Wir wollten selbst schon nicht mehr daran glauben. Aber die graue Ford Sierra Limousine ist tatsächlich fertig geworden. Das letzte Rostloch wurde zugeschweißt und der Übergang vom neuen Radlauf Reparaturblech zur restlichen Karosserie wurde gründlich zugespachtelt und verschliffen. Jetzt befinden wir uns auf der Zielgeraden. Ein paar Anbauteile müssen wieder zurück an ihren Platz und dann muss der Ford nur noch die Hauptuntersuchung schaffen. Die frische Plakette wäre der verdiente Lohn für unsere Arbeit.
Von der ersten Bestandsaufnahme im August 21 bis heute ist deutlich mehr Zeit vergangen als uns lieb ist. Manchmal nützt der beste Plan nichts wenn das Leben anders verläuft oder die Karre noch mehr Baustellen bereit hält als gedacht. Dabei wussten wir hier ziemlich genau das sehr viel (Schweiß-)Arbeit an der Karosserie erforderlich sein würde. Sowohl am Bodenblech, den Schwellern, als auch den Radläufen an der Hinterachse. Gerade die Bereiche direkt im Sichtfeld erforderten besonders viel Zeit. Zum einen weil hier relativ dünnes Blech in komplexen Formen verbaut ist und zum anderen weil wir speziell hier auf die Optik achten müssen, nicht nur darauf das es stabil ist.
Damit wir überhaupt eine Chance haben vernünftig an der Heckpartie arbeiten zu können, wurde ziemlich zu Anfang er Entschluss gefasst das die Hinterachse zeitweise ausgebaut werden muss. Das brachte seine eigenen Herausforderungen mit sich - an beiden vorderen Achsaufnahmen lösten sich die Einschweißmuttern so das wir mit der Flex Zugang schaffen mussten. Im Gegenzug konnte man jetzt ganz bequem den alten Unterbodenschutz entfernen und die korrodierten Sprit- und Bremsleitungen tauschen. Gemessen an den Materialkosten beides keine großen Investitionen aber langfristig absolut wichtig für die Zukunft dieses Sierra.
Mit einem relativ gut passenden Reparaturblech für den hinteren rechten Radlauf kamen wir einen großen Schritt nach vorne. Das der Übergang zum Radhaus quasi nicht mehr existiert, war uns bei der ersten Bestandsaufnahme gar nicht bewusst geworden. So haben wir zumindest eine ordentliche Schablone wo wir mit unseren selbstgemachten Blechstücken ansetzen wollen. Die restlichen Blecharbeiten waren im Vergleich dazu wieder relativ simpel. Auf beiden Seiten mussten die letzten 20cm vom Schweller (Aussen, mitten und Innenblech) ersetzt werden, aber das sind simple Formen und nicht direkt im Sichtfeld des Betrachters.
Für die Hauptuntersuchung reicht es natürlich nicht das die Karosserie ohne Löcher ist und die Leitungen alle dicht sind. Der Motor musste im Bereich vom Ventildeckel neu abgedichtet werden damit nicht permanent frisches Motoröl auf den Boden tropft. Ausserdem spielt die rückwärtige Beleuchtung ein wenig verrückt (Massefehler) und das Fahrwerk an der Vorderachse braucht ebenfalls etwas Zuwendung in Form neuer Querlenker. Die alten waren schon so hinüber das die Räder einen guten Zentimeter spiel in Längsrichtung hatten. Solange der Wagen auf der Bühne hängt lassen sich viele dieser Aufgaben bequem erledigen, also machen wir soviel wie möglich direkt hier fertig.
Weil die Fahrerin dieser Limousine kein serienmäßiges Auto fahren will sind zusätzlich noch ein paar Veränderungen vorgenommen worden. Statt der bisher montierten 16 Zoll Brock Felgen sind jetzt Momos in 17" montiert, an der Hinterachse zusätzlich mit 20mm Distanzscheiben. Für die passende Bodenfreiheit sorgen H&R Tieferlegungsfedern in Verbindung mit einstellbaren Koni Stoßdämpfern. Im Innenraum wurden ein Raid Sportlenkrad und Recaro Sitze aus einem (vermutlich) Ford Escort eingebaut. Langfristig sind auch an der Karosserie noch ein paar Änderungen geplant. Zum Beispiel ein Cosworth Heckklappenspoiler. Aber das hat noch Zeit.
Sobald die Karosserie fertig geschweißt war, kamen Rostschutzfarbe und Hohlraumwachs zum Einsatz damit hier so schnell nichts erneut zu rosten beginnt. Damit waren wir mit unserem Teil der Arbeit fertig. Die Spachtelarbeiten, das Schleifen und Lackieren, machte die Besitzerin in Eigenregie. Schließlich will sie auch etwas dazulernen wenn das Auto aufgebaut wird. Und so schwierig ist es nicht die Spachtelmasse anzurühren und aufs Blech zu klatschen. Man muss nur gründlich und geduldig sein wenn alles glattgeschliffen wird. Die Sprühfarbe aus der Dose mit dem Originalfarbton wurde extra angemischt und passt tatsächlich ziemlich exakt. Bis Zeit und Geld für eine umfangreiche Komplettlackierung übrig ist, kann man sich damit auf der Straße blicken lassen.
Jedenfalls wenn der Wagen bis dahin die HU schafft und ordentlich zugelassen ist. Darum muss sich jetzt, am Ende der Reise, der TÜV kümmern. Alles was wir zu tun haben ist den Sierra auf einen Autoanhänger zu stellen und zur Prüfhalle zu fahren. Auch das macht die Besitzerin selbst - dieses Ereignis will man einfach miterleben. Tatsächlich gibt es ausser den verstellten Scheinwerfern und einer leicht schief ziehenden Handbremse keine technischen Mängel. Und für die Einzelabnahme aller Umbauten konnten wir alle erforderlichen Gutachten und Unterlagen zusammensuchen.
Zur Belohnung für die bestandene Prüfung ging es auf dem Heimweg nochmal zur Waschanlage wo der gesammelte Schmutz der vergangenen zwei Jahre abgewaschen wurde. Jetzt steht der Wagen erstmal in guter Gesellschaft vorm Haus und wartet auf seinen Termin bei der Zulassungsstelle.
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