Ein bisschen mehr Leistung unter der Motorhaube zu haben wäre manchmal gar nicht schlecht. Okay je nach Auto wäre ein bisschen mehr Leistung zu haben immer gar nicht schlecht. Egal ob man besser mit dem restlichen Verkehr mithalten will, eine größere Sicherheitsreserve beim Überholen wünscht oder den vorhandenen Antrieb nicht immer voll ausreizen will. Die Frage ist wie kommt man nun zur Mehrleistung? Entweder der vorhandene Motor muss frisiert werden, oder man baut einen Stärkeren ein. Wie sowas abläuft wollen wir heute berichten.
Aus aktuellem Anlass haben wir gleich zwei Fallbeispiele parat. Ein Auto ist schon fertig umgebaut, das andere steht noch ganz am Anfang der Planungsphase. Das es beides ältere Ford Modelle sind ist dabei nur insofern wichtig das der technische Aufwand mit den aktuelleren Fahrzeugen nochmal deutlich gestiegen ist. Und weil diese Modelle definitiv das Potenzial haben schneller zu fahren als sie aktuell noch können. Genau das beschreibt den wesentlichen Gedanken bei der Einzelabnahme sehr gut, das Auto muss mit der neuen Leistung (und Höchstgeschwindigkeit) klar kommen.
Inwieweit das zu überprüfen ist liegt sowohl am Fahrzeugalter als auch am Motor der verwendet wird. In einen 90er Jahre Ford gehört nunmal ein 90er Jahre Ford Motor rein. Dann hat man auch etwas weniger Arbeit beim Einbau selbst und dem anschließen der vielen Leitungen für Strom, Benzin, Öl und Wasser (zumindest besteht die Chance, in der Theorie). Im Zweifelsfall muss der neue Motor die selbe oder eine bessere Schadstoffklasse erfüllen als das Auto hat in das er eingebaut wird. Einen Vergasermotor ohne Katalysator in einen Golf IV einzubauen wird nicht legalisiert werden können.
Damit die Abgaseinstufung vom Spenderfahrzeug übernommen werden kann, muss die Fahrzeuggröße, Gewicht und Übersetzung des Antriebsstrang ähnlich sein. Die Logik dahinter ist, das der Motor aus einem kleinen leichten Auto, wenn er in einem großen schweren Auto verbaut wird potenziell mehr Schadstoffe ausstößt weil er gegen höhrere Fahrwiderstände arbeiten muss. In umgekehrter Richtung besteht dieses Problem nicht. Beim Antriebsstrang darf sich die Übersetzung von Getriebe, Differential und Abrollumfang der Reifen nicht mehr als 8% verändern, egal ob nach oben oder unten. Von drei Gang Automatik auf sechs Gang Schaltgetriebe umzubauen ist darum nicht ohne weitere Prüfungen und Messungen im Labor möglich.
Die selben Kriterien gelten auch für die Geräuschgrenzwerte. Wenn die Ansaugung und Abgasanlage vom Spenderfahrzeug 1:1 übernommen werden können die Werte von selbigem übernommen werden. Ansonsten sind entsprechend das Fahr- und Standgeräusch neu zu messen. Das kostet nicht nur Zeit und Geld sondern birgt auch die Gefahr das irgendwas nicht passst und entsprechend umgebaut werden muss bis es funktioniert. Je nach Baujahr des Auto darf sich der neue Grenzwert oberhalb des im Fahrzeugschein eingetragenen Wert befinden, wenn die Leistungssteigerung der Grund für das lautere Geräusch ist.
Leider ist die Motorumbau-Geschichte damit noch nicht kompliziert genug. Der nächste Knackpunkt ist die Dauerfestigkeit vom Antriebsstrang und der Karosserie. Als Faustformel gilt dabei bis 40% über stärkstem Serienmodell braucht es keinen neuen Nachweis für die Karosserie und bis 20% keinen für den Antriebsstrang (Kardanwelle, Antriebswelle, Radnabe etc.). Daran sollte man denken wenn der potenzielle Spendermotor ausgewählt wird. Nicht nur die Karosserie wird durch mehr Leistung anders belastet, auch die Bremse muss härter arbeiten. Speziell die gesteigerte Höchstgeschwindigkeit kann hier zum Problem werden. Vereinfacht wird hier gerne die komplette Bremsanlage aus einem (ähnlich) Leistungsstarken Spenderfahrzeug genommen. Beispielswiese die Bremse vom Audi S3 im Golf mit 1.8T Umbau. Ansonsten sind wieder entsprechende praktische Prüfungen notwendig.
Sofern der Autohersteller ein vernünftiges Baukastensystem verwendet klappt das in der Regel ziemlich gut. Besonders wenn man wie in diesem Fall ein komplettes Auto besorgt aus dem Motor, Antriebsstrang, Bremsanlage, Ansaugund und Auspuff mehr oder weniger direkt rübergetauscht werden können. Damit hat man quasi alle Nachweise auf einen Schlag erbracht. Es muss nur noch im Auto richtig montiert und zum laufen gebracht werden. Aber das ist ein anderes Thema über das man sich bei der Spendermotor Auswahl Gedanken machen muss. Der große Vorteil bei diesem Sierra Projekt ist, das es den Rumpfmotor (als 12Ventiler) mit Automatikgetriebe schon genau so in diesem Wagen gegeben hat. Das heißt die Motorhalter und der Platz im Getriebetunnel sind vorhanden.
Natürlich müssen diverse Leitungen neu Verlegt und ein anderes Kühlsystem konstruiert werden da die Anschlüsse beim 24 Ventiler anders angeordnet sind. Aber das ist immer noch besser als sich selbst Motorlager bauen zu müssen oder die Spritzwand anzupassen. Mit einem (BMW) Reihen-Sechszylinder sähe die Sache vermutlich schon wieder ganz anders aus. Bezüglich Antriebsstrang und 8% Regelung gibt es nochmal einen Zielkonflikt zwischen Spenderauto und neuer Karosserie. Die Reifen bzw. ihr Abrollumfang muss sowohl Platztechnisch und für die Tachoanzeige zum Sierra passen, aber gleichzeitig nicht zu sehr vom Originalformat des Scorpio abweichen. Wenn es gar nicht anders geht muss halt die Übersetzung vom Differential angepasst werden um unterm Strich das richtige Ergebnis zu haben.
Grundsätzlich sind Motorumbauten, sofern der Motor so in der jeweiligen Fahrzeugbaureihe erhältlich war ziemlich unkritisch, man muss eben alles genau so umbauen wie es beim Spenderfahrzeug war. Ein Golf 2 mit dem Motor eines GTI muss auch die Bremse eines GTI haben, dann passt das auch. Anderseits stellt sich dann die Frage ob es nicht einfacher und billiger ist sich gleich das "richtige" Auto mit dem passenden Motor zu kaufen. Sofern die Wunschkombination niemals gebaut wurde erübrigt sich diese Frage natürlich. Insgesamt geht ziemlich viel wenn man auf die wichtigen Punkte achtet und im Zweifelsfall seinen genialen Plan im Vorraus mit dem Sachverständigen bespricht der am Ende seinen Segen für die Aktion erteilen soll. In diesem Sinne allzeit gute Fahrt und viel Spaß mit dem neuen Motor.
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