Montag, 23. Mai 2022

Ölwechsel, Bremsenservice und mehr Kleinigkeiten am VW Crafter

 

An großen Lieferwagen und Nutzfahrzeugen zu arbeiten kann manchmal einfacher sein als an einem Kleinwagen. Selbst wenn die Bauteile größer und schwerer sind, hat man häufig viel mehr Platz zum schrauben und gefühlt machen sich die Konstrukteure doch ein bisschen mehr Gedanken wie Wartungsfreundlich ein Fahrzeug sein sollte das nur nach pragmatischen Gesichtspunkten gekauft und benutzt wird. Ob das auch für den VW Crafter gilt wollen wir heute herausfinden. Neben einem Ölwechsel braucht der Wagen neue Bremsbeläge an der Hinterachse und noch ein paar andere Sachen.

 

 

Bevor wir uns um irgendwas anderes an diesem Lieferwagen kümmern, machen wir das wichtigste zuerst; neue Bremsbeläge an der Hinterachse. Die gelbe Warnleuchte im Armaturenbrett ist schon ein paar Tage aktiv und viel Zeit bleibt uns nicht mehr bevor der Belag komplett aufgebraucht ist und Eisen auf Eisen schleift. Das wäre ziemlich blöd da die Scheiben noch echt gut aussehen und mindestens noch einen Satz Bremsbeläge durchhalten werden. Bei kaum 70tkm auf der Uhr könnte es sein das es sich um die originalen Beläge handelt. So oder so sind sie jetzt austauschreif. Interessanterweise ist ausgerechnet der Belag mit dem Verschleißkontakt am stärksten verschlissen. Woran das liegt können wir nicht sagen. Vermutlich nur Zufall. 

 

 

Um an die Bremse überhaupt heran zu kommen müssen wir den Crafter gegen wegrollen sichern, die Radschrauben anlösen und die Hinterachse soweit anheben bis das eine oder beide Hinterräder in der Luft hängen. Ein ordentlicher Wagenheber und stabile Unterstellböcke sind jetzt unabdingbar. Mit einem Schlagschrauber geht es ruckzuck die sechs Schrauben pro Rad zu lösen. Hinter der Felge kommt der Bremssattel zum Vorschein; er wird von zwei Schrauben SW13 an den Führungsbolzen gehalten. Diese lösen wir und den Stecker vom Verschleißkontakt auch und legen den Sattel erstmal oben auf die Achse damit er aus dem Weg ist. Mit einem Kolbenrückstellwerkzeug bereiten wir die Sättel auf neue Beläge vor. Parallel reinigen wir den Belagträger bestmöglich mit einer Drahtbürste. Da im Belagset auch neue Blechplättchen liegen. müssen wir diese nicht extra säubern. 

 


Mit den neuen Klammern an ihrem Platz müssen wir jetzt noch etwas Keramikpaste auf die Kanten vom Bremsbelag schmieren und sie in die Halter einsetzen. Anschließend entfernen wir die Schutzfolie vom äußeren Bremsbelag und setzen den Bremssattel wieder auf. Die Schrauben bekommen etwas Schraubenkleber und ca.35Nm Drehmoment. Erst ganz am Ende stecken wir den neuen Verschleißkontakt in seine Nut und verbinden den Stecker mit dem Fahrzeug. Damit ist die Bremse hinten für heute wieder fit. Würden wir auch die Scheiben tauschen, müssten noch zwei Schrauben vom Belagträger entfernt werden. Im Inneren der Bremsscheibe befindet sich die Handbremse-Trommelbremse. Aber damit befassen wir uns beim nächsten Mal. 

 


Wo der Wagen schon mal ohne Hinterräder dar steht, wollen wir direkt noch die Räder rotieren. An der Vorderachse ist der Verschleiß bei diesem Wagen deutlich höher da hier die größte Bremsleistung übertragen wird. Anschließend ziehen wir die Radschrauben mit 240Nm fest. Weiter zum nächsten Punkt auf der Agenda; Ölwechsel mit Filter - auch dafür bekommt der Fahrer bei jedem Start eine Warnmeldung im Kombiinstrument. Da der Crafter nicht in unsere Garage passt machen wir den Ölwechsel draußen auf dem Boden. Immerhin ist der Wagen direkt so hoch das wir keine Auffahrrampen benötigen. Nur eine Pappe und Ölauffangwanne sind wichtig. Damit verziehen wir uns unters Auto und lösen die Ölablasschraube (SW19) und fangen das alte Öl auf. 

 

 

Parallel öffnen wir die Motorhaube, haken den Pluspolkontak vom Luftfilterkasten aus und reißen letzteren mit sanfter Gewalt nach vorne/oben aus seiner Führung. Anders kommt man einfach nicht an den Ölfilter heran. Dieser sitzt auf der Fahrerseite direkt am Motor ziemlich weit hinten und auch noch so tief das man nur mit einer Kombination aus 32mm Nuss, Gelenk und langer Verlängerung drankommt. Sobald der Deckel vom Gehäuse losgeschraubt ist kann dieser samt altem Filter herausgezogen werden. Der Filter ist einfach aufgesteckt und kann so abgezogen werden. Neuer Filter und neuer O-Ring drauf, dan darf der Deckel zurück an seinen Platz. Bitte nicht übertreiben mit dem Festziehen - der Deckel ist nur aus Kunststoff. Zwischenzeitlich solle das letzte bisschen Altöl abgelasen sein. Die Schraube bekommt einen neuen Dichtring und wird wieder in die Ölwanne gedreht. 

 


Mit sieben Litern frischem 5W30 Motoröl nach VW-Norm sollte der Motor wieder mindestens 12 Monate harten Arbeitsalltag überleben. Apropos harter Alltag; die vordere linke Stoßstangenecke zeugt davon wie hart es wirklich zugehen kann. Vermutlich wurde irgendwann ein niedriger Poller oder Stein übersehen, jedenfalls ist sie jetzt unschön eingedrückt. Mit bloßen Händen oder einem Gummihammer allein lässt sich der Kunststoff nicht zurückploppen. Dafür brauchen wir zusätzlich einen Heißluftfön. Einfach das Material großflächig und langsam aufheizen bis die Oberfläche leicht zu glänzen beginnt. Jetzt mit dem Hammerkopf von hinten vorsichtig drücken bis die Delle wieder glattgebügelt ist. Fertig.

 

 

Das kaputte Blinkerglas am rechten Aussenspiegel können wir so nicht reparieren, da hilft nur Ersatz. Im Netz finden sich mehr oder weniger gut gemachte Nachbauteile für rund 16€. Zum Austausch müssen wir beide Spiegelgläser sowie vier Schrauben entfernen um das Gehäuse in zwei Hälften zu trennen. Aber Achtung es sollen zwei Befestigunsvarianten für das obere Spiegelglas exisitieren. Einmal kann man wie in unserem Fall den Spiegel einfach nach vorne herausrupfen und einmal muss er nach unten aus seiner Führung geschoben werden. Leider können wir nicht sagen ob und wie man von aussen erkennen soll welche Version gerade verbaut ist. Immerhin ist das auch schon die einzige wirkliche Hürde. Damit nichts kaputt geht stöpseln wir die Heizung der Spiegelgläser ab und legen sie erstmal an die Seite. Danach tauschen wir das Blinkerglas und bauen alles wieder zusammen, sollte jemals die Blinkerbirne durchbrennen sind die Arbeitsschritte übrigens identisch. 



Der letzte richtige Punkt auf der Liste ist der Fehlersuche bei der Innenraumbeleuchtung. Vorne funktioniert sie gar nicht und hinten nur dauerhaft. Wir beginnen mit dem einfacheren Fehler hinten; der Schalter für die originale Kofferraumleuchte stand nicht auf Türkontakt sondern auf Dauerbetrieb. Einfach umschalten und schon ist hinten alles in Ordnung. Vorne prüfen wir erstmal die 18W Soffitte der Innenraumleuchte. Hier sieht alles gut und heile aus. Als nächstes sind die Sicherungen dran. Im Fach links unterm Armaturenbrett ist Sicherung 19 (7.5Amp) fürs Innenlicht zuständig. Tatsächlich ist sie durchgebrannt. Mit einer Neuen im Steckplatz funkioniert auch vorne alles wieder. Aber warum die Sicherung durchgebrannt ist können wir nicht sagen. Vielleicht war es nur ein Einzelfall.


Kein Einzelfall war der Besuch dieses Crafters. Vermutlich kommt er in Zukunft noch mindestesn einmal. Dann soll nach Möglichkeit eine Rückfahrkamera nachgerüstet werden. Aber davon berichten wir erst wenn es soweit ist.

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