Nutzfahrzeuge müssen benutzt werden, sonst haben sie keinen Nutzen mehr. Bloß nutzen sich dabei gewisse Teile einfach irgendwann ab. So zum Beispiel die Bremsscheiben und Beläge. Dieser VW Crafter Doka Pritsche ist dabei keine Ausnahme. Selbst wenn der Lieferwagen nur 136 Turbodiesel PS unter der Haube hat und damit nicht zum heizen verleitet, macht sich das hohe Gewicht (besonders mit einem Anhänger am Haken) irgendwo doch bemerkbar. Damit es nicht bald wie bei einer Straßenbahn im Endanflug klingt, erneuern wir die Bremsscheiben und Beläge an beiden Achsen.
Bevor irgendwas am Auto gemacht werden kann, müssen wir erstmal neue Ersatzteile besorgen. Die Auswahl ist groß, aber letztlich fiel die Wahl auf TRW. Der Preis ist okay, die Qualität bis jetzt immer gut gewesen und was am wichtigsten für und ist; im Lieferumfang sind neue Klammern, Schrauben und Sensoren enthalten. Sowas braucht man eigentlich immer und merkt den Preisunterschied dafür kaum.Sobald die Teile vor uns liegen, kanns losgehen.
Da die Radschrauben bei diesem Lieferwagen mit 240Nm angezogen werden und unser Schlagschrauber nicht so viel Wumms hat, lösen wir sie schonmal an bevor das Auto in der Luft hängt. Ausserdem werfen wir einen Blick in den Ausgleichsbehälter für die Bremsflüssigkeit, um abzuschätzen ob er überläuft wenn alle Kolben zurückgedrückt sind. In dem Fall müssten wir erst ein bisschen Bremsflüssigkeit absaugen. Mit der uns zur Verfüngung stehenden Hebebühne können wir den VW direkt runderhum anheben und die Bremsen erneuern, alternativ nehmen wir einen Wagenheber und Unterstellböcke - dann machen wir jedes Rad einzeln.
Mit dem Auto in der Luft und den Rädern daneben, liegt die Bremsanlage jetzt offen vor uns und die eigentliche Arbeit kann beginnen. Nicht alle der folgenden Schritte müssen unbedingt in dieser Reihenfolge durchgeführt werden, aber so macht es für uns am meisten Sinn. Damit der Sattel sich später gut von der Scheibe abnehmen lässt, hebeln wir mit einem Schraubendreher zwischen dem äußeren Belag und dem Sattel um die beiden Kolben schon mal ein bisschen zurückzudrücken. Mit dem selben Schraubendreher blockieren wir die Bremsscheibe gegen den Sattelhalter um die kleine Halteschraube (TX30) der Bremsscheibe an der Radnabe zu lösen. Das geht auch später noch, aber so ist es einfacher.
Um den Sattel vom Auto zu lösen müssen die beiden Gummistopfen auf der Rückseite entfernt und die darunter liegenden Inbusschrauben (SW6) rausgeschraubt werden. Mit einem der alten Brremsbeläge als Distanzstück und einem Rückstellwerkzeug drücken wir die Kolben vollständig zurück in den Sattel. Sofern die Bremsscheiben noch nicht zu sehr abgenutzt sind, könnten wir jetzt direkt zum Einbau der neuen Beläge gehen, so haben wir noch ein bisschen mehr Arbeit vor uns. Genauer gesagt die beiden Schrauben (SW21) am Halter lösen, selbigen säubern und mit neuen Gleitblechen bestücken sowie die Scheibe selbst tauschen. Falls die Scheibe genau so festgerostet ist wie in unserem Fall, sind einige Schläge mit dem Hammer und etwas Kriechöl nötig.
Damit die neue Scheibe nicht gleich wieder festrostet, reinigen wir die Radnabe mit einer Drahtbürste und schmieren etwas Keramikpaste auf die Anlagefläche. Jetzt kommen aber wirklich die neuen Teile ans Auto. Im Grunde alles in umgekehrter Reihenfolge wieder anbringen. Die Scheibe bekommt kein bestimmtes Drehmoment, einfach Handfest anziehen. Der Sattelhalter bzw. seine beiden Schrauben bekommen Sicherungskleber sowie 170Nm, die beiden Schrauben vom Sattel 35Nm. Letztere waren bei den Bremsbelägen mit dabei und werden komplett getauscht. Die Bremsbeläge erhalten ein wenig Keramikpaste an ihren Führungsnasen und werden in die Blechklammern eingesteckt. Zum Schluss das Rad drauf und mit 240Nm anziehen.
Achtung: am rechten Vorderrad befindet sich der Kontakt für die Verschleißanzeige, dieser muss erst abgestöpselt werden bevor man den Sattel entfernen kann. Je nach Zustand muss er getauscht oder vom alten an den neuen Belag rübergewechselt werden. Da wir neue Kontakte dabei haben, werden sie auch eingebaut. Weiter geht es an der Hinterachse. Hier wird der Sattel von zwei Schrauben (SW13) gehalten, ansonsten verläuft die Demontage identisch. Allerdings haben wir hier noch die Feststellbremse als Trommelbremse in der Bremsscheibe integriert. Um die Scheibe abnehmen zu können muss erst der Nachsteller einige Umdrehungen zurückgedreht werden. Dazu durch eines der Schraubenlöcher (ungefähr auf halber Höhe in Fahrtrichtung nach vorne) mit einem Schlitzschraubendreher das Zahnrad nach hinten (linke Seite) bzw. nach vorne (rechte Seite) drehen bis die Scheibe frei ist. Danach kommt wieder der Hammer zum Einsatz.
Damit uns die Scheibe nicht auf die Füße fällt, drehen wir sicherheitshalber immer eine der Radschrauben einige Umdrehungen in ihr Gewinde. Mit der neuen Scheibe auf der Radnabe stellen wir als erstes die Handbremse ein, so verfälscht die Reibung zwischen den neuen Belägen und der Scheibe nicht unsere Einstellun. Übrigens sind die Beläge nach knapp 70tkm noch fast neuwertig gewesen so das es keinen Grund gibt sie zu erneuern. Einfach solange an dem Zahnrad drehen bis ein minimaler Widerstand beim drehen spürbar ist. Anschließend den Sattelhalter hinten mit 80Nm+45° anziehen, die Beläge und Führungsbleche einsetzen und den Sattel mit 35Nm festziehen. Wieder bekommen alle Schrauben die wir wiederverwenden zusätzlichen Sicherungskleber verpasst. Nachdem auch der letzte Verschleißkontakt weider angeschlossen ist, leuchtet auch die gelbe Warnlampe im Kombiinstrument nichtmehr.
Bevor das Auto raus auf die Straße darf, betätigen wir das Bremspedal einige Male im Stand damit sich die Beläge an die Scheiben anlegen können. Dann starten wir zur ersten Proberunde und bremsen ganz sanft damit sich die neuen Teile aufeinander einlaufen können. Unnötige Vollbremsungen sollten auf den nächsten 200km vermieden werden. Wie gut das klappt werden wir dann später sehen. Für heute sind wir mit der Arbeit an diesem Crafter fertig. Morgen geht es mit dem Rest weiter.
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