Freitag, 4. August 2023

Alterserscheinungen bekämpfen im Toyota Corolla E11


Der gute alte rote Corolla E11 mit ca. 250.000 km tut nun schon seit 1999 seinen Dienst in der Familie. Über diesen Zeitraum wurde außer normaler Wartung und dem Ersatz von Verschleißteilen nichts außerplanmäßig repariert. Insbesondere nichts was das Fahrzeug von seiner Transportaufgabe abhalten würde. 



Den Nimbus des unzerstörbaren 90er Jahre Toyotas muss man vermutlich vor allem so verstehen: das Fahrzeug ist sehr ausgereift und wertig produziert auf den Kunden losgelassen worden. Verschleißteile wie zum Beispiel Kugelgelenke und Gummibuchsen sind äußerst langlebig, sprich abgesehen von den hinteren Buchsen der Stabilagerung ist noch alles original und wird regelmäßig bei der HU nicht beanstandet. Das Getriebe verliert kein Öl, es ist noch die erste Kupplung montiert, die Wasserpumpe wurde beim letzten Zahnriemenwechsel zum ersten Mal ersetzt (wird aber von einem Keilrippenriemen angetrieben). Montiert sein müsste jetzt der vierte Riemen. Wenn er doch versagen sollte, würde ein neuer Riemen und etwas Arbeit genügen und es kann weiter gehen. Da der Motor ein Freiläufer ist und eine Kollision von Kolben und Ventil ausgeschlossen ist.



Aber auch an einem Corolla gehen gute 24 Jahre nicht völlig spurlos vorüber. So sind zum Beispiel die Gummiabdeckungen der Innenraumentlüftung ein bisschen geschrumpft über die Jahre und decken daher nicht mehr ihre Öffnungen ab, durch die die Luft eigentlich nur in eine Richtung fließen sollte. Außerdem sind die Schutzbleche der vorderen Bremsanlage langsam sehr morsch und müssen auch mal ersetzt werden. Und dann wird noch der Kühlerdeckel gegen einen Neuen getauscht, weil sich der Aufkleber löst und sich darunter leichte Kalkspuren verstecken. Auf Dauer kann es hier zu einer richtigen Undichtigkeit kommen.



Die Aufgabe mit den Gummiabdeckungen der Zwangsbelüftung übernimmt der aktuelle Corolla-Fahrer selbst. Hier muss nur die hintere Stoßstange demontiert werden - was sich glücklicherweise recht einfach gestaltet. Ein paar Schrauben links und rechts an der Kante zur Radhausschale sowie zwei Schrauben im Heckblech sind dafür zu lösen. Dann kann der Stoßfänger nach hinten abgenommen werden. Die Gummiabdeckungen befinden sich in Kunststoffgehäusen, die nur von außen nach Innen durch Öffnungen in der Karosserie eingerastet sind. Also einfach die Alten herausdrücken und die Neuen einklicken, alles drumherum ein bisschen sauber machen und wieder dran die Stoßstange. Mit den Blechen an der VA gestaltet sich alles etwas aufwändiger. 



Hier wird zuerst einmal die Bremse komplett zerlegt, bis nur noch der nackte Achsschenkel mit Radnabe übrig ist. Jetzt kommt der spannenden Teil: das lösen der Torx angetriebenen Schrauben, die seit der Montage im Werk nie wieder bewegt wurden und einige Winter gesehen haben. Wie leider zu erwarten war ist die Quote der freiwillig kooperativen Schrauben nicht so berauschend. Gerade einmal eine von sechs geht mit viel Gefühl auf. Die übrigen Fünf müssen dann also per Bohrmaschine zwangsgeräumt werden. Den Einsatz von Heißluftfön oder Gasbrenner wollen wir nicht wagen da die Hitze das angrenzende Radlager bzw. Antriebswellengelenk in Mitleidenschaft ziehen könnte. 



Leider brechen bei der Gelegenheit die Bohrer natürlich ein paar Mal ab. Immerhin bekommt man die Bruchstücke immer wieder entfernt und es gibt Gelegenheit nochmal das Anschleifen derselbigen zu üben. Macht man irgendwie zu selten und wenn man dann dran ist gefühlt doch zu oft. Immerhin spart man sich den Weg zum Baumarkt um doch nochmal schnell Nachschub zu kaufen. Nachdem alle Schrauben ausgebohrt und die Gewinde aufgefrischt sind, werden die neuen Bleche von der Seite hinter die Radnabe auf den Achsschenkel aufgeschoben und befestigt. Bei anderen Fahrzeugen ist das Blech gerne auch mal so geformt das ein Austausch nur möglich ist nachdem die Radnabe entfernt wurde und das kann nochmal richtig viel Arbeit machen. Insofern wieder Glück gehabt.



Sobald die Bleche an Ort und Stelle montiert wurden kann die Bremsscheibe, der Bremssattelhalter und der Sattel (mit Belag) wieder an seinen angestammten Platz zurück. Als Finale des Tages jetzt noch zum einfachsten Teil der Auffrischung: alter Kühlerdeckel ab. Neuer drauf. Öl, Wasser kontrollieren, Deckel zu und erstmal weiter Fahren, Tanken, Fahren, Tanken, Fahren ...


Text&Fotos: N.S.

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