Wenn bei der Hauptuntersuchung moniert wird das am (Automatik)Getriebe zu viel Öl austritt und auf die Straße tropft muss das umgehend repariert werden. Entweder mit ein paar neuen Dichtungen am alten Getriebe, oder man geht gleich aufs ganze und schmeißt das alte Rührwerk raus um auf Handschaltung umzubauen. Eigentlich sollte das nicht all zu schwer sein, schließlich gab es den Ford Sierra auch ab Werk mit Schaltgetriebe. Und für den Umweltschutz tun wir fast alles.
Ganz wichtig für diesen Umbau ist erstmal ein Schaltgetriebe zu haben. In unserem Fall ein Ford MT75 Getriebe aus einem Schlachtfahrzeug. Natürlich reicht das allein noch nicht aus. Dafür muss man sich nur mal anschauen was sich alles bei einem Automatikauto unterscheidet. Allein das fehlende dritte Pedal und der Schalthebel sind sofort offensichtlich. Zusätzlich brauchen wir noch die Kardanwelle, die Schwungscheibe, Steuergerät, die Haltertraverse, das Pilotlager, eine komplette Kupplung mit Druckplatte, Ausrücklager und Mitnehmerscheibe. Die Verschleißteile davon kann man nach wie vor recht einfach bekommen. Bei allen anderen Teilen muss man gezwungenermaßen auf Gebrauchtteile zurückgreifen -wenn man denn welche bekommt.
Praktischerweise befindet sich direkt hinter der Garage in der unser Patient steht und auf Spenderogane wartet, eine ganze Reise Ford Sierra in mehr oder weniger gutem Allgemeinzustand die nur darauf warten uns ihre besten Teile aus eigener Schlachtung zu spenden. Das ist auch gut so wenn im Eifer des Gefechts auffällt das noch irgendwo ein kleines Bauteil benötigt wird und wir immer direkt schauen können wie es im Originalzustand ausgesehen hätte.
Unter dem Eindruck das jetzt wirklich alle Teile zusammen sind die benötigt werden beginnt der Ausbau des alten Automatikgetriebe damit sämtliche Leitungen und Verbindungen von Auto und Getriebe zu trennen, dazu gehören die Kardanwelle, die Tachowelle, das Schaltgestänge samt Wahlhebel, die Stecker fürs Rückfahrlicht sowie Overdrive und Neutralschalter. Die Leitungen zum Getriebeölkühler kappen wir und verbinden die offenen Enden miteinander so das in Zukunft nichts auslaufen kann. Als nächstes könnten schon die Schrauben am Drehmomentwandler zur Schwungscheibe (Adapterplatte) gelöst werden. Der Anlasser muss ebenfalls demontiert werden - Achtung erst die Batterie abklemmen bevor die Stromkabel am Anlasser gelöst werden.
Wir bevorzugen es den Drehmomentwandler nicht vom Getriebe zu trennen sondern die komplette Einheit vom Motor zu entfernen. So kann kein Öl austreten und falls das Getriebe irgendwann mal wieder neu eingebaut werden soll ist gleich alles richtig voreinander. Mit einer Grube oder Hebebühne und entsprechender Abstützung kann das Getriebe nachdem auch die Schrauben der Getriebeglocke zum Motor und von der Quertraverse zum Unterboden gelöst wurden nach unten abgelassen werden. Dabei muss man aufpassen die Leitungen zum Ölkühler sowie das Rohr vom Ölpeilstab nicht zu beschädigen. In unserem Fall klappte es ziemlich gut und alles bleibt heile.
Im nächsten Arbeitsschritt wird die alte Adapterplatte/Schwungscheibe von der Kurbelwelle abgeschraubt und gegen eine normale Schwungscheibe getauscht. Im selben Schritt wird auch ein Pilotlager in die Kurbelwelle eingepresst. Darin läuft später die Spitze der Getriebeeingangswelle. Mit neuer Druckplatte und Mitnehmersscheibe ist Motorseitig erstmal alles getan. Das neue Schaltgetriebe kommt direkt an seinen Platz und wird festgeschraubt. Die Kardanwelle muss ebenfalls mit rübergetauscht werden da das Getriebe etwas kürzer ist und einen anderen Anschluss hat (am Differential passen beide Wellen).
Weiter geht es im Innenraum. Hier muss der neue Schalthebel an die Kulisse angeschlossen und mit dem Kardantunnel/Mittelkonsole verschraubt werden. Sofern am Schaltgestänge nichts verstellt wurde, sollte es ohne neue Einstellung direkt funktionieren. Den Seilzug für das Ausrücklager ziehen wir später durch ein bereits vorhandenes Loch in der Spritzwand (Gummistopfen entfernen), wenn die alte Pedalerie ausgebaut wurde. Dafür muss das Bremspedal am Gestänge zum Hauptbremszylinder gelöst (Bolzen und Klammer) und vier Schrauben an der Spritzwand entfernt werden. Relativ unbequem in dieser Position zu arbeiten, aber wenn man die untere Verkleidung bei der Lenksäule entfernt hat man halbwegs guten Zugang.
Wenn alles angeschlossen ist machen wir einen ersten kurzen Test ob die Kupplung trennt und sich die Gänge (im Stand) einlegen lassen. Den Motor können wir aktuell noch nicht starten. Das originale Automatikgetriebe sendet dem Steuergerät ein Signal wenn der Wahlhebel auf P oder N steht, nur dann wird der Anlasser freigegeben. Entweder man sucht die passenden Leitungen im Kabelbaum raus und überbrückt sie so dass das Steuergerät denkt alles sei in Ordnung, oder man nimmt sich ein Schaltgetriebe Steuergerät aus besagtem Spenderfahrzeug. Diesen Weg sind wir gegangen. Abgesehen davon sollte Option eins auch funktionieren. Sobald auch die Tachowelle und das Rückfahrlicht angeschlossen sind, kann der Wagen auf die Straße zur ersten Probefahrt aufbrechen.
Objektiv ist so ein 2.0l DOHC Sierra auch mit fünf manuell geschalteten Gängen keine echte Rakete, aber gefühlt schon deutlich flotter als mit einer alten viergang Wandlerautomatik die immer eine Gedenksekunde braucht bevor sie irgendwas macht. Für uns ist jetzt gerade hauptsächlich wichtig dass das neue Getriebe keine Flecken mehr auf die Straße macht. Dann klappt es auch mit der Hauptuntersuchung.
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