Montag, 7. August 2023

Jimny 90.000km Erfahrungsbericht - Wie läuft es aktuell?


Seit dem letzten Statusbericht über den kleinen gelben Suzuki Jimny sind gerade mal fünf Monate vergangen. In dieser Zeit sind nochmal 10.000km auf den Tacho gekommen. Hauptsächlich im täglichen Berufsverkehr, aber das eine oder andere Mal auch abseits der befestigten Straßen. Das macht nicht nur viel Spaß. Es beschleunigt leider auch den Verschleiß an vielen Bauteilen. 



Auf der Rückfahrt vom Familienausflug zum Motorsportgelände in Werl kündigte sich (mal wieder) ein kaputtes Radlager an. Das leise rauschende Geräusche war zu Anfang nur schwer wahrnehmbar, verwandelte sich dann innerhalb einer Woche zum unüberhörbaren malenden Getöse inklusive sporadischem Knacken und Quietschen. Aus unserer begrenzten Erfahrung vermuten wir ziemlich sicher das es nur ein Lager von der Hinterachse sein kann. Die habe einfach keine hohe Lebenserwartung bei häufigerem Offroadeinsatz. Darum bestellen wir gleich ein Komplettset für beide Seiten und planen am folgenden Wochenende eine größere Schrauberaktion. 



Immerhin wissen wir mittlerweile ziemlich exakt was wir zu tun haben und verlieren kaum noch unnötig Zeit. Erstmal das Auto einseitig aufbocken und das Rad abschrauben, Nachstellmechanismus der Handbremse soweit wie möglich zurückdrehen, Bremstrommel mit M8 Schrauben von der Radnabe abdrücken, Bremspedal mit einem Zollstock gegen die Lenksäulenverkleidung runter drücken, Batterie abklemmen, Spannfeder unten an den beiden Bremsbacken sowie die beiden Halteklammern entfernen, Beläge samt Nachstellmechanismus vom Bremszylinder nach unten wegschieben, Bremsleitung und Schrauben vom Bremszylinder (10mm) lösen und Zylinder entnehmen, Bremsbacken soweit nach unten drehen bis das Handbremsseil vom Hebel gelöst werden kann.



Jetzt die beiden Bremsbacken inklusive Spannmechanismus soweit verdrehen bis sie an der Radnabe vorbei passen und abgenommen werden können, ABS Sensor abschrauben (13mm) und entfernen, die Muttern vom Ankerblech (13mm) lösen und das Handbremsseil ausrasten und raus ziehen, Steckachse inklusive Blech aus der Achse ziehen und abputzen. Ein Lappen im Achsrohr schützt vor Verschmutzung. Wir tauschen jetzt auch direkt wieder den Simmerring in der Achse aus. Da wir immer noch keine passende Werkstattpresse oder Abzieher für den Schrumpfring und das Lager haben, bleibt uns nur die altbekannte Methode mit dem Winkelschleifer beide Teile soweit dünn zu schleifen bis sie sich von der Achse runterschieben lassen. Sobald alles gereinigt ist füllen wir die neuen Lager soweit möglich mit wasserbeständigem Lagerfett bevor sie wieder verschlossen und auf die Steckachse getrieben werden. 



Anschließend noch neuen Schrumpfring drauf pressen oder schlagen und dann kann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammengesetzt werden. Am längsten dauert bei uns immer noch das Handbremsseil vom Ankerblech zu trennen, die Teile von der Achse zu flexen, die Bremse zu entlüften und neu einzustellen. Wenn man irgendwie darum herum kommen könnte jedes Mal das Ankerblech komplett abzunehmen und damit verbunden auch die Bremse komplett zerlegen würde das schon sehr viel Arbeit ersparen. Der Plan sieht mittelfristig so aus das wir eine Konstruktion entwickeln bei der der Innenteil vom Ankerblech vom Aussenteil abgeschraubt werden kann. Dann zieht man einfach nur den Teil mit dem Lager raus und die Bremse kann so bleiben wie sie ist. Dazu noch ein gescheiter Abzieher und wir können alles in weniger als 60 Minuten über die Bühne bringen. 



Neben dem Radlagerverschleiß (im Schnitt alle zwölf Monate), nervt akut besonders die Bremsanlage. An der Vorderachse packt eine Seite deutlich besser bzw. schneller als die andere, so das man bei jedem Bremsmanöver etwas gegenlenken muss um in der eigenen Spur zu bleiben. Da neue Bremsbeläge keine Veränderung brachten vermuten wir ein Problem mit dem Bremssattel selbst. Durch den Einbau von Distanzscheiben hat sich dieser Effekt noch weiter verstärkt. Sollte sich die Reinigung der Sättel nicht als Lösung erweisen, bauen wir die Spurverbreiterung vorläufig wieder aus. Dann dürfte auch das Flattern in der Lenkung bei 70 bis 80 km/h verschwunden sein. Für letzteres ist wohl nur ein stärkerer Lenkungsdämpfer die passende Abhilfe. 



Beim Bremstest zur Erprobung größerer Reifen (so wie auf dem Rappelmann) stellte sich heraus das die Bremse an der Hinterachse seit der letzten Hauptuntersuchung deutlich an Leistung verloren hat. Um den Wagen wieder verkehrssicher(er) zu machen, wurden in einer spontanen Nachtschicht hinten neue Bremsbeläge verbaut. Die Alten sahen zwar noch nicht so schlecht aus, haben aber schon mindestens einen Einsatz im Mammutschlamm hinter sich und sind möglicherweise verglast. Tatsächlich sind die Bremswerte schon unmittelbar nach dem Einbau deutlich besser geworden, wenn der Wagen noch ein paar Kilometer abgespult hat, dürfte die Sache noch ein wenig besser werden. 



Unabhängig davon das selbst mit Höherlegung und Spurverbreiterung noch lange nicht genug Platz im Radkasten für die 235/75R15 Reifen wie beim Rappelmann ist, wissen wir jetzt zumindest schon mal ob wie gut die Bremse damit klar käme. Um es kurz zu machen; für eine gute Vollbremsung aus Tempo 100 reicht die serienmäßige Bremse wohl aus. Aber schon beim zweiten Mal kommt sie an die thermische Belastungsgrenze. Speziell an der Vorderachse. Darum sollte man hier besser gleich eine andere Anlage verbauen. Im Netz findet sich ein Umbausatz für innenbelüftete Bremsscheiben. Inwieweit das die Pläne voran treibt müssen wir noch herausfinden. Sollte einer der originalen Bremssättel kaputt sein, wird der Umbau definitiv vollzogen. 



Ebenfalls vom Offroadeinsatz gezeichnet ist das Ausrücklager welches zwischendurch immer mal wieder Quietschgeräusche macht. Aber solange es noch funktioniert scheuen wir den Aufwand das Getriebe auszubauen um an die Kupplung zu kommen. Aktuell hält selbige alle Misshandlungen tapfer durch, egal ob auf der Straße oder im Gelände. Eine verstärkte Kupplung macht insofern keinen Sinn für diesen Wagen. Was wir aber machen möchten ist der 2-Lo Umbau mit dem das Verteilergetriebe in die Reduktionsstufe geschaltet werden kann ohne die Vorderachse mit anzutreiben. Damit könnte man einen schweren Anhänger leichter rangieren ohne immer die Kupplung schleifen zu lassen. 



Kaputt sind ansonsten tatsächlich nur noch die rechte Schwellerverkleidung (seit dem letzten Mammutpark) und der Schonbezug vom Fahrersitz. Für ersteres muss eine stabile Eigenbau-Lösung her, für letzteres sollen jetzt mal ein paar fahrzeugspezifische Überzieher (eventuell Kunstleder) beschafft werden. Was sehr gut funktioniert sind der neue verstellbare Scheibenwischerintervall und die automatische Steuerung für den Beifahrer-Fensterheber. Diese beiden Features allein hätte der Jimny definitiv von Anfang an haben sollen. Immerhin ist der Umbau wirklich nicht sonderlich kompliziert und gut zu machen. 



Beim nächsten Update dürfte der Wagen passend zum fünften Geburtstag ziemlich sicher die 100.000km Marke geknackt haben. Bis dahin sind wir (planmäßig) einmal im Mammutpark, einmal in Peckfitz und einmal in Budel. Wer weiß was bis dahin als nächstes kaputt geht oder umgebaut (Hupen Upgrade?) werden soll. So oder so werden wir davon berichten und weiterhin überall hin fahren und Dinge erleben. Zum Beispiel einen steckengebliebenen Volvo rausziehen. 

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