Freitag, 6. Oktober 2023

Wir sollten einen LKW kaufen: Mercedes SK1722 Hakenabroller


Im letzten Monat haben wir wirklich viele verschiedene Vehikel unterm Hintern gehabt. Egal ob alte (nahezu rostfreie) Ford mit dicken Felgen, höhergelegte Suzukis oder neue Lieferwagen mit und ohne Anhängekupplung. Das Highlight war bestimmt der Ausflug mit einer Horde amerikanischer Excalen durch Holland. Aber es geht noch größer, aber hoffentlich auch etwas sparsamer als der V8 Big-Block. Wie wäre es mit einem V6 Dieselmotor mit 11.3L Hubraum?


 

Verpackt ist dieses Aggregat in einem dunkelblauen Mercedes SK 1722 von 1989. Mittlerweile schon bei seinem dritten Arbeitgeber hat dieser Laster schon über 515tkm abgespult. Wie an der aktuellen Lackierung vielleicht schon zu sehen ist, war der letzte Vorbesitzer das Technische Hilfswerk. Genauer gesagt der Ortsverband Bad Segeberg in Schleswig-Holstein. Dort wurde der Mercedes als Gebrauchtwagen mit hellblauer Kabine und rotem Chassis gekauft und umlackiert. Höchstwahrscheinlich stammen die meisten der Kilometer auf dem Zähler auch noch vom ersten Besitzer als damit noch täglich gefahren und gearbeitet wurde. 


 

Offensichtlich haben sich alle Fahrer immer halbwegs gut um diesen Wagen gekümmert. Abgesehen von ein paar Macken in den Kotflügeln und dem abblätternden Lack am Rahmen und Aufbau, ist nichts kaputt, verbeult oder verrostet. Okay ein Arbeitsscheinwerfer ist zersplittert und das Armaturenbrett rappelt ein wenig. Nach 34 Jahren darf sowas auch mal passieren. Ein Nutzfahrzeug darf auch Nutzungsspuren haben. Wichtig ist das die Hydraulik für den Hakenlift noch funktioniert. Wie soll man sonst seine Ladung aufnehmen?

 


Der praktische Nutzen dieses Lkw wird eigentlich nur durch die Auswahl an möglichen Wechselbehältern begrenzt. Schrottmulde? Wassertank? Schneckenhaus? Flachplateau zum Fahrzeugtransport? Alles ist möglich. Und dank der historischen Zulassung darf man auch an Sonn- und Feiertagen, ohne Maut zu zahlen damit fahren. Lediglich der Führerschein, der Platzbedarf und die restlichen Unterhaltskosten schrecken dann doch ein wenig ab. Wie oft muss man wirklich irgendwas so großes transportieren, dass es nicht auch auf andere Weise schneller einfacher und günstiger geht?

 


Abgesehen von den objektiven Pluspunkten hat dieser Mercedes noch ein wichtiges Extra; die eingebaute Vorfahrt. Und damit meinen wir nicht die imaginäre Vorfahrt die jeder Benz-Fahrer beansprucht sondern die richtige echte. Mit Blaulicht und Martinshorn. Alles noch vorhanden und Einsatzbereit. Natürlich darf man damit auf öffentlichen Straßen nicht herum fahren. Aber haben ist besser als brauchen. Und weil es ein echtes (ehemaliges) Einsatzfahrzeug ist, darf es sogar verbaut sein. Die Blaulichter müssen auf der Straße abgedeckt sein und das Horn muss so ausser Funktion sein das es nicht vom Innenraum aus eingeschaltet werden kann. 

 


Ein paar blaue Mülltüten und ein Trennschalter unter der Stoßstange erfüllen diese Anforderung spielend. Schön wäre es noch wenn die originale THW Folierung noch drauf wäre. So sieht man lediglich die Schatten der alten Beschriftung auf den Türen und der Motorhaube. Aber ob das dann legal ist konnten wir nicht endgültig klären. Im Zweifelsfall wäre eine gründliche Wäsche schon mal ganz viel Wert. Und den Flugrost von den hinteren Kotflügeln müssten wir auch noch irgendwie verschwinden lassen. Für eine Neulackierung des Aufbau fehlt leider die Zeit und das Budget. 

 


Bevor wir uns um die Optik kümmern, sollte erstmal die Technik aufgefrischt werden. Seit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst beim THW läuft der Mercedes nur sporadisch als Brennholztransporter im Privatbesitz. Entsprechend wenige Kilometer kommen auf diese Weise zusammen und damit sinkt auch die Bereitschaft für einen regelmäßigen Service. Das müssen wir ändern. Für die demnächst anstehende Fahrt muss der Bock zuverlässig laufen. Darum besorgen wir einen neuen Ölfilter, 20 Liter Motoröl, einen neuen Luftfilter und eine neue Lufttrocknerpatrone für die Druckluftbremsanlage. In Summe knapp 250€ nur Material. Große Autos verursachen eben auch große Kosten. 

 


Immerhin machen sie uns die Arbeit teilweise auch sehr leicht. So braucht man keine Grube oder Hebebühne sondern kann sich einfach unter das Auto legen. Eine passend große Auffangwanne und eine alte Pappe reichen aus. Und ein 17mm Schraubenschlüssel für den Ölfilter. Für die Ölwanne brauchen wir nur einen Schraubendreher; statt einer normalen Ablassschraube gibt es einen Anschluss durch den das Öl (mit dem passenden Schlauch) direkt in einen Behälter abgelassen werden kann. Wir drücken den Anschluss einfach nur auf und lassen das Altöl in die Wanne laufen. Bis die rund 18L Motoröl abgelaufen sind dauert es eine ganze Weile. In der Zwischenzeit wechseln wir schon mal den Luftfilter.

 


Dieser befindet sich rechts hinter der Stoßstange. Erst die vier Schnellverschlüsse lösen um den Deckel abzunehmen dann die Halteschraube lösen bis sie samt Filter runterkommt. Den neuen Filter in gleicher Weise wieder einbauen. So dreckig und rostig wie der Filter aussieht wurde er schon seit einigen Jahren nicht mehr gewechselt. Als nächstes ist der Lufttrockner an der Reihe. Dieser soll die Restfeuchtigkeit aus der Komprimierten Luft in der Bremsanlage aufnehmen. Sonst könnten die Ventile im Winter einfrieren oder auf Dauer anfangen zu verrosten. Der Wechsel geht wie bei einem Motorölfilter, nur das wir vorher noch die Luft ablassen müssen damit die Leitung vom Kompressor zum Trockner nicht unter Druck steht. Dafür drücken wir einfach den zentralen Luftanschluss beim Mehrkreisschutzventil bis keine Luft mehr ausströmt. 

 


In der Zwischenzeit ist das Öl komplett ausgelaufen und der Filter kann gewechselt werden. Dieser befindet sich auf der Beifahrerseite zwischen Motor und Rahmen. An seinem Gehäuse gibt es eine weitere Ablassschraube um selbiges zu leeren. Anschließend die Halteschraube lösen und das Gehäuse öffnen. Bevor der neue Filter wieder rein kommt wechseln wir die O-Ringe am Gehäuse aus. Ein bisschen Fummelig war der Einbau dann doch, nur mit vier Händen und einem Montierhebel als Stütze konnte die Vorspannfeder soweit komprimiert werden bis die Halteschraube im Gewinde gepackt hat. Falls es dafür eine leichtere Methode gibt, haben wir sie leider nicht gefunden. Wichtig ist nur das die Ablassschraube wieder nach unten zeigt wenn alles festgeschraubt ist. 

 


Bis die 18L frisches Motoröl (laut Handbuch entweder 10W40, 15W40 oder 20W50) durch den Einfüllstutzen hinter der Motorhaube ihren Weg runter in den Motor gefunden haben dauert es wieder eine ganze Weile. Dann folgt die Stunde der Wahrheit; Maschine starten und schauen ob alles dicht ist. Parallel noch ein bisschen Kühlwasser ergänzen und dann ist der Service an diesem blauen Bomber erledigt. Im nächsten Teil erzählen wir was sonst noch gemacht wurde und wofür wir uns die Arbeit gemacht haben.


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