Freitag, 24. März 2023

Leistungsmangel im Daktari Landrover

 

Die Temperaturen und das Wetter sind zwar noch nicht wirklich günstig um einen 55 Jahre alten Geländewagen ohne Heizung oder festes Dach auf der Straße zu bewegen, aber das ist nicht unser größtes Problem. Stattdessen beschäftigt uns die seit einiger Zeit das Phänomen akuten Leistungsmangel wenn der Landrover ungefähr 40 Minuten gefahren wurde. Dafür das der Wagen vor dem Kauf ziemlich umfangreich repariert und überholt wurde, ist das ein unhaltbarer Zustand - auch wenn man einem alten englischen Auto die eine oder andere Schrulligkeit zugesteht.


 

Bevor wir mit der Fehlersuche loslegen, erstmal einige Details zu unserem heutigen Patienten; es handelt sich um einen 1968 Landrover Series IIa, optisch im Originalzustand aber grundsätzlich solide. Unter der Motorhaube mit dem Ersatzrad versteckt sich ein 2,2l großer Dieselmotor der an guten Tagen 63 PS leistet. Wenn man mit offenem Verdeck und runtergeklappter Windschutzscheibe unterwegs ist, macht so ein Auto schon spaß. Man muss sich nur an den Dieselgeruch, den Lärm und das bockige Fahrwerk gewöhnen. Aber soweit sind wir noch nicht, denn spätestens nach 40 Minuten nimmt der Motor einfach kein Gas mehr an. Selbst bei Vollgas dreht er nur geschätzte 1500 Umdrehungen. So kommt man an der Ampel natürlich noch schlechter in Gang als ohnehin schon. 

 


Da der Motor rein mechanisch arbeitet können wir irgendwelche Sensoren und Steuergerätedefekte komplett ausschließen - die passieren nämlich sehr gerne erst wenn alles aufgeheizt ist. Und weil es ein Dieselmotor ist der von aussen nur Luft und Treibstoff bekommt, kann es auch nicht an der Zündung liegen. Letztendlich bleibt als dringend tatverdächtig nur die Einspritzanlage mit allen dazugehörigen Komponenten. Wenn nicht genug Diesel zur richtigen Zeit und mit dem passenden Druck eingespritzt wird, hat der Motor einfach keine Leistung oder qualmt ohne Ende. Letzteres konnten wir nicht überprüfen da der Fehler verschwindet sobald der Wagen einen Tag oder länger stillgestanden hat. 

 


Erfreulicherweise sind bei diesem Landrover neben zwei(!) Treibstofffiltern überall transparente Spritleitungen verbaut worden so das man gut erkennen kann ob und wo gerade der Diesel fließt. Wenn das Sitzpolster vom Beifahrersitz abgenommen ist, sieht man den Tank direkt offen vor sich. Viel einfacher kann man die nun bevorstehende Fehlersuche kaum anfangen; wir versuchen den Motor zu starten und schauen ob in irgendeiner der Leitungen Luftblasen unterwegs sind oder Diesel austritt. Beides könnte dazu führen das nicht genug Treibstoff in der Einspritzpumpe ankommt, mit den genannten Symptomen. 

 


Die Vorförderpumpe ist unten seitlich an den Motorblock angeschraubt und wird von selbigem mechanisch angetrieben. So wie bei einer alten Handpumpe wird der Pumpenhebel von einem extra Nocken auf der Nockenwelle angelenkt und betätigt seinerseits die Membran der Pumpe um den Diesel vom Tank nach vorne zum Filter zu saugen. Hier kann sowohl die Membran als auch das Rückschlagventil kaputt gehen. Das Phänomen in beiden Fällen ist, das der Motor beim Startvorgang eine ganze Weile braucht bis die Leitung zum Filter sich mit Diesel füllt. 

 


Leider haben wir heute keine neue Vorförderpumpe parat um die Vermutung zu überprüfen. Aber wenn man sieht wie schnell die Leitung um Filter hin leer läuft und wie wenig Diesel von der Überlaufleitung oben am Treibstofffillter zurück in den Tank fließt, kommt für uns im ersten Moment nichts anderes in Frage. Mal angenommen die Membrane ist irgendwie beschädigt, aber so dass es erst bei steigenden Temperaturen einen Unterschied macht, und fördert irgendwann nicht mehr die nötige Menge Diesel. Solange man halbwegs schnell fährt und der Motor hohe Drehzahlen hat, wird auch die Pumpe schnell angetrieben und schafft es trotz des Loch in der Membran (?) genug zu födern. 

 

 

Aber sobald man an der Ampel steht und der Motor mit Leerlaufdrehzahl dreht, bricht die Föderleistung in sich zusammen und kommt auch nicht wieder in normale Bereiche weil der Motor ohne Diesel nicht schnell genug drehen kann damit die Pumpe passend angetrieben wird. Zugegeben nur eine Theorie, aber bis jetzt noch die beste - selbst wenn die Vorföderpumpe augenscheinlich schonmal ersetzt oder überholt worden ist. Selbst ohne spezielle Messgeräte könnten wir diese Theorie im Praxistest überprüfen, aber auf die Gefahr hin irgendwo mehr oder weniger weit weg zu stehen und den Heimweg mit Standgasdrehzahl zurückzulegen, macht es für uns mehr Sinn eine neue Pumpe zu kaufen und einzubauen. 

 


Dafür müssen wir nur die zwei Schläuche an der Pumpe und die Schrauben zum Motorblock lösen. Die Alte abnehmen und die Neue ansetzten (gegebenenfalls mit Dichtung zum Block hin). Die Schrauben festziehen und Schläuche aufstecken (nicht vertauschen was Zulauf und was Rücklauf ist) und zum Abschluss so lange mit dem kleinen Hebel an der Unterseite pumpen bis die Leitung zum Fiter hin mit Diesel vollsteht, so sollte der Motor beim ersten Startversuch direkt anspringen und nicht nach einiger Zeit wieder ausgehen weil die Filter leergelaufen sind. Ob diese Arbeit erfolgreich war, berichten wir euch dann beim nächsten Mal.

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