Irgendwie haben wir es im Moment vermehrt mit englischen Automobilen hier im Schlagzeilenkäfer zu tun. Das ist erstmal nichts schlechtes, fällt uns aber doch auf. Im aktuellen Straßenbild sind Jaguar, Rover, MG, Aston-Martin und Co eher selten vertreten. Neben der Engländer-Quote ist auch die Zahl der Fahrzeuge mit Elektrikproblemen sprunghaft angestiegen. Ob es da einen Zusammenhang gibt können wir noch nicht sagen. Jedenfalls haben wir hier einen Landrover von 1986 mit kaputter Lichtmaschine vor uns.
Alles fing damit an das die Batterie irgendwann nicht mehr genug Saft hatte um den Dieselmotor an kalten Tagen in Schwung zu bringen. Nach einem Tag am Batterieladegerät war die Welt soweit wieder in Ordnung das der Landy ohne Starthilfe ansprang. Aber nach ein paar Tagen trat das selbe Phänomen wieder auf. Entweder ist die Batterie kaputt oder sie wird einfach nicht aufgeladen und darum ist ständig der Strom alle. Um die Sache zu prüfen wurde die lokale Autowerkstatt aufgesucht wo genau das bestätigt wurde was wir befürchteten; die Lichtmaschine funktioniert nicht. Da eine Überholung der Alten bei rund 180€ liegt und der neuwertige Ersatz bei knapp 140€ liegt (ohne Pfand), war die Entscheidung einfach.
Mit dem neuen Generator und einer neuen Batterie (sicher ist sicher) in Händen sollte der Einbau am Freitag vormittag mal eben kurz vollzogen werden. Eigentlich ist das auch wirklich keine große Sache. Je nach Fingerfertigkeit muss nur der Generator abgestöpselt, drei Schrauben (SW13) gelöst und der Keilriemen abgenommen werden. Deutlich mehr Platz zum Arbeiten hat man jedoch wenn zusätzlich der Trichter vom Kühler zum Lüfterrad sowie der Luftfilterkasten auch abgebaut wird. Dazu ist nur eine extralange Schraubschelle und drei Muttern (SW13) für die Halter zu lösen. Sowie die Schlauchschelle am Ansaugstutzen und die Halteschrauben am Luftfiltergehäuse zu entfernen. Wir bauen sicherheitshalber alles ab was irgendwie im Weg liegen könnte.
Leider klappt trotzdem nicht alle wie es sein sollte. Schon bei der Demontage vom Generator beginnen die Probleme; der Stecker hinten am Generator ist so verschmort und spröde das er einfach zerbröselt. Die Flachsteckerkontakte im Inneren sind komplett grün vergammelt und ebenfalls angeschmort. Gerüchteweise könnte genau hier die Wurzel unseres ursprünglichen Problems liegen. Um überhaupt weiterzukommen schneiden wir die drei Kabel direkt am Gehäuse der Lichtmaschine ab. So haben wir hoffentlich noch genug freie Länge um eine Reparatur zu machen ohne neue Kabel anflicken zu müssen.
Im Zweifelsfall sollte es auch funktionieren einfache Flachstecker auf die Kabel zu crimpen und diese an der Lichtmaschine anzuschließen. Ein Blick auf die Kontakte am neuen Generator ernüchtert uns ganz schnell wieder; die Anschlüsse sind deutlich breiter als alles was wir bisher erlebt haben und darum haben wir keine passenden Schuhe im Sortiment. Eine kurze Recherche im Netz liefert zwei wichtige Informationen; die Kontakte sind 9,5mm breit und in England könnte man das komplette Set aus Kontakten und Steckergehäuse für weniger als 10€ (zuzüglich Zoll und Versand) kaufen. Das bringt uns jetzt uns hier leider nichts. Also beginnt die Telefonlawine um am Freitag mittag irgendwo passende Kabelschuhe zu beschaffen. Die lokale Oldtimerwerkstatt und selbst die Firma welche Lichtmaschinen und Anlasser überholt hat nichts passendes im Fundus. Offenbar hat sich sonst kein Hersteller so großformatige Anschlüsse gegönnt.
Letztendlich wurden wir bei einem überregionalen Teilehandel fällig der die nötigen Kabelschuhe im 50er Paket verkauft. Deutlich mehr als was wir brauchen und nicht super günstig, aber da wir selbst beim Landrover Teilespezialisten gar keine passenden Teile (ausser einem kompletten neuen Kabelsatz) bekommen könnten, ist das immer noch die beste Option, wenn man nicht mehrere Tage oder Wochen auf ein Paket aus England warten möchte. Da der Landy zur Zeit dringend gebraucht wird, steht das nicht zur Debatte was wir jetzt machen müssen. Auf dem Rückweg vom Teilehandel halten wir noch schnell in der SZK Garagage an um den Schlagschrauber zu benutzen. Der fehlte uns vor Ort beim englischen Patienten auch noch um die Riemenscheibe vom alten zum neuen Generator zu übernehmen.
Mit dem passenden Werkzeug gelingt das ausnahmsweise problemlos. Die Mutter (SW22) lösen, Riemenscheibe abziehen (evtl. mit einem Hebel und Kriechöl nachhelfen), mit neuem Federring auf die Welle der anderen Lichtmaschine aufsetzen und festziehen. Dann können wir uns wieder auf den Weg zur Landrover Garage machen. Di neue Lichtmaschine einzusetzen ist kein großer Akt. Alle drei Schrauben erstmal handfest anziehen, den Riemen auflegen und durch verdrehen vom Gehäuse den Riemen spannen. Jetzt alle Schrauben festziehen und die drei Kabel hinten am Generator anschließen. In unserem Fall mussten dafür erstmal die Enden der Kabel abisoliert und neue Flachstecker aufgecrimpt werden. Um keinen Kurzschluss mit der bröseligen Isolierung zu riskieren kommt Schrumpfschlauch und selbstverschweißendes Isolierband zum Einsatz.
Es ist übrigens egal welches der beiden dicken Kabel an welchen der beiden breiten Anschlüsse vom Generator angesteckt wird. Intern sind beide miteinander elektrisch verbunden. Nur der kleine Anschluss muss unbedingt mit dem dünnen Kabel verbunden werden - der ist für die Ladekontrolleuchte und die Erregerspannung notwendig. Was passiert wenn dieses Kabel nicht richtig angeschlossen ist, stellen wir beim anschließenden Probelauf fest. Zuvor muss allerdings noch der Trichter vom Lüfterrad wieder richtig installiert werden. Ein Helfer ist dabei sehr nützlich um die Schraubschelle wieder richtig anzsetzen. Auf den Luftfilter verzichten wir jetzt kurzfristig erstmal.
Falls wie in unserem Fall noch ein viertes Kabel zur Lichtmaschine führt, aber augenscheinlich keine Funktion bzw Anschluss hat, dürfte es ziemlich sicher für einen (in unserem Fall nicht vorhandenen) Drehzahlmesser sein. Beim Dieselmotor bekommt dieser sein Signal von einem Anschluss der Lichtmaschine. Da die neue LiMa diesen Kontakt gar nicht besitzt, stellt sich für uns leider erstmal nicht die Frage ob wir hier mal einen DZM nachrüsten sollten. Egal. Wichtig ist jetzt ob der Generator Strom generiert. Um das zu prüfen, messen wir bei laufendem Motor und erhöhter Drehzahl die Spannung an der Batterie unterm Fahersitz. Diese bleibt konstant bei rund 12.7V. Das heißt sie wird nicht aufgeladen.
Die Tatsache das bei eingeschalteter Zündung die Batteriekontrollleuchte nicht aufleuchtet bringt uns auf die richige Spur; das besagte Kabel saß nicht richtig und hatte keinen Kontakt. Sobald das geändert ist, wiederholen wir den Test und jetzt steigt die Spannung auf über 14V an. Das heißt die neue LiMa funktioniert und wir können das Auto endgültig zusammenbauen und endlich ins Wochenende starten.
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