Freitag, 23. Juni 2023

Luft(un)gekühlt: Hitzestau im Radlader

 

Wenn am Wochenende das Telefon klingelt und der Nachbar dran ist, heißt das meistens nicht gutes. Entweder die Werkstatt steht in Flammen, bei einem Auto ist das Licht noch an, oder er braucht dringend Hilfe. Während wir unser Wochenende in Norddeutschland verbracht haben, wurde zuhause noch fleißig gearbeitet - jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt als der Radlader anfing rumzuspinnen. Jetzt steht er mitten auf der Straße und läuft nicht mehr. 

 


Leider übernimmt der ADAC solche Pannenfälle nicht. Das heißt wir müssen selber klar kommen. Mangels Warndreieck das auch bei einer selbstfahrenden Arbeitsmaschine immer mit an Bord sein muss, sollten die Warnblinkanlage und gelbe Rundumleuchte ausreichen um den anderen Autofahrern klar zu machen das diese Maschine gerade nicht fährt. Immerhin sind wir hier nicht auf einer viel befahrenen Hauptstraße. Nachdem das Fahrzeug halbwegs gesichert es, versuchen wir rauszufinden was jetzt eigentlich das Problem ist. 

 

 

Um es kurz zu machehn, der Motor wird zu warm, viel zu warm. Laut Ölthermometer fast bis zum Ende des Skala (Rund 150°), das kratzt schon an der Grenze dessen was der Motor kurzfristig aushält. Laut Aussage des Fahrer ging der Motor von alleine während der Fahrt aus. Entweder haben wir einen kapitalen Schaden vor uns oder der Motor hat einen Überhitzungsschutz und geht von alleine aus. Letzteres ist relativ unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen für eine Baumaschine. Was diese Theorie stützt ist die Tatsache das der Motor vom Anlasser weiterhin durchgedreht werden kann. Da der Radlader nicht so ganz einfach abgeschleppt werden kann, beschließen wir aus der Entfernung ihn für ein paar Minuten abkühlen zu lassen und dann erneut zu starten. Das klappt tatsächlich ausreichend gut um ihn die letzten paar Hundert Meter bis nach Hause zu fahren. 

 


Nach unserer Rückkehr, bei der uns selbst ordentlich warm wurde, schauen wir uns den Patienten nochmal selbst an und erfahren mehr unschöne Details. Den ganzen letzten Tag über wurde der Motor immmer mal wieder heiß und brauchte eine Abkühlpause zwischendurch. Warum damals nicht sofort nach der Fehlerursache geschaut wurde wollen wir nicht weiter hinterfragen. Dabei gibt es eigentlich nur zwei wichtige Gründe warum ein luftgekühlter Motor zu heiß wird; das Lüfterrad dreht sich nicht mehr oder die Kühlluftpassagen sind verstopft. Letzteres macht in einer staubigen Umgebung definitiv Sinn und Ersteres würde dem Fahrer auch durch die rote Ladekontrollleuchte angezeigt - die Lichtmaschine sitzt hinterm Lüfterrad und wird per Keilriemen vom Motor angetrieben. 

 


Das gleiche Prinzip wurde schon beim VW Käfer genutzt und funktioniert eigentlich gut. Die Gewissheit bringt ein Blick unter die Motorhaube; tatsächlich ist  der Keilriemen für den Antrieb vom Lüfterrad einfach nicht mehr da. Entweder gerissen oder abgeflogen. So kann der Motor natürlich nicht gekühlt werden. Leider wissen wir nicht mit Sicherheit welche Keilriemengröße wir benötigen. Zum Ausmessen wickeln wir einfach eine Schnur um die drei Riemenscheiben und messen seine Länge sowie die Breite der Riemenscheibe. Annäherungsweise müsse ein 10mm breiter und 1100mm langer Riemen passen. Beim örtlichen Teiledealer gibt es nur 10x1125, den kaufen wir und versuchen unser Glück. 

 

 

Immerhin geht der Einbau ziemlich leicht. Klemmschraube (SW17) und Einstellmutter (10mm Inbus) lösen, Spannrolle wegdrücken, Schutzband lösen, Riemen auf die drei Scheiben auflegen, Schutzband anbringen, Spannrolle hochziehen bis der Riemen straff ist, Klemm und Einstellschraube anziehen, fertig. Wenn sich der Riemen gerade so noch mit den Fingern verdrehen lässt, sollte er ausreichend straff gespannt sein. Zeit für einen Startversuch. Der scheitert an einer leeren bzw. defekten Batterie. Ob sie die Hitze nicht ertragen hat oder das häufige Ein- und Ausschalten zu viel war können wir nicht sagen. Jedenfalls dürfen wir nochmal zurück zum Teiledealer um eine Batterie zu kaufen. 

 


Nachdem diese Eingebaut ist springt der Motor sofort an und läuft ohne besondere Geräusche Vibrationen oder Rauchentwicklung. Hoffen wir mal das alles heile geblieben ist. Eine kaputte Zylinderkopfdichtung bei luftgekühlten Motoren ist nicht so offensichtlich wie bei den Wassergekühlten. Wo wir jetzt schon mal da sind, prüfen wir direkt noch die restlichen Lampen und checken den Ölpegel. Ausserdem spinnt der Schnellwechsler für die Schaufelaufnahme herum. Unsere testweise Pfuscherlösung sieht so aus das der Kugelhahn umgangen wird. Dann klappt es auch wieder die Arretierungsbolzen von der Fahrerkabine aus per Knopfdruck ein- und aus zu fahren. So ein Hahn ist defintiv billiger als der elektrohydraulische Ventilblock. 

 

 

Damit sind wir für heute durch mit unserer Nachbarschaftshilfe. Bleiben wir gespannt ob irgendwelche Folgeschäden auftreten in den nächsen Wochen.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.