Kurz bevor das Jahr 2021 endlich zuende war gab es noch einen letzten Tiefschlag für die Fahrerin des Opel Omega Caravan der uns regelmäßig beschäftigt. Dieses Mal ist der Motor spät Abends auf dem Weg zur Arbeit einfach ausgegangen und nicht wieder angesprungen. Wenn wir Glück haben hat sich nur die Benzinpumpe verabschiedet oder das Zündmodul ist hinüber oder die Wegfahrsperre spinnt rum. Aber das wissen wir erst wenn der Wagen vor uns steht. Trotz Abschleppstange war das eine der nervenaufreibendsten Aktionen seit langem.
Ursprünglich war angedacht den Omega vor Ort irgendwie wieder ans Laufen zu kriegen. Aber wenn die Zündung eingeschaltet wird hört man deutlich das Surren der Benzinpumpe unterm Auto und im Kombiinstrument leuchten auch keine ominösen Warnlampen auf. Dafür dreht der Anlasser den Motor gefühlt verdammt schnell und ohne großen Widerstand durch. Fast so als ob der Motor keine Kompression auf einem oder mehreren Zylindern hat. Selbst wenn eine Zündkerze aus dem Gewinde geflogen oder spontan die Kopfdichtung durchgebrannt sein sollte, passt das nicht wirklich zu den Symptomen. Egal woran es liegt, das können und wollen wir nicht hier draußen auf dem Parkplatz rausfinden.
In der heimischen Garage ist es zwar genau so kalt wie draußen, dafür sind wir vor Wind und Wetter geschützt. Auf mit der Motorhaube, runter mit dem Multirippenriemen und drei Schrauben der Zahnriemenabdeckung lösen. Anschließend den Kabelkanal nach oben wegheben und die Abdeckung vorziehen. Dahinter sehen wir genau das was wir nicht sehen wollten aber irgendwie doch erwartet haben; der Zahnriemen ist gerissen und hängt lose an den Zahnrädern. Das heißt wenn die Kurbelwelle (vom Anlasser) gedreht wird, bewegen sich die Kolben weiterhin rauf und runter, aber die Nockenwellen stehen still und somit gehen die Einlass- und Auslassventile nicht mehr auf und zu. Zumindest bei dieser Motorengeneration ist eine Kollision von Kolben und Ventil nicht ausgeschlossen wenn sowas passiert.
Natürlich wollen wir unser Glück versuchen und einfach einen neuen Riemen auf die Orgel werfen. Dafür müssen wir wie beim planmäßigen Zahnriemenwechsel auch, erstmal die Nockenwellen und Kurbelwelle passend drehen und dann die Spannrolle lösen. Ohne den Riemen müssen wir jedes Zahnrad einzeln verdrehen bis die Markierungen übereinstimmen. Dann kommt erstmal ein alter Riemen aus dem Teilefundus (echt gut das wir so wenig wegwerfen) an den Motor. Wenn alles gespannt und festgezogen ist, drehen wir die Kurbelwelle einige Male von Hand durch und achten auf verdächtige Geräusche oder plötzliches Blockieren. Soweit scheint alles in Ordnung zu sein. Dann wagen wir jetzt einfach mal einen Startversuch. Entweder der Motor hat überlebt und läuft einfach oder er ist schon jetzt kaputt.
Nach viel zu langer Orgelei springt der Motor irgendwann doch tatsächlich hustend und klappernd an. Ganz deutlich hört man wie die Kompression von einem oder mehreren Zylindern durch die Ansaugbrücke zurückschlägt. Das sagt uns das an diesen Zylindern die Einlassventile so verbogen sind, dass sie nicht mehr richtig abdichten können. Die einzigen beiden Möglichkeiten das jetzt zu reparieren sind entweder ein neuer (gebrauchter) Zylinderkopf oder den alten Kopf wegzubringen damit er beim Motorenbauer neue Ventile und Ventilführungen bekommt. Theoretisch könnten wir für rund 215€ einen kompletten Montagesatz bekommen. Darin ist alles enthalten was wir brauchen um die 8 Einlassventile zu tauschen;Zylinderkopfdichtung, Kopfschrauben, alle Dichtungen, Zahnriemen, Wasserpumpe, Zündkerzen, Öl- und Luftfilter.
Was uns davon abhält ist die Ungewissheit wie die Ventilführungen aussehen, sollten sie stark verformt oder abgenutzt sein, nützen die neuen Ventile nicht wirklich viel. Desweiteren neigen die Ecotec Motoren angeblich dazu ihre Kolben zu beschädigen wenn sie die Ventile hart treffen. Ausserdem fehlt uns das passende Werkzeug um die Ventile ein und auszubauen. Einen gebrauchten Kopf (150-350€ plus 75€ für die Kopfdichtung) wollen wir aus den selben Gründen lieber nicht in Betracht ziehen. Bei dem Zeit und Kostenaufwand können wir besser einen kompletten gebrauchten Motor aufspüren - so toll was die alte Maschine auch vor dem Schaden nicht mehr. Nach über 300tkm ist auch ein Opelmotor irgendwann aufgebraucht. Leider findet man diese 2.2l Motoren inzwischen auch nicht mehr an jeder Ecke beim Autoverwerter. Erst ein Opel Club im Ruhrgebiet liefert das passende Angebot.
Laut Verkäufer hat diese Maschine erst 160tkm gelaufen und keinen signifikanten Ölverbrauch. Hätte das Auto drumherum keinen Unfall erlitten, würde er heute noch seinen Dienst tun. Wo wir schon mal da sind, kaufen wir noch ein paar Einzelteile für unsere Omega Limousine. Dann lohnt sich der Trip gleich doppelt. Doch selbst wenn der Z22XE Motor erst relativ wenige Kilometer auf dem Buckel hat gibt es ein paar Dinge die man jetzt einfach machen sollte wenn man schon alles zerlegt hat beziehungsweise die einfach kaputt sind und definitiv gemacht werden müssen. Dazu gehören eine neue Ventildeckeldichtung, neuer Zahnriemen und Wasserpumpe und ein neuer Auslasskrümmer. Letzterer neigt bei diesen Maschinen dazu Spannungsrisse zu entwickeln und wird lautstark undicht.
Um den Krümmer zu tauschen, müssen wir den Hitzeschutz abschrauben (vier Schrauben) und dann die 10 Muttern am Krümmerflansch entfernen. Idealerweise lassen sich alle Muttern ohne viel Theater lösen. In unserem Fall kamen einige der Stehbolzen gleich mit raus, das ist aber gar nicht schlimm weil beim neuen Krümmer auch neue Bolzen dabei sind und wir sowieso alles umbauen werden. Um die Bolzen rauszudrehen kontern wir zwei Muttern und drehen alles wie eine Schraube raus. Wenn man ganz viel Pech hat und einen der Stehbolzen abreißt bleiben nut die Möglichkeiten eine Mutter auf den Stummel zu schweißen oder alles auszubohren. Heute haben wir ausnahmsweise mal Glück. Damit die neue Krümmerdichtung über die Bolzen passt mussten wir zwei Löcher mit der Rundfeile minimal aufweiten, aber das ist kein Problem.
Schlimmer war da schon eher die relativ miese Passform vom neuen Krümmer der an seiner Unterkante auf ganzer Länge mehrere Millimeter abgeschliffen werden musste damit er überhaupt plan am Zylinderkopf anliegen kann. Mit dem Winkelschleifer schaffen wir auch das noch. Abschließend wird alles mit neuen Muttern in der vorgegebenen Reihenfolge und Drehmoment festgezogen. Die neue Venildeckeldichtung und der Zahnriemensatz sind wieder ganz einfach. Besonders wenn man so viel Platz hat wie jetzt. Wie der Riemen und die Pumpe gewechselt werden und worauf man achten sollte haben wir hier schonmal beschrieben.
Wenn alles nach Plan läuft können wir am nächsten Wochenende mit dem Umbau beginnen. Dann werden wir natürlich wieder davon berichten.
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