Montag, 12. August 2024

Tiguan 5N 2.0 TDI DPF ausbauen und tauschen

 

Wir haben keine Pobleme mit Dieselmotoren im SZK, zumindest solanage sie entweder alt genug sind oder so artgerecht bewegt werden, dass sie störungsfrei laufen. Je moderner der Motor und atypischer die Verwendung, desto wahrscheinlicher wird ein unplanmäßiger Werkstattbesuch. Und der geht meist richtig ins Geld weil alle Teile teuer und oder schlecht zugänglich sind. Heutiges Fallbeispiel ist dieser VW Tiguan 5N mit dem 2.0l Turbodiesel dessen Dieselpartikelfilter verstopft ist. 


 

Fairerweise müssen wir dazu sagen das dieser Wagen schon über 300tkm mit dem originalen Partikelfilter erfolgreich zurückgelegt hat. Allerdings wurde er bis vor gut einem Jahr viel auf langen Strecken und ohne große Belastung bewegt. Jetzt dient er primär als Kurzstrecken und Anhängerzugfahrzeug. Genau das was bei einem Diesel nicht optimal ist; viele Kaltstarts und häufiges aus dem Stand mit viel Leistung beschleunigen. So oder so, irgendwann ist der Filter mit Rußpartikeln voll und muss sich regenerien. Idealerweise natürlich einfach im normalen Fahrbetrieb so das man fast nichts davon bemerkt. Zur Not auch während der Zwangsregeneration wenn das Auto steht. Dabei wird der Partikelfilter so weit aufgehitzt das der Ruß zu Asche verbrennt. 

 


Damit wird das Volumen der Rückstände im Partikelfiler schon mal deutlich reduziert. Allerdings ist das Endprodukt immernoch nicht weggezaubert und irgendwann auch wieder der Filter voll. Dann ist die offizielle Lösung den Filter gegen ein Neuteil auszutauschen und den alten als Sondermüll zu entsorgen. Idealerweise trifft dieser Zeitpunkt mit dem Lebenszyklusende des gesamten Fahrzeug zusammen so das es keinen großen Unterschied mehr macht. Wir wollen diesen VW aber noch eine ganze Weile länger auf der Straße behalten, ohne ganz so  viel Geld auszugeben. Sofern der DPF an sich noch in Ordnung ist, kann er ausgewaschen und chemisch gerenigt werden bis er nahezu restlos leer und damit so gut wie neu ist. 

 


In Anbetracht der Preisersparnis (300€ Reinigung gegen 650+€ Neuteil) wollen wir es einfach mal probieren. Der Arbeitsaufwand ist in beiden Fällen identisch, nur die Wartezeit während der Reinigung von ein bis zwei Werktagen ist größer. Leider hat unser Tiguan einen Allradantrieb so das der DPF nicht ohne umfangreichere Demontagearbeiten vom Auto getrennt werden kann. Aber was sein muss, muss sein und bei der Gelegenheit können noch die eine oder andere Servicearbeit mitgemacht werden. Ausser einer Hebebühne, Getriebeheber, Drehmomentschlüssel und Torxbits braucht es hauptsächlich Geduld und Fummeltalent. Ach ja und laut VW Vorgabe neue Schrauben und Kleinteile für knapp 200€ da diese nur einmal verwendet werden dürfen. 

 

 

Was wir in jedem Fall dringed empfehlen ist nach dem Aus- und Einbau der Vorderachse eine Spurvermessung durchführen zu lassen, da die Achse mit größter wahrscheinlichkeit hinterher nicht perfekt an der alten Position sitzen wird. Genau darum ist jetzt auch eine gute Gelegenheit sich die übrigen Fahrwerkskomponenten anzuschauen und diese ganz oder Teilweise mitzutauschen. Besser als jetzt kommt man auch nie wieder an die inneren Spurstangengelenke und die dazugehörigen Staubmanschetten heran. Jetzt aber ran an die Arbeit. Natürlich nur wenn der Motor und besonders der Abgasstrang ausreichend abgekühlt sind. 

 

 

***Exkurs DPF austauschen VW Tiguan 5N 2.0l TDI***

 

Auto auf Hebebühne positionieren, Getriebe in Neutralstellung bringen und Motorhaube öffnen. Lenkrad in Geradeausstellung bringen und Lenkschloss einrasten. Im Fahrerfußraum die Verkleidung der Lenksäule vom Teppich entfernen, Klemmschraube vom Kreuzgelenk lösen und vom Lenkgetriebe abziehen. Die Batterie abklemmen und ausbauen, das dicke Plus und Massekabel sowie den Mehrfachstecker vom Kabelbaum der elektrischen Servolenkung in der E-Box abschrauben bzw. lösen und Kabelstrang ausfädeln so das er mit der Vorderachse und Lenkgetriebe abgesenkt werden kann. 


 

Auto hochheben und beide Vorderräder abnehmen. Die Muttern der Spurstangenköpfe sowie Koppelstangen am Federbein lösen. Unterbodenverkleidung abbauen und Stecker vom Sensor unten an der Ölwanne trennen. Halterung vom Abgasrohr hinten am Achskörper abschrauben. Traggelenke vom Querlenker linsk und rechts entfernen, Gelenk aus dem Querlenker rausziehen. Spurstangenköpfe mit Abzieher vom Achsschenkel trennen. Pendelstütze zwischen Getriebe und Achskörper (unterhalb Differential) inkl. der Strebe demontieren. Getriebeheber unter Achskörper positionieren, idealerweise mit einem stabilen Holzbrett als Zwischenlage. 

 


Als nächsten Schritt die sechs Schrauben vom Vorderachskörper zur Karosserie lösen und die Vorderachse langsam absenken. Dabei genau aufpassen das nichts hängen bleibt oder Leitungen beschädigt werden. Sinnvollerweise wird diese Arbeit mit einem Helfer erledigt, dann kann der Achskörper auch besser vom Getriebeheber auf den Boden verlagert werden. Oder man gurtet ihn auf dem Heber so fest dass er nicht herunterfallen kann. Da unser Tiguan Allrandtrieb hat, müssen wir die Kardanwelle zum Hinterachsdifferential vom Verteilergetriebe lösen und hochbinden so das sie nicht im Weg ist. Wo wir schon unterm Auto sind entfernen wir noch die kleine Querstrebe am Kardantunnel und lösen die Doppelschelle vom Auspuffrohr auf höhe der Rückbank. Als vorläufig letzten Schritt das Hitzschutzblech des rechten Antriebswellengelenk abschrauben und entfernen. 


 

Die folgenden Arbeitsschritte erledigen wir im Motorraum, also Motorabdeckung entfernen und zur Seite legen. Die vier Steckverbinder an der Spritzwand lösen und die Kabel zu den Sensoren aushaken, dafür ggfs. Wärmeschutzmatte öffnen und Abdeckung oberhalb DPF lösen. Die Schlauchleitungen vom DPF zum Drucksensor lösen und abziehen. Obere Halteschraube vom DPF entfernen und Geräuschdämmung ausbauen. Dann weiter von unten oder von oben noch die untere Halterung vom DPF Motor und Filterseitig demontieren. Die beifahrerseitige Antriebswelle bauen wir definitiv von unten aus. Anschließend kann sie nach unten/außen weggedreht und am Unterboden aufgehangen werden um das Gelenk nicht zu beschädigen.

 


Rein theoretisch sollte jetzt nur noch die eine große V-Schelle vom Turbolader zum Partikelfilter alles zusammenhalten. Sobald diese gelöst ist kann die komplette Einheit gedreht und nach hinten und abgezogen werden. Irgendwie passt sie tatsächlich durch den Kardantunnel und landet am Ende auf dem Werkstattboden. Hier schrauben wir sämtliche Sensoren und Anbauteile ab, da diese bei der Reinigung nur stören würden. Wir empfehlen Fotos von allen Teilen zu machen damit sie später wieder genau an ihren alten Platz und in der richtigen orientierung zurück finden werden. In den zwei Tagen bis die Reinigung abbgeschlossen ist kann man sowas schnell mal vergessen und dann beginnt das Rätselraten. 

 


Beim Zusammenbau werden alle Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt. Hier sind nur noch die korrekten Anzugsdrehmomente zu beachten. Differenzdrucksensor 10Nm, Lambdasonde 50Nm, Abgastemperatursensor 60Nm, Schelle Turbolader 7Nm, Halter Abgasrohr zur Achse 25Nm, Hitzeschutz oben 10Nm, Halterung DPF unten&oben 25Nm. Achskörper zu Karosserie 70Nm+180°, Koppelstange an Federbein 65Nm, Spurstangenkopf an Achsschenkel 50Nm, Traggelenk an Querlenker (Blech 100Nm, Alu 60Nm), Gelenk Lenksäule 30Nm, Pendelstütze an Getriebe 50Nm+90°


***Exkurs Ende***


Jetzt ist der Tiguan wieder auf der Straße. Es gibt keine Fehlermeldung und alles scheint normal zu funktionieren. Wir bleiben gespannt wann das nächste Mal eine Regeneration fällig ist und wie diese verläuft. Wir werden berichten.

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