Montag, 7. Februar 2022

Omega Caravan Motor tauschen - Teil 2

 

Der neue Motor steht passend vorbereitet auf dem Anhänger und daneben wartet ein gewisser Opel Omega Caravan auf seine Organspende. Bevor die Maschine ihren Platz unter der Haube findet, müssen wir erstmal den alten Motor ausbauen. Eine so große Operation haben wir am Omega bis jetzt noch nie machen müssen. Aber bei den Platzverhältnissen sollte die Aktion ziemlich geschmeidig verlaufen. Wir haben das ganze Wochenende Zeit um herauszufinden wie falsch wir liegen. 

 

Mittelfristig müssen wir uns jetzt entscheiden aus welcher Richtung wir den Motor ausbauen wollen; entweder nach oben oder nach unten. Soll nur der Motor getauscht werden und steht keine Hebebühne zur Verfügung, ist es wohl am einfachsten die Motorhaube abzuschrauben und den Motor nach vorne/oben rauszuziehen. Spätestens wenn der Lüfter und Kühler ausgebaut sind hat man zumindest mit einem Vierzylinder mehr als genug Platz ihn rauszuziehen. Da wir eine komplette Einheit aus Motor und Getriebe besorgt haben, macht es mehr Sinn den Vorderachsträger zu lösen und alles am Stück nach unten abzusenken. Im Zweifelsfall macht es nicht so viel mehr Arbeit und erleichtert einige Handgriffe. In jedem Fall planen wir sicherheitshalber mal ein ganzes Wochenende ein und wenn der neue Motor erstmal aufgehübscht werden muss (Zahnriemen, Wasserpumpe, Zündkerzen, Dichtungen, Kupplung usw.) kann es auch nochmal einen Tag länger dauern. 


 

 

Die wesentlichen Arbeitsschritte sind in beiden Fällen gleich; Flüssigkeiten ablassen, Leitungen trennen, Motor abschrauben und rausnehmen. Fast so wie im letzten Jahr der weiße Mazda RX-7 nur mit dem Vorteil das hier alles wesentlich übersichtlicher ist; weniger Komponenten und ein paar Zentralstecker statt Turbolader und Rattennest. Wir beginnen damit die Batteriekabel zu lösen und die Batterie auszubauen. Anschließend lassen wir das Kühlasser mit der Ablassschraube unten am Kühler in eine Auffangwanne laufen. Parallel lassen wir auch das Motoröl ab. Besonders wenn dieser Motor vermutlich nicht so schnell wieder laufen wird, wollen wir kein Risiko eingehen das er im Lager mal umkippt und ausläuft. Direkt neben dem Batteriefach befindet sich der Sicherungskasten mit dem Motorsteuergerät. 

 

 

Da der neue Motor mit einem vollständigen (und intakten) Kabelbaum bestückt ist, können wir einfach alle Stecker lösen und zur Seite legen. Dazu gehören zwei große Zentralstecker ausserhalb vom Sicherungskasten (weiß und braun) und zwei weitere am Steuergerät (Massekabel nicht vergessen). Die beiden dicken Batteriekabel werden mit dem Motor rausgenommen, also müssen sie vom restlichen Fahrzeugkabelbaum getrennt werden. Wo wir schonmal auf der linken Seite vom Motor stehen, können wir auch direkt die Leitung zum Kupplungsnehmerzylinder lösen. Freundlicherweise gibt es direkt neben dem Bremskraftverstärker eine Trennstelle (Sicherungsclip entfernen und auseinander ziehen). Jetzt machen wir auf der Beifahrerseite weiter; der Luftfilterkasten und das Rohr zur Drosselklappe lassen sich ohne viel Widerstand entfernen und geben den Weg zu den Benzinleitungen frei. Eine Leitung von der Spritpumpe zu den Einspritzdüsen und eine zurück in den Tank.

 

 

 

Achtung! In unserem Fall war die eine Verschraubung so festgegammelt dass sich die Metallleitung verdreht und verbogen hat. Also immer mit Kriechöl und einem zweiten Schraubenschlüssel zum Gegenhalten arbeiten. An der Drosselklappe und Ansaugbrücke sind noch ein paar Kühlwasser- und Vakuumleitungen die wir ebenfalls trennen und aus dem Weg legen müssen. Unter/ hinter der Ansaugbrücke verläuft das große Wasserrohr vom Kühler nach hinten zum Motorblock und Wärmetauscher. Gefühlt verbirgt sich hier die größte und schlimmste Fummelei der ganzen Operation; das Heizungsventil. Ein Schlangennest ohne guten Zugang von keiner Seite. Ein paar Leitungen hängen an der  Karosserie und der Rest am Motor. Wenn wir hier nichts gewaltvoll zerreißen wollen, müssen wir uns wohl oder übel darum kümmern die Federschellen zu entfernen und die richtigen Schläuche abzuziehen. 

 


Den Strom, die Luft, den Sprit und das Wasser haben wir auf damit nahezu erledigt. Jenachdem wie gerne man weiterhin in unbequemer Haltung ohne direkte Sicht an Schrauben und Muttern fummelt, darf man jetzt den Wasserkühler samt Lüftermotor ausbauen oder man versucht die Servopumpe und den Klimakompressor so zu lösen und aus dem Weg zu räumen - ohne die Leitungen zu öffnen versteht sich. Mir war das zu blöd. Darum kommt besagter Kühler raus und der Arbeitsplatz umso größer. Noch ein Tipp; damit der Klimakompressor nicht runterfällt und die Aluminiumleitungen abbrechen haben wir eine Holzlatte zurechtgesägt und auf die Rahmenlängsträger gepackt so das der Kompressor sicher aufgehängt werden kann. Für die Servopumpe ist das nicht erforderlich da die Leitungen lang und flexibel genug sind. 


 

Ab jetzt arbeiten wir hauptsächlich von unten und seitlich. Eine Hebebühne macht sich jetzt echt bezahlt. Wir müssen je nach ursprünglichem Plan die Kupplungsglocke vom Motor oder das Getriebe vom Unterboden lösen. Wir bleiben beim ursprünglichen Plan und bauen den kompletten Vorderachsträger aus. Dafür sind theoretisch nur sechs Schrauben zu lösen, aber dann sind uns noch der Auspuff, die Lenkung, ein paar Querlenker, Koppelstangen, das Schaltgestänge, der Getriebehalter und ein paar letzte Stromkabel im Weg. Teilweise brauchen wir Rostlöser und stumpfe Gewalt, teilweise sollte man sich die Sache genau anschauen und einfach das Prinzip verstehen. Und natürlich nicht wahllos Schrauben entfernen bis das ganze Teil aus geringer Höhe zu Boden knallt. 

 

 

Unser neuer Motor hat einen noch neueren Krümmer bekommen, dazu gab es auch neue Schrauben vom Hosenrohr zum Krümmer. Das heißt wir brauchen uns keine große Mühe geben die alten Schrauben heile zu lösen. Schlagschrauber mit Verlängerung und gut ist. Je nach Zustand und Vertrauen in die Abgasanlage können wir den vorderen Teil mit beiden Katalysatoren am Unterboden festbinden oder wir arbeiten gründlich und lösen noch zwei Schrauben am Flansch zum Mittelschalldämpfer. In jedem Fall stöpseln wir beide Lambdasonen ab und ziehen die Kabel aus ihren Halteklammern damit später nichts abreißen kann. Das selbe gilt für die Kabel zum Getriebe (Rückfahrlichtschalter und Tachogeber). Wo wir schonmal am hinteren Ende vom Getriebe sind, lösen wir die drei Schrauben zur Kardanwelle (hochbinden) und entfernen die Gummiabdeckung vom Schaltgestänge (vier Clips). Wenn der Sicherungsbügel abgezogen ist, muss nur noch ein Bolzen entfernt werden um den Schalthebel vom Gestänge zu trennen. 

 


Auch wenn das Getriebe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig gelöst werden darf, lösen wir schon mal die Halterung vom Auspuffrohr und bereiten alles soweit vor damit wir es später ganz schnell abschrauben können. Das selbe machen wir mit den Halteschrauben vom Vorderachsträger. Eine nach der anderen lösen wir einmal und ziehen sie dann nur nochmal handfest an. Das erweißt sich als kluge Idee da eine der Einschweißmuttern sich losreißt und munter mitdreht. Durch ein vorhandenes Loch im Rahmen geling es die Mutter mit einem Schraubenschlüssel festzuhalten. Ansonsten wären jetzt Flex und Schweißgerät zum Einsatz gekommen. Da die Lenkstange vom linken zum rechten Vorderrad einmal quer unterm Getriebe verlauft müssen wir hier alles entfernen. Angefangen mit den äußeren Spurstangenköpfen über den Konus am Lenkzwischenhebel und das Gelenk am Lenkgetriebe.

 

 

Letzteres war besonders störrisch und musste mit viel Kriechöl etwas Gewalt und einem großen Abzieher bearbeitet werden bis endlich alles gelöst werden konnte. Ähnlich Widerspenstig geben sich, wie üblich, die Koppelstangen. Auch diese müssen gelöst werden da die sowohl am Federbein (bleibt am Fahrzeug) als auch am Stabilisator (wird mit ausgebaut) hängen. Auf der Fahrerseite gelingt es beide Muttern zu lösen, auf der Beifahrerseite bleibt nur die Flex übrig. Egal, die Staubmanschette war ohehin schon lädiert. Je nach Ausstattung des Fahrzeug müssen wir am linken Querlenker noch den Höhenstandsensor der automatischen Leuchtweitenregulierung demontieren damit er nicht kaputt geht. Zu guter Letzt trennen wir noch den Achsschenkel vom Querlenker beim unteren Führungsgelenk. 

 

 

Jetzt halten nach unserer Vermutung nur noch die sechs Schrauben am Vorderachskörper und zwei Schrauben an der Getriebetraverse alles zusammen. Da wir keinen passenden Getriebeheber zur Verfügung haben, senken wir das Auto ganz nach unten auf ein paar Ziegelsteine und Holzbalken ab, lösen die Schrauben und heben die Karosserie wieder an. Tatsächlich klappt alles ausgezeichnet und die Scheidung erfolgt ohne Verluste. Jetzt müssen wir nur Motor und Getriebe vom Achskörper heben (Achtung schwer!) und gegen unsere neue Einheit tauschen. Bei dieser Gelegenheit prüfen wir nochmal schnell den optischen Zustand der Kupplung und des hinteren Kurbelwellensimerring. Besser als jetzt kommt man so schnell nicht wieder an die entsprechenden Schrauben dran. 

 

 


Aus dem selben Grund entrosten und versiegeln wir jetzt die Kontaktfläche von Karosserie und Vorderachskörper. Hier nistet sich prinzipiell immer gerne Rost ein. Sollte der Wunsch bestehen das Heizungsregelventil zu tauschen wäre auch dafür jetzt ein durchaus geeigneter Zeitpunkt. Wenn Motor und Getriebe präpariert sind kommt alles auf den Achsträger (zwei Schrauben) und dieser wieder unters Auto. Entweder man zielt sehr genau damit die Löcher fluchten, oder man stellt alles auf Rollbretter oder man hängt alles am Motorkran auf und hat die größtmögliche Bewegungsfreiheit. In nahezu jedem Fall muss abschließend eine Spurseinstellung vorgenommen werden da die Achse nicht mehr 100% exakt unterm Auto sitzt. Bis dahin gibt es noch eine ganze Reihe Schläuche, Stecker und Schrauben anzubringen. Aber wie das geht wissen wir jetzt ja. 

 


Vor dem ersten Startversuch wechseln wir noch schnell das Motoröl und die Zündkerzen. Dann wird es ernst. Batterie dran und Schlüssle drehen. Die neue alte Maschine springt direkt an und läuft nach wenigen Sekunden schon perfekt rund. Während der Motor langsam warmläuft und das Kühlsystem entflüftet wird kontrollieren wir alle Leitungen nochmal auf Dichtigkeit und festen Sitz. Zum Abschluss folgt noch eine Proberunde durchs Dorf. Natürlich lassen wir es erstmal langsam angehen, aber einmal müssen wir doch noch bis in den roten Bereich vom Drehzahlmesser gehen, nur damit wir wissen das der neue Motor auch was taugt. Hoffentlich müssen wir diese Maschine nicht so schnell wieder rausreißen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.