Freitag, 10. Juni 2022

Schütteliger Spezialpassat Service

 

Fast 6 Monate haben wir den Spezialpassat schon nicht mehr in unserer Garage gehabt. Nicht das wir fest damit rechnen das jetzt bald mal wieder irgendwas kaputt gehen müsste, aber bei einem 27 Jahre alten Alltagsauto passiert sowas häufiger. Damit wir uns überhaupt mal wieder sehen können, machen wir jetzt einen kleinen Service. Also Ölwechsel samt Filter und einmal drüber gucken ob alles in Ordnung ist. Ohne zu viel zu verraten; ja wie haben noch mehr gefunden. 

 

 

Kurz vor oder nachdem der Katalysator geklaut wurde, hat der Motor angefangen im Stand ein wenig unrund zu laufen. Nicht soviel das der ganze Wagen vibriert aber doch deutlich weniger geschmeidig als ein Vierzylindermotor laufen sollte. Wenn die Maschine auf Betriebstemperatur ist, hört man auch am Auspuffgeräusch das ein oder mehrere Zylinder weniger sauber mitlaufen. Eine probeweise Abgasuntersuchung in der Werkstatt bestätigt diese Vermutung wissenschaftlich; der CO-Gehalt ist auch bei höheren Drehzahlen wesentlich höher als er sein dürfte. Das heißt selbst wenn es bei Leerlaufdrehzahl deutlich auffällt und verschwindet wenn man Gas gibt, ist es nie gan weg. Dieser unverbrannte Kraftstoff landet im Motoröl und schädigt den neuen Katalysator. Zwei gute Gründe den Fehler so schnell wie möglich zu beheben.

 

 

Unser erster Ansatz waren eine neue Verteilerkappe und Verteilerfinger. Die Zündkabel sind noch gar nicht so alt und optisch unauffällig (zur Kontrolle könnte man den Innenwiderstand der Leitungen messen). Die Zündkerzen haben auch noch gar nicht soviele Kilometer auf dem Buckel. Zur Sicherheit drehen wir sie alle mal raus und reinigen die Elektroden. Dabei fällt auf das eine Kerze deutlich stärler verrust ist als die anderen. Das brachte uns darauf mal die Kompression zu prüfen. Wenn die zu niedrig ist führt das auch zu einem unrunden Motorlauf und schlechter Verbrennung. Tatsächlich ist Zylinder Nummer vier ca. 20% schlechter als die Übrigen. Beim Spezialpassatfahrer kamen schon erste Befürchtungen auf das der Motor überholt werden müsste. Aber so schnell geben wir nicht auf. 

 

 

In der Zwischenzeit machen wir hier und heute erstmal einen Ölwechsel, damit der Motor nicht mit einer Mischung aus 60% Öl, 25% Benzin und 15% Kondenswasser geschmiert werden muss. Beim Blick unter die Motorhaube fallen wir kurz vom Glauben ab; das Zündkabel vom zweiten Zylinder ist nahezu komplett durchgenagt, nur die Litze hält es zusammen. Die angrenzenden Kabel sehen nicht viel besser aus, überall sind Bissspuren sichtbar. Offenbar hat sich ein Marder im Motorraum ausgetobt. Also brauchen wir nochmal vier neue Zündkabel. Bis die da sind muss Isolierband ausreichen. Aus reiner Neugierde wollen wir mal ausprobieren welche Zylinder im jetzigen Zustand überhaupt noch mitlaufen. Ganz viele können es eigentlich nicht mehr sein. So ziehen wir bei laufendem Motor (mit einer isolierten Zange) einzeln die Kerzenstecker ab. 

 


Ausgerechnet die beiden Zylinder mit den am meisten beschädigten Kabeln machen einen großen Unterschied (das heißt sie laufen mit) wenn der Stecker abgezogen wird. Der dritte Zylinder hat ein intaktes Kabel, dafür ist der Kerzenstecker extrem lose und kann ohne Kraft abgezogen werden, trotzdem läuft er mit. Dann müsste es am letzten Zylinder liegen, das deckt sich mit unseren bisherigen Erkenntnissen. Genau so ist es auch. Der Motor läuft genau gleich, egal ob mit oder ohne Stecker auf Nummer vier. Wenn der Zylinder lange genug nicht mitläuft ist vielleicht die Kerze verschmutzt, also raus damit und sauber machen. Das verbessert die Sache minimal und lässt uns etwas neues feststellen; direkt nach dem Start, für etwa 5 Sekunden bis der Motor auf Leerlaufdrehzahl runterregelt, läuft er tatsächlich ziemlich sauber. 

 


Dann schüttelt er sich wieder mehr, auch wenn man etwas Gas gibt und die Drehzahl auf über 1000upm bringt. An der Drehzahl allein kann es also nichtt liegen. Aber was ändert sich sonst noch nach dieser Zeitspanne? Im Zweifelsfall fängt das Motorsteuergerät erst nach einer kurzen Zeit an sich auf die aktuellen Messwerte der Sensoren (Luftmassenmesser, Lambdasone, Saugrohrdrucksensor etc.) zu beziehen. Vorher wird nach festen Standardwerten Kraftstoff eingespritzt. Was ist wenn einer der Sensoren kaputt ist und falsche Werte liefert aufgrund denen das Steuergerät falsch reagiert? Bevor wir in dieser Richtung weiter prüfen wollen wir erstmal sicher gehen das es wirklich nicht falsches zu messen gibt. 


 

Dazu gehört auch den Motor auf Vakuumlecks zu kontrollieren. Wenn irgendwo Nebenluft angesogen wird verfälscht das die Messwerte und kann genau zu unseren Symptomen führen. Sofern irgendwo ein wirklich großes Leck existiert kann es bei laufendem Motor sogar hörbar sein, ansonsten sprühen wir rund um die Drosselklappe und Ansugbrücke mit Bremsenreiniger auf alle Anschlüsse und schauen ob sich die Drehzahl ändert. Aber Achtung! Das Zeug ist leicht entzündlich also nicht auf den Auspuffkrümmer sprühen. In unserem Fall konnte man tatsächlich ein Zischgeräusch hören und wenn man auf die Stelle Bremsenreiniger sprüht, steigt die Drehzahl deutlich an. Letztendlich fand sich die Ursache in Form eines porösen Gummischlauch von der Ansaugbrücke zum Bremskraftverstärker. Bis auf weiteres muss ein Stück Kühlerschlauch als Ersatz herhalten. 

 


Beim nächsten Probelauf sind alle bisherigen Probleme wie weggeblasen. Keine Zündaussetzer, kein schwankender Leerlauf und keine spürbaren Vibrationen. Sehr schön. Dann können wir jetzt ja endlich den Ölwechsel machen für den der Passat ursprünglich zu uns gekommen ist. Hoffentlich wird der Wagen nicht so bald wieder vom Marder besucht. Im Zweifelsfall bestellen wir gleich ein paar neue Zündkabel als Reserve für unterwegs. Immerhin lassen die sich auch noch ohne Werkzeug am Straßenrand blitzschnell auswechseln.

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