Freitag, 13. Mai 2022

Jimny Radlager Runde 2

 

Der Schlamm und Dreck vom letzten Ausflug in den Offroadpark sind eben erst abgewaschen und jetzt müssen wir uns doch noch mit unerwarteten Spätfolgen herumschlagen. Wobei sich das Problem ehrlicherweise schon während der Rückfahrt aus Stadtoldendorf angekündigt hat; irgend ein Radlager spielt ganz leise das Lied vom Tod. Das kommt eben davon wenn man im Matsch spielt und feiner Schmutz im Wasser gelöst seinen Weg bis in die Lager findet. Jetzt bleiben nur noch zwei Fragen offen; welches Lager ist kaputt und wollen wir die Reparatur dieses Mal selbst versuchen?

 

 

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde das Lager am rechten Hinterrad auf Garantie beim örtlichen Suzuki Servicepartner getauscht. Seit dem war der Jimny schon häufiger im Gelände. Insofern könnte es gut sein das jetzt einfach das andere Lager den Geist aufgegeben hat, oder das neue Lager hat auch schon sein Lebensende erreicht. Da ich diese Reparatur in jedem Fall aus eigener Tasche bezahlen muss, wurde beschlossen gleich beide Lager zu erneuern, einfach nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Im Netz findet sich ein kompletter Lagersatz für die Achse unter 150€. Dann können wir ja loslegen. Für die Reparatur planen wir sicherheitshalber ein paar Stunden ein. 

 


Die gute Nachricht zuerst; ausser einem passend langen Eisenrohr braucht es keine Spezialwerkzeuge (wobei ein Bremsenentlüftugsgerät sehr nützlich ist, wenn man keinen Helfer hat). Die schlechte Nachricht: man muss das alte Lager inklusive dem Schrumpfring dahinter zerstören um es von der Achse zu bekommen. Langfristig wäre es vielleicht interessant sich eine Vorrichtung zu bauen um zumindest den Schrumpfring (Teilenummer 43485-76J00) retten zu können. Das Lager selbst kostet keine 30€. Im Set enthalten sind neben dem Lager und Schrumpfring auch ein neuer Simmerring damit das Achsgetriebeöl nicht durchs Lager raus in die Bremstrommel läuft. Selbst wenn bis jetzt noch alles dicht war, macht es in jedem Fall Sinn alles zu erneuern. 

 


***Exkurs Radlager Hinterachse Suzuki Jimny erneuern***

Betroffenes Rad soweit mit dem Wagenheber anheben das die Achse ausreichend schräg steht, so läuft kein Öl während der Reparatur aus. Fahrzeug mit Unterstellböcken sichern und Rad abschrauben. Bremstrommel mit zwei M8 Schrauben durch die Gewindelöcher abziehen, wenn nötig die Bremsbacken über die Öffnung im Ankerblech zunächst etwas zurückstellen. Die Handbremse muss dabei natürlich gelöst sein. Als nächstes müssen die Innereien der Trommelbremse entfernt werden. Der einfachste Weg ist nur die zwei Halteklammern links und rechts sowie die kleine Feder unten zu lösen. Jetzt hängen die Bremsbacken nur noch am Handbremsseil und Radbremszylinder fest. 

 


Da der Radbremszylinder ohnehin abgebaut werden muss, lösen wir jetzt schonmal die Bremsleitung (SW10) und beide Halteschrauben (SW10). Ohne den Zylinder können wir die noch zusammenhängenden Bremsbacken am Stück um die Radnabe herum weggefummelt und das Handbremsseil ausgehängt werden. Kleiner Tipp: Wenn man das Bremspedal mit einem Holzklotz etwas gedrückt hält, läuft keine Bremsflüssigkeit mehr aus. Das spart später beim Entlüften viel Arbeit. Um das Hanbremsseil vom Ankerblech zu trennen müssen die kleinen Nasen an der Hülse zusammengedrückt werden. Bis das geklappt hat brauchten wir ein paar Minuten. Jetzt müssen die vier Schrauben (SW12) auf der Rückseite vom Ankerblech entfernt werden. Nun noch den ABS Sensor aus der Achse entnehmen (SW10). Theoretisch kann jetzt die Steckachse inklusive Radlager und Ankerblech aus dem Achsgehäuse gezogen werden. 

 


In der Praxis sitzt das Lager verdammt fest in seinem Sitz. Am einfachsten gelingt die Trennung wenn man einen Helfer hat. Dazu schrauben wir das Rad wieder auf die Radnabe und ziehen von aussen daran während der Helfer von hinten dagegen schlägt bzw. im liegen dagegen tritt. Das klaptt tatsächlich gut. Wenn man sich das Lager anschaut sieht man ziemlich deutlich woher die mahlenden Geräusche kamen; hier ist alles voller Dreck und Späne. Lange wäre das nicht mehr gut gegangen. Im Schraubstock auf der Werkbank könnne wir jetzt halbwegs bequem mit dem Winkelschleifer arbeiten. Unser Mittel der Wahl ist eine ordentliche Schruppscheibe mit der wir erst den Schrumpfring und dann das Radlager so lange dünn schleifen bis es durch einige gezielte Hammerschläge aufplatzt. Hauptsache man schneidet nicht in die Achse rein. 

 


Bevor das neue Lager aufgesetzt wird reinigen wir alle Teile gründlich mit der Bürste und Bremsenreiniger - besser kommen wir da so schnell nicht wieder bei. Um das neue Lager auf die Achse zu kriegen nutzen wir ein passend langes und dickes Wasserrohr. Wichtig ist dabei nur auf den inneren Ring vom Lager zu schlagen und nicht auf den äußeren. Mit einem passenden Holzklotz als Unterlage bleiben die Stehbolzen unbeschädigt. Als nächstes hebeln wir den alten Simmerring aus dem Achsrohr raus und treiben den neuen mit sanften Hammerschlägen ein. Bevor die Steckachse wieder ans Auto kommt, reinigen wir die Kontaktfläche zum Ankerblech und bringen neue Dichtmasse auf. 

 


Die größte Herausforderung beim Einbau besteht darin das Ende der Achse passend ins Differential einzufädeln. Mit sanftem Druck und etwas gefummel sollte alles an seinen Platz rutschen - der Hammer kommt hier definitiv nicht zum Einsatz! Dann können die vier Muttern vom Ankerblech wieder angezogen und die Trommelbremse zusammengebaut, entlüftet und eingestellt werden. Achtung! Diese Generation Jimny braucht DOT3 Bremsflüssigkeit, die bekommt man nicht ohne weiteres beim örtlichen Teiledealer. Wie das geht haben wir hier schonmal beschrieben. Zu guter letzt noch das Rad montieren und den Jimny wieder auf den Boden stellen. 

***Exkurs Ende***

 


Die abschließende Probefahrt verläuft ohne Auffälligkeiten. Egal welches Lager kaputt war, jetzt funktioniert es erstmal wieder. Um die Lebensdauer bestmöglich zu verlängern haben wir das neue Lager so gut es geht mit Fett gefüllt. Die Theorie dahinter ist einfach; wenn Fett drin ist kommt kein Wasser rein und wenn kein Wasser rein kommt, kommt auch kein Dreck rein und dann lebt das Lager ewig. Ob das stimmt können wir im laufe des Jahres bestimmt noch einige Male ausgiebig testen. Aber davon berichten wir dann wenn es soweit ist.

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