebalken einfach mit dem Winkelschleifer ab. Nur die abschließende Neueinstellung kostet nochmal Zeit. Erstmal die Seile am Waagebalken alle auf die gleiche Länge einstellen und anschließend die Bremstrommeln. Wenn alles passt stehen die Balken bei angezogener Bremse ziemlich exakt parallel zueinander. Immerhin bremst der Anhänger jetzt gefühlt deutlich besser als vorher
und die Bremsen können mit weniger Lüftspiel eingestellt werden ohne
nach dem Bremsvorgang zu schleifen. - offenbar war dieser Seilzug schon
länger schwergängig. Zum Abschluss gibts die ersehnte HU Plakette und
eine neue Batterie für die elektrische Seilwinde.
Damit können wir dann hoffentlich wieder mehr als ein Auto am Tag aufladen bevor uns der Saft ausgeht. Das finden wir bestimmt noch früh genug heraus wenn wieder irgendwelche Pannenfahrzeuge eingesammelt werden müssen. Darum versuchen wir zumindest diesen Trailer immer so schnell wie möglich einsatzbereit zu machen wenn irgendwas kaputt geht. Das kann manchmal auch ein wildes Provisorium sein. So wie bei unserem letzten Anhänger auf der Agenda; der Temared Maschinentransporter. Bis auf eine Reifenpanne lief der tatsächlich in den vergangenen zwölf Monaten komplett unauffällig, weder Kabel abgerissen noch Stüzrad verbogen oder Rücklicht zertrümmert. Ausgerechnet ein technischer Defekt verschafft uns doch noch Arbeit; die Halteklammer vom Stromkabel ist zerbrochen und das Kabel auf dem Asphalt durchgeschliffen.
Einfach Isolierband drumherum wickeln wird nicht genügen, da müssen wir schon was neues einflicken. Spät Abends auf einem unbeleuchteten Parkplatz können wir nur pfuschen. Im Auto haben wir gerade nur ein Taschenmesser, Isolierband und Kabelbinder. So schneiden wir die kaputten Stücke aus, isolieren die Drähte ab, verdrillen die Ende und tüddeln Isoband drum. Jetzt ist das Kabel ein gutes Stück kürzer aber immerhin funktioniert die Beleuchtung erstmal wieder. Ein paar Tage später haben wir ein neues Stromkabel und eine Verteilerdose besorgt. Zusätzlich tauschen wir den nach einem Jahr(!) schon völlig korrodierten Stecker gegen einen neuen aus. Statt einem Strang pro Seite, läuft jetzt alles auf der Beifahrerseite in der Dose zusammen und von dort ein 8Pol Kabel zur Deichsel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.