Wenn ein Auto samt Anhänger und Beladung bei uns zur Reparatur anrauscht, kann das schon nichts gutes verheißen. Jeder Patient einzeln für sich würde uns bei der aktuellen Auslastung unserer Garage schon echt belasten, aber ein Pickup samt großem Trailer und darauf noch ein Gabelstapler (der vielleicht oder vielleicht nicht ein bisschen arg schwer für den Anhänger und da Zugfahrzeug ist), das ist einfach zu viel. So leid es uns tut, wir können nur einen nach dem anderen verarzten. Also bitte Wartenummer ziehen und zuhause warten bis sie aufgerufen werden.
Den Anfang macht der vermutlich wichtigste Mitarbeiter im Betrieb; der blaue Nissan Navara D40 mit dem 2.5l Turbodiesel. Laut Aussage seines Fahrers "zieht er manchmal nicht mehr richtig" was auch immer das heißen mag. Es würde uns bestimmt nicht schaden wenn wir wüssten ob die Symptome Temperatur, Geschwindigkeit oder Drehzalabhängig sind. Stattdessen begeben wir uns selbst auf die Suche und beginnen mit einer Kontrolle aller Flüssigkeiten im Motorraum. Nicht das der Motor wegen Kühlwassermangel überhitzt und darum keine Leistung hat. So kriegt man nicht alle PS aus ihm raus.
Da hier bis auf ein paar doch recht stark verölte Ladeluftschläuche alles normal aussieht (vermutlich wird der Turbolader mittelfristig auch das Handtuch werfen), machen wir im Innenraum weiter und lesen den Fehlerspeicher vom Motorsteuergerät aus. Tatsächlich gibt es nur zwei Eintragungen: P2002 und P1612. Der erste Code besagt das der Dieselpartikelfilter-Wirkungsgrad ungenügend ist. Solange die dazugehörige Warnleuchte im Kombiinstrument noch nicht leuchtet, erwarten wir hier keine akute Ursache für unser Problem. Der zweite Eintrag hat mit der Wegfahrsperre zu tun. Auch hier erwarten wir keinen direkten Zusammenhang.
Also versuchen wir einfach mal die beschriebenen Probleme im Fahrversuch zu reproduzieren. Auch wenn wir gerade keinen 3000kg schweren Anhänger am Haken haben, sollte sich trotzdem nachvollziehen lassen ob der Motor deutlich weniger Leistung als üblich bringt. Immerhin springt er schonmal ganz normal an. Die Nagelgeräusche und Vibrationen im Kaltlauf kennen wir auch schon. Beim losfahren fällt uns auf das die Kupplung erst ganz am Ende vom Pedalweg packt. Sobald wir uns bis in den vierten Gang vorgearbeitet haben drücken wir mal etwas stärker aufs Gaspedal. Dann geht die Motordrehzahl erstmal ein paar hundert Umdrehungen hoch bevor die Tachonadel irgendwann nachzieht. So wie es aussieht ist "nur" mal wieder die Kupplung verschlissen. Das dürfte die dritte für diesen Leistungsträger sein. Damit sind wir fürs erste mit dem Nissan fertig.
Wieder daheim wartet ein Minitieflader Anhänger auf uns. Eigentlich ist nur die defekte Beleuchtung auf der linken Fahrzeugseite der Grund für seinen Besuch. Beim ersten Rundgang finden wir aber direkt noch mehr Arbeit: der Handbremshebel bzw. dessen Arretierung ist kaputt, das Abreißseil ist durch einen Blumendraht ersetzt worden, eine Umrissleuchte baumelt lose am Kabel, der rechte Vorderreifen ist innen fast bis auf den Draht blank gefahren und zur Krönung seit zwei Monaten die HU fällig. Dann wollen wir uns mal ans Werk machen. Der neue Reifen aus dem Lager ist schnell montiert, auch wenn es uns stutzig macht das hier Ende Oktober erst ein Neuer angebracht wurde. Wir tippen auf eine verbogene Achse.
Die Umrissleuchte und das Abreißseil zu reparieren stellen ebenfalls keine echte Herausforderung dar. Die Beleuchtung links ist wie schon vor ein paar Wochen auf der Beifahrerseite nur deswegen ausgefallen weil die Kabel im Anschluss zum Rücklicht wegoxidiert sind. Da brauchen wir einen Reparatursatz mit neuen Kabelenden. Für die Handbremse benötigen wir ebenfalls spezielle Ersatzteile. Bis zum Samstag mittag trafen zumindest die Elektrikteile pünktlich ein. Alles abschneiden, neue Anschlüsse aufcrimpen und alles im neuen Gehäuse einrasten. Wenn die Arbeitsposition nicht so unbequem wäre könnten wir das den ganzen Tag machen. Beim anschließenden Besuch auf dem Bremsenprüfstand fallen wir fast vom glauben ab; das rechte Hinterrad bremst überhaupt nicht. Wie sich bei der Kontrolle von unten zeigte war nur das Bremsseil aus seiner Führung gefallen.
Bis die restlichen Teile eintreffen schicken wir den Anhänger erstmal wieder auf die Reise. Wann der Zeitpunkt erreicht ist wo eine neue Achse mehr Sinn macht als alle drei Monate einen neuen Reifen für 50€ zzgl. Montage zu investieren, liegt nicht in unser Hand. Solange man damit noch arbeiten kann wird es so vermutlich so bleiben. Nach dem selben Motto wird auch der dritte Patient im Bunde gehandhabt. Dieser Toyota Gabelstapler dürfte gute 40 Jahre auf dem Buckel haben. In den letzten Jahren wurde bis auf einen undichten Hydraulikzylinder und beschädigten Schlauch tatsächlich nicht viel Geld investiert. Über die desolate Beleuchtung und ziemlich miese Bremsleistung reden wir heute nicht.
Viel schlimmer, weil es die Nutzbarkeit mindert, sind die Startprobleme. Der Anlasser dreht nur sehr langsam und schafft es kaum den Motor überhaupt durchzudrehen. Zunächst tippen wir auf eine defekte Batterie. Immerhin hat der Akku schon einige Jahre auf dem Buckel und wird beim Startvorgang ziemlich strapaziert. Doch trotz neuer und frisch aufgeladener Batterie will der Motor immer noch nicht richtig drehen. Zu Testzwecken schließen wir eine zweite Batterie parallel an. Gefühlt macht das keinen Unterschied. Dafür fängt irgendwann, wenn man länger orgelt, das Stromkabel am Anlasser an zu qualmen. Das kann nicht gut sein. Eine schnelle Kontrolle der Kabel bringt keine offensichtlichen Probleme zu Tage; alles fest angeschraubt und vercrimpt. Mit etwas Schleifpapier reinigen wir die Anschlüsse an der Batterie und am Anlasser. Immer noch kein Erfolg.
Als letzte Verzweiflungstat greifen wir jetzt ganz tief in die Elektrik-Trickkiste und verlegen zusätzliche dicke Stromkabel vom Pluspol und Minuspol der Batterie jeweils an den Motorblock und den Anlasser. Damit dreht der Anlasser auf jeden Fall deutlich schneller durch. Inwiefern der Motor selbst gut anspringt oder die Vorglühanlage vielleicht nicht mehr so ganz richtig arbeitet, soll uns erstmal nicht weiter belasten. Jetzt ist Feierabend für heute. Bleiben wir gespannt wer sich als nächstes krank meldet.
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