Montag, 17. März 2025

Mit dem Strom nicht sparsam sein



Unsere Ausflüchte ins Reich der Elektrik beschränken sich normalerweise darauf das wir ein Zubehörteil im Fahrzeug nachrüsten und entsprechend der Einbauanleitung anschließen müssen. Egal ob Zusatzscheinwerfer, Kompressor-Fanfare oder Elektrosatz einer Anhängekupplung. Dabei haben wir normalerweise eine halbwegs detaillierte Einbauanleitung die wir einfach nur befolgen müssen. Wesentlich unliebsamer und schwieriger ist da die Fehlersuche im Kabelwirrwarr. Aber ein paar übliche Verdächtige gibt es ja doch mit denen man zumindest häufig einen Volltreffer landen und viel Zeit sparen kann. 


Ganz oben auf der Liste stehen natürlich die Sicherungen, ihr Job ist es alle nachfolgenden Stromführenden Bauteile vor Überlastung zu schützen. Eine kleine Schmelzsicherung ist schneller und einfacher zu tauschen als ein durchgeschmortes Kabel oder in Folge dessen zerstörter Kabelbaum. Solange an der Elektrik noch alles im Serienzustand ist, sollten sich alle Sicherungen halbwegs zentral an einem oder zwei Sicherungskästen im Fahrzeug befinden. In der Regel einmal im Motorraum und einmal unterm Armaturenbrett. Oberklasse-Autos haben gerne noch weitere Stromkästen im Innen- und Kofferraum. Hier hilft meist nur die passende Werkstatt-Literatur weiter. 



Gesetzt den Fall das wir die kaputte Sicherung sicher gesichtet haben, folgt die nächste wichtige Frage: warum ist die Sicherung durchgebrannt? War sie zu schwach dimensioniert? (sehr unwahrscheinlich bei einem serienmäßigen Schaltkreis), oder liegt ein Kurzschluss aufgrund defekter Verkabelung vor oder ist der elektrische Verbraucher am Ende der Leitung irgendwie defekt? (zum Beispiel ein durchgebrannter Elektromotor). Durch Sichtprüfung oder Messen der Stromaufnahme mit einem Amperemeter an Stelle der Sicherung, lassen sich diese Fehler halbwegs bündig ausschließen. 



Speziell bei den vielen Pkw Anhängern an denen wir immer wieder arbeiten dürfen haben wir es immer wieder mit Fehlern in der Beleuchtungselektrik zu tun. Eine durchgebrannte Glühlampe ist noch am banalsten. Lockere Federkontakte im Lampengehäuse kriegt man auch noch gut identifiziert wenn man an der Glühlampe wackelt. Aber oxidierte, lose und abgebrochene Kontakte im Steckergehäuse können uns echt in den Wahnsinn treiben weil eben doch noch Strom fließen kann - nur nicht genug für unseren elektrischen Verbraucher. Darum arbeiten wir hier normalerweise nicht mit dem Multimeter sondern nur mit einer wenigstens 10 Watt starken Prüflampe so dass der Stromkreis auch wirklich belastet wird. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen. 



Bereits mehrmals vorgekommen sind kaputte Relais, die entweder gar nichts mehr machen, in einer Schaltstellung hängen bleiben oder nicht mehr zuverlässig Kontakt herstellen. Sofern es sich um konventionelle Öffner- Schließer oder Wechselrelais handelt, sollte Ersatz einfach zu bekommen sein. Manchmal auch direkt im Sicherungskasten des jeweiligen Fahrzeug. Natürlich muss diese kleine Umverteilung vom einen zum anderen Stromkreis später rückgängig gemacht werden und richtiger Ersatz besorgt werden. In der Not kommen wir aber vielleicht besser ohne Heckscheibenheizung als ohne Hauptscheinwerfer an unser Reiseziel. Das selbe gilt Sinngemäß auch für die Sicherungen. 



Nicht nur an einem kaputten Relais scheiterten die Startversuche bei einem älteren Gabelstapler mit Dieselmotor. Trotz nagelneuer voll aufgeladener Batterie will der Anlasser dem Motor einfach nicht genug Anschwung geben damit er anspringt. Letztendlich brachte ein gründliches Reinigen aller Kabelanschlüsse zwischen Anlasser-Magnetschalter und Batterie eine gewisse Besserung, aber erst mit einem zweiten Kabelstrang parallel zu den originalen Plus- und Masseleitungen konnte der Strom in ausreichender Menge beim Verbraucher ankommen. Und das ohne irgendwelche Kabel zum Glühen zu bringen. Hätte diese Interimslösung keinen Erfolg gebracht wäre wohl der Anlasser selbst als vermeintlich defekt ausgebaut und zur Prüfung und Überholung weggeschickt worden. 



Ein ganz ähnliches Problem hatte unsere Opel Omega Limousine, aber nicht beim Startvorgang sondern beim Laden der Batterie. Nie stieg die Bordspannung auf über 12.5 Volt. Das ist bei laufendem Motor und ohne große Verbraucher einfach viel zu wenig. Kein Wunder dass die Batterie nie richtig aufgeladen ist und der Anlasser jedes Mal so klingt als hätte er keine Lust zu arbeiten. Mit einem zusätzlichen, dicken, Stromkabel vom Generator zum Pluspol der Batterie stieg die Bordnetzspannung um volle 2 Volt an. So soll es eigentlich immer gewesen sein. Gefühl leuchtet jetzt auch Nachts das Abblendlicht ein bisschen heller als zuvor. Mit einem größeren Kabelquerschnitt fließt einfach mehr Strom und hat einen geringeren Spannungsabfall. 



Den hat und hatte auch das James Cook Wohnmobil. Unabhängig davon dass es dazu neigt bei längerer Standzeit seine Batterien leer zu saugen, wollte es dereinst ebenfalls trotz Starthilfe nicht anspringen. Die Ursache war ein unsichtbar aber scheinbar doch stark korrodierter Anschluss vom Batterie Minuspol zur Karosserie. Nachdem dieser Massepunkt zerlegt und gereinigt war, sprang der Fünfzylinder Dieselmotor auch bei niedrigen Temperaturen gut an. Damit bleibt nur noch das Problem mit dem stillen Stromverbraucher. Vielleicht bekommen wir den Fehler in diesem Jahr auch endlich gefunden. 



Das selbe wünschen wir uns auch für unseren zur Zeit ältesten und kompliziertesten Patienten, ein 1988er Chevrolet R3500 Pickup. Dessen Elektrik und Verkabelung wurde in mindestens drei Iterationen verändert, modifiziert, stillgelegt, reaktiviert und verschlimmbessert. Die Geschichte mit dem Blinker auf der Fahrerseite der mit dem Bremslicht aufleuchtet will uns einfach nicht in Ruhe lassen. Das beste in so einem Fall ist es, alles so weit wie irgendwie möglich in den Originalzustand zurückzuversetzen damit die Fehlersuche wieder nach Schema und Stromlaufplan fürs Serienfahrzeug erfolgen kann. Und damit sind wir wieder am Anfang unserer Geschichte. Wir geloben selbst uns in Zukunft ein bisschen mehr Mühe  bei den Kabelfarben zu geben damit wir oder wer auch immer sich später noch damit herumschlagen darf zumindest eine etwas bessere Erfolgschance hat.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.