Montag, 5. August 2024

Volvo 965 Bremse an der Vorderachse gängig machen


Nicht nur wir machen Urlaub. Auch unsere Alltagsauto-Youngtimer-Familie möchte wegfahren. Darum haben wir beim letzten Besuch des schwarzen Volvo 965 bereits die Nivomat-Stoßdämpfer ausgewechselt. Aber das ist nicht alles was dem schwedischen Kombi für die erfolgreiche Urlaubsreise zu seinem Glück gefehlt hat. Heute ist die Bremsanlage der Vorderachse auf dem Tagesplan. Die scheint irgendwie festzusitzen. 



Das Problem war schon seit dem Kauf bekannt. Vermutlich auch durch die lange Standzeit bevor der Wagen wieder angemeldet und zurück auf die Straße geschickt wurde, ist irgendwas an der Bremse vorne festgegangen. Auf der Fahrt nach Hause hat man deutlich gemerkt wie der Wagen kämpfen muss um überhaupt vom Fleck zu kommen. Nach ein paar mal bremsen und beschleunigen wurde es zumindest etwas besser. Dafür quietscht der Volvo wie ein alter Linienbus wenn man irgendwo anhält. 



Richtig schlimm wurde es auf einer längeren Ausfahrt bei der auch mal länger und stärker gebremst werden musste. Auch wenn der Volvo kein Leichtgewicht ist, sollte die Bremse eigentlich nicht so schnell in die Knie gehen wie an diesem Tag. Und das obwohl die Bremsflüssigkeit frisch gewechselt worden war und die Scheibenbremse eigentlich noch nicht verschlissen war. Wenn es voll bepackt in die Berge gehen soll sehen wir schwarz für diesen Kombi. Darum müssen wir jetzt ganz schnell aktiv werden. 



Im Rahmen der Nivomat Tauschaktion haben wir uns auch die Vorderachse angeschaut, damit wir genügend Vorlaufzeit haben die passenden Ersatzteile zu beschaffen. Da dieser Wagen schon ein paar Tage älter ist, muss man zumindest ein bisschen länger Suchen bis die passenden Teile und zum passenden Preis aufgespürt, bestellt und geliefert werden. Wir erwarten vier mögliche Ursachen für eine festsitzende Bremse; die Führungsbolzen, die Kolben, die Beläge und die Bremsschläuche.  



Um herauszufinden was genau wir tauschen müssen um den Volvo wieder flott zu machen, mussten wir den Wagen erstmal aufbocken und die Räder drehen. Idealerweise ist nur eine Bremse festgegangen und wir merken direkt welches Rad sich nicht so leicht drehen lässt. In unserem Fall vorne links. Also Bremssattel abschrauben und nochmal drehen. Wenn der Kolben im Sattel festhängt, die Führungsbolzen klemmen oder der Bremsschlauch aufgequollen ist und wie ein Rückschlagventil fungiert, sollte das Rad sich jetzt wieder frei drehen lassen. Ansonsten sind vmtl. die Beläge im Sattelhalter festgerostet. 



Bei unserem Patienten ist das Rad direkt viel leichtgängiger drehbar gewesen. Darum checken wir als nächstes die Führungsbolzen. Tatsächlich ist der untere Bolzen so dermaßen festgegammelt das er selbst mit einer großen Rohrzange nicht bewegt werden kann. Damit haben wir wohl unsere Fehlerursache gefunden. Trotzdem prüfen wir noch den Sattel; einmal unter die Manschette schauen ob der Kolben verrostet ist und dann mit dem Rückstellwerkzeug einmal zurückdrücken und schauen ob alles leichtgängig arbeitet. Wir haben tatsächlich ein bisschen Rost auf dem Kolben gefunden, aber eigentlich noch nicht im kritischen Ausmaß. Vermutlich könnte man sogar die Führungsbolzen mit Gewalt gängig bekommen und soweit entrosten und fetten bis sie wieder funktionieren.



Dennoch gehen wir kein Risiko ein und tauschen beide Bremssattelhalter und Führungsbolzen sowie die Bremsscheiben und Beläge. Die Scheibe links ist definitiv mindestens einmal richtig gut warm geworden und die Beläge sind schief abgelaufen. Das wollen wir nicht so stehen lassen. Das diese Reparatur jetzt schnell mehrere Hundert Euro kosten wird, ist es uns einfach Wert für die Zukunft keine Sorgen zu haben das hier irgendwas nochmal Probleme machen kann. Zumindest in der Theorie. 



Am darauffolgenden Wochenende sind alle benötigen Ersatzteile eingetroffen und die Schrauberaktion kann beginnen. Wie beim letzten Mal, Auto aufbocken, Räder abnehmen, Schrauben vom Bremssattel zu den Führungsbolzen lösen, Sattel abhebeln und zur Seite hängen, Sattelhalter abschrauben und entfernen, Bremsscheibe abschrauben und entfernen. Jetzt die Radnabe gründlich entrosten und die neue Scheibe aufsetzen und anschrauben. Die neuen Führungsbolzen einfetten und in den neuen Bremssattelhalter inklusive neuer Faltenbälge einsetzen. Sattelhalter an die Achsschenkel schrauben. 



Bevor die neuen Bremsbeläge an ihren seitlichen Führungen eingefettet und in den Halter eingesetzt werden, drücken wir jetzt erstmal den Kolben im Bremssattel zurück. Dafür legen wir den Sattel oben auf die Bremsscheibe und schnappen uns ein geeignetes Rückstellwerkzeug. Während der Kolben bis zum Ende zurück in den Sattel gedrückt wird, behalten wir den Pegel vom Ausgleichsbehälter der Bremsflüssigkeit am Hauptbremszylinder im Auge damit uns hier nichts überläuft. Im Zweifelsfall mit einer großen Spritze überschüssige Flüssigkeit absaugen. 



Nachdem der Kolben zurückgedrückt ist können die Beläge endlich eingesetzt und der Sattel angebracht werden. Noch die Schrauben zu den Führungsbolzen festziehen und schon sind wir auf der Zielgeraden. Mit dem Bremspedal einige Male pumpen um die neuen Beläge auf die Scheibe zu drücken. Sobald das Pedal nicht mehr gedrückt wird, muss sich das Rad unbedingt wieder leicht von Hand drehen lassen. Anderenfalls müssen wir weiter suchen wo das Problem liegen könnte. Bei uns war alles in Ordnung und das Prozedere kann auf der anderen Fahrzeugseite wiederholt werden. Zum Abschluss nur die Räder wieder anbringen, festziehen, und das Auto zur Probefahrt losschicken. 

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