Eigentlich war es die letzte kleine Tour mit dem Motorrad vor der langen Winterpause. Uneigentlich eine kleine aber nervenzerreisende Reparatur für uns. Und alles nur weil die Hinterradbremse dieser BMW K1100RS plötzlich nicht mehr funktioniert hat. Auch bei festem Druck auf das Bremspedal wird der fliegende Ziegelstein einfach nicht langsamer. Das müssen wir ändern.
Bloß gut das der Defekt nicht wärend der mehrere tausende Kilometer langen Rundreise durch Schottland im Sommer passiert ist. Da lief der inzwischen über 30 Jahre alte Reisekoffer noch absolut problemlos. Damit die Reise auch in der nächsten Saison wieder stattfinden kann, sollen wir den Fehler finden und beseitigen. Am besten schnell und dauerhaft. Aber dazu müssen wir erstmal rausfinden was überhaupt kaputt ist. Leider hat diese Maschine seit ihrem Kauf keine wirklich gute Wartung bekommen so das mehrere Fehlerquellen denkbar sind.
Der erste Verdacht ist eine geplatzte Bremsleitung, so wie damals an der Yamaha während unserer Bayern Tour. Augenscheinlich ist alles dicht. Auch am Bremszylinder und Bremssattel können wir soweit nichts ungewöhnliches finden. Ob der ABS Block in Ordnun ist lässt sich mit unseren bescheidenen Mitteln leider nicht sicher beurteilen. Als nächstes schauen wir nach der Bremsflüssigkeit, dafür muss nur die seitliche Verkleidung unter der Sitzbank mit einem sanften Ruck abgezogen werden.
Der Ausgleichsbehälter ist nur eingeschnappt und kann zur leichteren Kontrolle (und zum Befüllen) nach aussen gezogen werden. Tatsächlich ist der Behälter bis auf einen kleinen sehr dunklen und schmutzigen Bodensatz leer. Wenn jetzt eine Luftblase in der Anlage ist, kann sie natürlich nicht mehr funktionieren. Bevor wir versuchen die Bremse mit neuer Flüssigkeit zu entlüften, waschen wir den Behälter erstmal aus um keine (weiteren) Verschmutzungen in die Leitungen zu spülen. Eigentlich sollte es danach möglich sein sowohl am Entlüftungsnippel des ABS-Block als auch am Bremssattel durch Pumpen mit dem Fußbremspedal Flüssigkeit raus zu kriegen. Das klappte bei uns nicht.
Auch als die Vakuumpumpe zum Einsatz gebracht wird, will einfach keine Bremsflüssigkeit rauskommen. Aus lauter Verzweifelung lösen wir testweise den Bremsschlauch vom Bremszylinder zum ABS-Block -ohne Erfolg. Offenbar ist hier irgendwas nicht in Ordnung. Bevor wir weiter in die Tiefe der Technik gehen wollen, bestellen wir erstmal einen Reparatursatz für den Bremszylinder. Nur zur Sicherheit damit die Maschine hinterher definitiv wieder auf die Straße kann. Um an den Zylinder zu gelangen muss die komplette Halterplatte vom Bremspedal, Fußraste und Gepäckträger gelöst werden (fünf Inbusschrauben). Dann sieht man den Zylinder vor sich.
In unserem Fall war das Teil schon ziemlich siffig. Für die weitere Reinigung und Demontage lösten wir noch den Schlauch der zum Ausgleichsbehälter führt (Klemmschelle durchkneifen) sowie den Bremsschlauch, den Bremslichtschalter, die Rückholfeder vom Bremspedal und zwei Schrauben vom Zylinder zum Halter. Jetzt kann auch der Faltenbalg abgenommen werden, darunter sitzt alles voll mit Dreck. Also weiter zerlegen und reinigen. Wenn die Kolbenstange ganz reingeschoben ist kann die kleine Sicherungsschraube aussen am Zylindergehäuse entfernt werden. Eigentlich müsste der Kolben jetzt rauflutschen. In unserem Fall sitzt das Teil bombenfest und muss mit der Zange befreit werden.
Vermutlich war dieser klemmende Kolben der Grund für den Bremsausfall. Leider passt der bestelle Überholsatz wieder erwarten doch nicht zu unserer BMW so das uns nichts anderes übrig bleibt als beide Manschetten sowie das Gehäuse gründlich zu reinigen und alles wieder zusammenzubauen. Bei der Montage unbedingt darauf achten das der Bremslichtschalter und die Rückholfeder vom Bremspedal korrekt positioniert sind, anderenfalls leuchtet das Licht in Zukunft dauerhaft. Aber das war nicht unser einziges Problem.
Letztendlich haben wir fünf oder mehr Anläufe gebraucht bis die Bremse korrekt entlüftet ist und man bei starkem Druck aufs Pedal auch bis in den ABS Regelbereich kommt. Dafür mussten wir mit der Vakuumpumpe abwechselnd am ABS-Block und am Sattel entlüften. Beim Anbau der Halterplatte vom Bremszylinder haben wir wohl irgendwie den Schlauch eingeklemmt so das zunächst wieder keine Flüssigkeit durch die Schläuche gepumpt oder gesaugt werden konnte. Unsere Lösung war die Halterplatte während des Entlüftungsvorgang nur soweit festzuschrauben das die Leitung noch ausreichend Platz hat. Sollte unsere Reinigung und das einfetten der Kolbenstange keinen dauerhaften Erfolg bringen müssen wir uns demnächst die ganze Arbeit wohl nochmal machen und einen neuen Zylinder montieren. Bleiben wir gespannt.
Ach ja und nebenbei haben wir auch noch die hinteren Bremsbeläge getauscht, aber das war im Vergleich das reinste Kinderspiel; zwei Schrauben lösen, Sattel etwas nach hinten drehen um am Federbein vorbei zu kommen, Abdeckung entfernen, zwei Splinte und die Feder entfernen, Beläge rausziehen und auswechseln, alles wieder zusammenbauen. Für die nähere Zukunft müssen wir hier erstmal nichts mehr machen.
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