Eine gute Sache hat es ja das die Garantiezeit vom Jimny zuende ist. Wir können endlich ohne Rücksicht auf Verluste Dinge umbauen die garantiert zu Problemen geführt hätten wenn sie während der ersten drei Jahre irgendwelche Schäden am Auto verursachen oder den Verschleiß beschleunigen. Schon seit dem ersten Tag stand dieser Schritt ziemlich weit oben auf der Wunschliste; ein neues Fahrwerk einbauen. Natürlich nicht bloß neue Teile sondern bessere. Damit der Suzuki ein gutes Stück höher kommt und trotzdem besser auf der Straße liegt. Wie das gehen soll finden wir heute heraus.
Das so ein Umbau etwas aufwändiger und teurer ist, war uns von Anfang an klar. Darum wurde schon seit mehr als einem Jahr recherchiert und diskutiert welcher Hersteller und welche Variante denn nun die richtige für meinen Jimny wäre. Nach meinen Informationen stehen drei Hersteller mit jeweils zwei Varianten zur Auswahl; Trekfinder (linere oder progressive Federn),Trailmaster (sport und normal) und OldManEmu (rote oder gelbe Dämpfer sowie mit und ohne Seilwinde). Da das persönliche Empfinden eine große Rolle spielt, verlassen wir uns nicht (nur) auf die Aussagen von anderen Leuten, sondern versuchen wenn es irgendwie geht auch mal eine Probefahrt zu machen.
Praktischerweise haben wir im direkten Umfeld zwei Jimnys laufen die schon höher gelegt wurden. Einmal der Graue von Sascha und einmal der Grüne von Chris. Ersterer hat ein Trailmaster und der andere ein OME Fahrwerk. Beide haben zusätzlich A/T Reifen in 215/75R15 sowie 28mm Spurverbreiterung an jedem Rad. Inwieweit das unseren Fahreindruck beeinflusst können wir nicht sicher sagen. Aber wenn das Auto eierig oder stocksteif auf der Straße liegt, merken wir das auf jeden Fall. Gefühlt bekommt man in beiden Autos eher einen Bandscheibenvorfall als das man Seekrank wird. Damit sind kommen wir zu einem von mehreren Zielkonflikten bei diesem Umbau. Auf der einen Seite soll ein Geländewagen der nachträglich extra umgebaut wurde (meiner Meinung nach) im Gelände deutlich besser funktionieren als vorher und das heißt er muss ein weiches Fahrwerk haben das Schläge gut wegsteckt und viel Verschränkung mitmacht für eine optimale Bodenhaftung.
Auf der anderen Seite muss man einfach realistisch bleiben und akzeptieren das es auf der Straße echt spannend wird wenn das Auto ein gutes Stück höher kommt und dann auch noch weicher abgestimmt ist. Je nach Tempo und Fahrweise kann das Auto so deutlich eher in den Grenzbereich kommen. Wenn auch noch viel Gepäck transportiert und ein Anhänger gezogen werden muss macht ein strafferes Fahrwerk auch mehr Sinn. Im direkten Vergleich erscheint das OME Fahrwerk (gelbe Dämpfer, mit stärkeren Federn vorne für Seilwinde etc) weicher als das Originale zu sein während das Trailmaster Fahrwerk (Comfort Variante) nur minimal straffer ist. Das Trekfinder Fahrwerk soll deutlich straffer sein. Dafür kommt man hier auch mit schwerer Beladung und etwas mehr Geschwindigkeit sicher ans Ziel und das ist am Ende kaufentscheidend für mich.
Wobei der Hauptgrund für den Fahrwerksumbau weniger das Fahrverhalten ist und mehr der zugewinn an Bodenfreiheit und Platz im Radhaus. In der Vergangenheit blieb der Jimny nur allzuoft an Steigungne und Kuppen hängen weil die nötigen Zentimeter an der falschen Stelle gefehlt haben. Und langfristig steht immernoch der Wunsch im Raum noch größere Reifen als die 215/75R15 zu fahren. Darum ist die größtmögliche Höherlegung irgendwo auch nochmal ein kleiner Anreiz für den einen oder anderen Hersteller. Letztendlich fiel die Wahl auf das Trekfinder Fahrwerk für Autos ohne zusätzliches Gewicht an der Vorderachse. Im Paket enthalten sind vier neue Federn von Eibach, vier Dämpfer von Bilstein sowie vier längere Stahlflexbremsschläuche und alles nötige Zubehör. Angeblich soll der Umbau ohne Spezialwerkzeug in wenigen Stunden zuhause machbar sein. Das testen wir mal.
An Werkzeug braucht es nur die Schlüsselweiten 10, 12, 14, 17 und 19. Teilweise als Maul- oder Ringschlüssel oder als Stecknuss sowie diverse Zangen, Hammer und Schraubendreher. Für die Bremsschläuche empfehlen wir einen entsprechenden Leitungsschlüssel in 10mm. Ein großer Wagenheber und Unterstellböcke sind unbedingt erforderlich, ein Schlagschrauber praktisch aber nicht lebensnotwendig. Wenn der Wagen noch nicht so alt ist oder nicht so oft im Gelände bewegt wurde sollten die Schrauben und Muttern alle noch kooperativ sein. Im Zweifelsfall einfach vorher schonmal alles mit Kriechöl einsprühen an dem wir später arbeiten wollen. Auch wenn in unserem Paket auch neue Stahlflex-Bremsschläuche enthalten sind, geht es auch ohne. An der Vorderachse sollen die originalen Teile wohl lang genug sein und für die Hinterachse existieren passende Halterungen um die starre Leitung entsprechend nach unten zu versetzen. Entlüftet werden muss das System hinterher aber in jedem Fall. Das muss man einplanen.
Wir beginnen damit den Wagen vorne ziemlich hoch anzuheben und die Unterstellböcke unter den Rahmen direkt hinter die Aufnahme der vorderen Längslenker zu stellen. So könnnen wir, wenn alles gelöst ist, die Vorderachse einfach soweit absenken bis die Federn quasi von alleine rausfallen. Dafür lösen wir die vier Schrauben an der Kardanwelle/Differential, ziehen die zwei Vakuumschläuche für die Freilaufnaben ab, lösen die Muttern der Koppelstangen sowie Stoßdämpferaufnahme oben und unten. Um ganz sicher zu gehen das keine Leitung abgerissen wird empfehlen wir zusätzlich die Bremssättel und ABS Leitungen abzuschrauben und hochzulegen. Die obere Mutter am Stoßdämpfer ließ sich am einfachsten mit einer Gripzange gegenhalten. Dann sollte sich der Dämpfer rausnehmen lassen, dieser wird nicht mehr benötigt.
Dafür müssen wir von den originalen Schraubenfedern die Kunststoffisolatoren für die unteren Gewindegänge abpulen und wiederverwenden. Ansonsten könnte auf Dauer der Lack abgeschliffen werden und die Feder verrosten. Im direkten Vergleich sind die neuen Teile nicht nur ein bisschen länger sondern auch noch deutlich dicker. Wir sind schon gespannt wie sich das ganze später fahren lässt. Die obere Befestigungsmutter am Dämpfer ziehen wir so weit an bis die Gummiunterlage fast den selben Durchmesser wie die Unterlegscheibe hat. Jetzt können wir die Vorderachse langsam wieder hochpumpen bis die untere Schraube durchs Auge vom Dämpfer passt. Anschließend tauschen wir noch die Bremsleitungen und installieren die Kardanwelle sowie Koppelstangen und Leitungen. Damit sind wir hier vorne fürs erste fertig. Die Bremse entlüften wir erst wenn auch hinten alles zusammen hängt. Kleiner Tipp: Wenn das Bremspedal leicht getreten ist läuft der Ausgleichsbehälter nicht leer.
An der Hinterachse müssen wir in jedem Fall die Bremsleitungen an der Achse sowie die Halter vom ABS Kabel links und rechts lösen. Leider kann man hier nicht annähernd so bequem arbeiten wie vorne weil viele Schrauben schlechter zugänglich sind und man auf dem Rücken unterm Auto liegt. Dafür müssen hier nur die Stoßdämpfer und die genannten Leitungen sowie (wenn vorhanden) den Höhenstandsensor der Leuchtweitenregulierung lösen, dann kann die Achse schon abgelassen werden. Federn tauschen und Dämpfer oben ansetzen, Achse anheben und Dämpfer unten anbringen. Alle Schrauben und Muttern mit Loctite einsetzen und festziehen. Damit der Niveausensor auch weiterhin funktioniert ist im Lieferumfang eine Versatzplatte dabei die zwischen Achse und Gestänge gebaut wird. Laut Anleitung auf halbe Höhe vom Langloch - in unserem Fall passt es damit ganz genau.
Zu guter letzt entlüften wir die Bremsanlage ringsherum und stecken die Räder drauf. Bei der Gelegenheit lackieren wir die angerosteten Bremstrommeln noch schnell in schwarz. Endlich kann der Jimny wieder auf seine eigenen Füße gestellt werden um die neue Höhe zu sehen. Die Karosserie ist an beiden Achsen fast 50mm höher gekommen. Ob das dauerhaft so bleibt werden wir erst in ein paar Monaten genau wissen. Laut Gutachten soll der Wagen eigentlich nur 40mm höher werden. Zeit für eine Probefahrt! Was uns als erstes auffällt ist das leicht schief stehende Lenkrad, da müssen wir nochmal ein wenig an der Lenkung einstellen. Dafür liegt der Jimny jetzt bedeutend straffer auf der Straße. Sowohl beim Bremsen als auch in der Kurve neigt sich der Wagen deutlich weniger.
Sobald wir ein paar Kilometer auf dem Buckel haben werden wir nochmal ausführlich berichten was gut und weniger gut funktioniert. In die Tiefgarage kommen wir jedenfalls immernoch. Zumindest mit den kleinen Originalrädern - die Offroadräder testen wir dann demnächst wenn wir wieder ins Gelände fahren.
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