Motorradwochenende in der Rhön

Damit wir dieses Jahr ordentlich viele Kilometer auf dem Motorrad zurücklegen können, müssen wir entweder sehr früh anfangen, sehr oft fahren oder zumindest lange Touren machen. So wie an diesem Wochenende. Da verschlug es uns nach Fulda. Wenn alles klappt sollten am Montag Mittag, wenn wir wieder zuhause sind sollten fast 1000km auf dem Tacho stehen. Aber bis es soweit ist mussten wir erstmal ein bisschen was an den Motorrädern machen.

 

 

Die graue F700GS bekam nach knapp vier Jahren und 13tkm mal wieder einen neuen Hinterreifen - der Pirelli Scorpiontrail hatte in der Mitte echt nicht mehr viel Profil. Als Ersatz wählen wir exakt das selbe Modell nochmal. Im Zweifelsfall sind wir ausreichend gut zufrieden das wir keine Experimente wagen wollen. Nur den Radwechsel wollen wir dieses mal nicht der Werkstatt überlassen. Im Grunde auch wirklich nicht schwer. Motorrad auf den Hauptständer stellen, Schraube vom ABS Sensor lösen und selbigen aus seiner Halterung ziehen, die große Achsmutter lösen und entfernen, Spannschrauben der Kette lösen,  Einstellplatte entfernen und Achse vorsichtig rausziehen. Jetzt die andere Einstellplatte entfernen, Rad soweit wie möglich nach vorne schieben und die Kette vom Ritzel nehmen. Achtung! Links und rechts sitzen noch Distanzhülsen in der Felge die rausfallen und verloren gehen können. 

 

 

Den alten Reifen ab- und den Neuen aufzuziehen überlassen wir dann wieder der Fachwerkstatt. Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, geht mit einem Helfer aber bedeutend einfacher da man gleichzeitig die Bremsscheibe zwischen die Beläge und die Achse durch alle Hülsen und die Felge schieben muss. Ein wenig Nachhilfe mit dem Gummihammer ist in Ordnung, aber wenn mehr Gewalt nötig ist hat man wohl irgendwas falsch gemacht. Jetzt noch die Kette auflegen, nach Anleitung spannen (Kontermuttern 19Nm, Achsmutter 100Nm) und zum Abschluss den ABS Sensor wieder festschrauben. Wo wir die Achse schon mal draussen haben, nehmen wir noch eine kleine Optimierung am Kettenschutz vor die unserer Meinung nach direkt von BMW hätte kommen müssen; eine zusätzliche Abdeckung beim hinteren Ritzel. Damit bleibt endlich die Felge und das Kennzeichen frei von Kettenfett, egal wieviel wir vorher draufgesprüht haben. 

 

 

Das kleine schwarze Plastikteil heißt CleanDisc von Snoto und kommt frisch aus dem 3D-Drucker. Zur Befestigung wird ein Dübel in das hohle Ende der Achse gedrückt und dann alles mit einer Schraube zusammengezogen. Einfach aber effektiv. Für die F850GS haben wir direkt auch eins besorgt - die Speichenfelgen sauberzuhalten ist eine echte Herausforderung. Neben den üblichen Checks vor jeder Abfahrt müssen wir jetzt nur noch die Koffer montieren und unser Gepäck verstauen. Für zwei Übernachtungen braucht es gar nicht viel, so das wir überhaupt keine Platzprobleme bekommen. Wichtig ist neben dem Gewicht (möglichst wenig) auch die Verteilung (möglichst tief und symmetrisch). Ansonsten merken wir die Koffer nur beim Auf- und Absteigen wenn der Fuß ein bisschen weiter angehoben werden muss um am Gepäck vorbeizukommen. 

 

 

Die Reise beginnt am Samstag vormittag gegen 10h. Das Wetter ist gut und soll angeblich auch die ganze Zeit so bleiben. Wir starten richtung Süden über Landstraßen und im Notfall Bundesstraßen nähern wir uns Kassel. Ein hohes Reisetempo ist weder gewünscht noch eingeplant. Solange wir irgendwann am Nachmittag beim Hotel in der Nähe von Fulda ankommen ist alles in Ordnung. Unterwegs sehen wir kaum andere Verkehrsteilnehmer und wenn dann Landwirte oder andere Motorradfahrer. Der erste Zwischenstopp ist für die Fähre Veckerhagen-Hemeln. Nicht das es keine Alternativroute gäbe, aber Boot fahren ist immer Lustig und für zwei Euro pro Maschine kann man sich schon mal rüberschippern lassen. Nach dem kurzen Schlenker nach Thüringen fahren wir weiter durch Hessen Zur Mittagspause gibt es nur ein paar kalte Getränke in Bad Sooden-Allendorf. Nebem dem Ortsbild gibt es hier heute noch mitgesungene quasi Livemusik aus einer Kneipe gegenüber. Muss man auch mal gehört haben. 

 

 

Ein paar Stunden und viele Kilometer durch Wälder und Felder sind wir am Hotel in Hünfeld angekommen. Hier erwartet und ein 4Sterne Hotel das speziell auf die Belange von Bikern eingestellt ist. Die Motorräder parken in der Tiefgarage, hier gibt es zusätzlich eine Werkzeugecke, einen Waschplatz und zur Begrüßung ein Stiefelbier - auf das wir zunächst noch verzichten müssen da wir nachdem das Gepäck aufs Zimmer gebracht wurde nochmal eine kleine 80km Abendrunde über die Dörfer nahe Zonengrenze drehen wollen. Unterwegs erwischt uns zum ersten mal ein leichter Regenschauer, aber wir sind 1. gut imprägniert und 2. seit dem Motorradurlaub in Bayern einiges an Kummer gewöhnt, so kommen wir heile wieder im Hotel an wo wir jetzt auch noch die Trockenkammer in Anspruch nehmen könnten. Nach dem Abendessen im Hotelrestaurant geht es direkt ins Bett - nachdem der Helm von toten Insekten befreit und das Angebot an Miet-Motorrädern ausgiebig studiert wurde.  

 

 

 

Insgesamt haben wir am Samstag 399km abgespult. Für Sonntag steht nicht ganz so viel auf dem Plan, am Nachmittag wollen wir uns mal die Stadt anschauen und ein wenig merkt man die Kilometer ja doch im Gesäß und den Armen. Wobei die Straßenverhältnisse wirklich nicht besser sein könnten. Selbst schmalste Landstraßen und Nebenstrecken sind in einem sehr guten Zustand oder erst vor kurzem komplett neu Asphaltiert worden. Das erste Reiseziel liegt heute in Poppenhausen, fast 1000m überm Meeresspiegel; die Wasserkuppe. Hier befindet sich ein Flugplatz der von vielen Ultraleicht, Segel und Gleitschirmfliegern genutzt wird. Wir haben heute noch mehr vor darum bleiben wir nicht allzulange. Wieder führt uns die Route über wirklich kaum benutze Straßen und Wege auf denen sich teilweise weit vorrausschauen lässt. So kann man auch mal Ideallinie und sein ganz eigenes Tempo fahren. Der neue Hinterreifen macht sich jedenfalls bezahlt. 

 

Zur Mittagspause gibt es einen kleinen Imbiss und was kaltes zu Trinken. Wenn man nicht gerade unter den Bäumen fährt zeigt das Thermometer rund 20°C an. Mit den dicken Motorradklamotten wird es teilweise schön kuschelig. Immernoch besser als zu frieren oder nass zu werden. Das Pech haben wir erst einige Zeit später als es nur noch knappe 100km zurück zum Hotel sind. Langsam kommen die Klamotten und ihr Wetterschutz echt an ihre Grenzen, aber anhalten und abwarten ist nicht unser Stil. So fahren wir weiter durch den Regen und hoffen irgendwo besseres Wetter zu finden. Am Ende des Tages stehen heute 340km auf dem Tacho. Trotz hügeligem Gelände liegt der Verbrauch dabei ungefähr auf unserem normalen Niveau. Die Koffer haben wir auch einfach dran gelassen, aber die versauen unseren Luftwiderstand auch nicht mehr signifikant. 

 

 

So endet der Sonntag Nachmittag mit einem Spaziergang durch die Stadt. Leider hatte das Konrad Zuse Museum schon geschlossen so das wir uns nur von aussen einen der ersten deutschen Computer anschauen konnten. Das selbe gilt für das Feuerwehrmuseum in Fulda. Es nutzt alles nichts. Wir müssen wohl nochmal wiederkommen. Wenn dieser Artikel online geht sind wir schon fast aufgestanden und auf dem Weg zurück nach Hause. Natürlich fahren wir nicht den schnellsten Weg sondern immer da wo uns das Fahren spaß macht. Probiert es doch auch mal.