Montag, 5. April 2010

Und plötzlich war da Bodenblech . . .

Vor ungefähr fünf Monaten - so um Weihnachten herum - war es wieder an der Zeit die leeren Regalböden in der Vorratskammer aufzuforsten und das Vakuum im Kühlschrank zu eliminieren. Kurzum war es also Zeit für einen Großeinkauf zu dem ich mich bereits früh für eine Inbeschlagnahme unserer Familienkutsche anmeldete. Aus diesem Anlass habe ich meinen Vater zur Arbeit gebracht und habe ihn gerade aussteigen lassen, als sich das Unheil vollzog.

Vor mir fuhr ein ortsfremdes Kennzeichen, dessen erste drei Kennbuchstaben zur Identifizierung des Kreises gute Bekannte waren. Ebenso der Fahstil der sich hinter diesen drei Buchstaben verbirgt. Unfähig sich innerhalb der Einbahnstraße für eine Spur zu entscheiden, bog er nach einer spontanen Vollbremsung doch links auf den Parkplatz ab und zwang mich ebenfalls zu einer Vollbremsung, die ich in Anbetracht der vorher zu erahnenen Fahrkünste des Ortsfremden relativ gelassen einsteckte. Doch gerade wieder in Fahrt gekommen, zeigte die Ampel am Ende der Einbahnstraße rot. Ich trete das Kupplungspedal und will sanft zum Stehen kommen, da macht es ein großes *Plock* und *Plopp* Geräusch. Mein Fuß schnellte samt Pedal zum Bodenblech. Das Kupplungspedal gefiel es dort wohl anscheinend so gut, dass es garnicht wieder nach oben komme nwollte. Ich konnte nicht mehr Kuppeln.

"SCHEISSE!", dachte ich bei mir, konnte das Wort allerdings doch nicht bei mir behalten und äußerte mich laut. Ich überlegte ob ich das Warnblinklicht einschalten solle und das Auto via Hand über die Hauptverkehrsstraße hinweg in die gegenüberliegende Seitenstraße schieben oder mir andersweitig zu helfen wissen sollte. In Anbetracht der Tatsache, dass sich im Getummel hinter mir der Verkehr der wartenden Autoschlange an der Ampel drastisch staute und besagte Lichtzeichensignalanlage gerade im Begriff war auf grün zumzuschalten, rammte ich beherzt mit aller Kraft und Brutalität, die sich in Form von Wut über den zweiten Fauxpas dieser Woche in mir anstaute, den ersten Gang mittels des Gestänges ein und setzte mich mehr zuckelnd als fahrend in Bewegung.

Es muss von außen sehr dämlich ausgesehen haben wie ich die 300 Meter (gefühlte 3 Kilometer) im ersten Gang mit Tempo 30 über die Hauptverkehrstraße fuhr um schließlich in die Nebenstraße zu gelangen. Schließlich bemerkte ich einen Tannenbaumverkäufer, der dort seinen Stand aufgebaut hatte und mir mit komischen Blicken gewappnet und drehendem Kopf hinterher sah. Ich hatte mich und den Wagen an der Seite im Halteverbot abgestellt und das Warnblinklicht eingeschaltet. Wie es zu Weihnachten üblich ist, sind alle Parkplätze belegt und unnötig weit im ersten Gang, wollte ich auch nicht fahren.

Ich wusste mir nicht anders zu helfen und habe direkt den Verkäufer angesprochen, ob er nicht ein Auge auf das Auto werfen könne, mir wäre das Kupplungspedal weggebrochen und konnte mir nicht anders helfen, als es dort abzustellen. Er war sehr freundlich und versprach mir gut auf den Wagen aufzupassen. Ich setzte meinen weg weiter fort zu meinem Vater, der ja nur 300 Meter weiter arbeitete. Der war natürlich nicht begeistert. Immerhin hatte ich mit dem Auto einen Tag zuvor ebenfalls eine Panne: Der vordere rechte Reifen hatte einen Platten. Es schien sich alles zu häufen. Der Winter war halt doch ein extremer Winter.

Nach alle möglichen Kombinationen von Telefonaten und Absprachen (in die sich auch meine Oma eingeschaltet hat) entschloss ich nun endlich mal meine ADAC Mitgliedschaft auszunutzen und mich abschleppen zu lassen. Dabei nutzte die Telefontante auch keine Gelegenheit aus mich darauf hinzuweisen, dass ich nur die Basismitgliedschaft habe und ich mit 4 Euro mehr im Monat besser bedient wäre, da ich bei meiner aktuellen Mitgliedschaft nur bis zur nächsten Werkstatt und nicht bis zum Heimatort geschleppt werde. Nebenbei erzählte sie mir auch, dass aufgrund des strengen Wintereinbruchs über Deutschland und NRW der ADAC mit allen Einsatzkräften viel zu tun hätte und ich eine Wartezeit von zwei Stunden einplanen müsste. Bräuchte aber nicht im Auto zu warten (es wird ja auf Dauer auch kalt da drinne) sie hätte sich meine Handynummer notiert und circa eine Viertelstunde vorher würde ich angerufen werden.

Doch wo sollte ich hin? Bei meinem Vater hätte ich nur im Wege gestanden und anderswo wäre mir auch nicht nach gewesen, zumal ich ja immernoch im Halteverbot stand. Also wartete ich zwei Stunden lang im eisigen Auto. Zwischendurch erkundigte sich der Verkäufer nach dem Stand der Dinge. Die Prognose stimmte. Aber ungefähr nach Anderthalbstunden bekam ich den nächsten Schock. Ich saß auf dem Fahrersitz und starrte in den Rückspiegel und beobachtete einen Golf, der aus der Parklücke hinter mir ausparkte. er fuhr Rückwärts. Er kam näher und näher und näher. Langsam dachte ich noch so bei mir, dass es doch langsam ziemlich knapp wird und der Golf doch bei Weitem keine Ausmaße eines LKW hat, da machte mein Auto einen Satz nach vorne. Der Golf war mir rückwärts hinten in die Stoßstange gefahren.

"SCHEISSE!", habe ich an diesem Tag zum zweiten Mal gedacht und habe angefangen in mich hinein zu lachen. So viel Pech kann doch wirklich ein Mensch alleine garnicht haben. Oder doch?
Ein Pärchen stieg aus. Sie fuhr den Golf. Es war der Golf ihres Vaters. Nach der ersten Annäherung fiel mein Blick auf den schneebedeckten Straßenbelag auf dem schwarze Plastiksplitter lagen, die ich jedoch nicht identifizieren konnte. Es stellte ich dann heraus, dass es die obere rechte Ecke des Kennzeichenhalters des Golfs war, die dort in mehreren Einzelteilen auf dem Boden lag. An unserem Auto war außer einer kleinen Schürfe auf der Stoßstange nichts festzustellen. Nichtmal, dass die Schürfe haptisch sich anders anfühlte, die Farbe war nicht mehr ausgeblichenschwarz sondern nochausgeblichenerschwarz, was der Stoßstange jedoch keinen Abbruch tut. Was hätte ich in dieser Sekunde machen sollen? Das Auto hat Macken über Macken, ist zwanzig Jahre alt und der Pflegezustand lässt auch ein wenig zu Wünschen übrig. Wie verlogen wäre ich mir da vorgekommen denen etwas aufzuschwatzen?

Wir kamen ins Gespräch und ich musste feststellen, dass dies nicht ihr erster Autounfall dieser Art war. Hätte ich das eher gewusst, hätte ich ihr doch gerne ein zwei Worte zu ihrem Fahrstil gesagt, betreffend Gefühl für Kupplung und Bremse, dass man auch langsam aus einer Parklücke fahren kann. Aber dieser Tag war für mich eh schon gelaufen. Als wir uns dan verabschiedet hatten und ich mich wieder in den Wagen gesetzt hatte erspäte ich auf dem Handy (welches ich natürlich glorreicher Weise dort habe liegen lassen) 5 entgangene Anrufe. Es war der ADAC-Mensch. Noch während ich das Handy in der Hand hielt versuchte er es Gott sei Dank ein weiteres Mal und ich nahm ab. Er war in der Nähe und in zwei Minuten da.

Das kam wie gerufen. Langsam wurde es doch ganz schön kalt. Zusammen schoben wir den Wagen (was auf dem Schnee wirklich schwer war) zum Abschleppgestänge und hängten ihn dort auf. Natürlich war er es, der den Wagen dort sicherte. Ich stieg dann vorne bei ihm ein und er fragte mich, wohin das Auto denn solle. Unsere Werkstatt des Vertrauens war nicht nur unserer Familie sondern auch ihm gut bekannt. Auf der Fahrt hat sich dann herausgestellt, dass der Abschleppfahrer unser Nachbar aus dem Neubaugebiet von Schräggegenüber ist. Er hatte unseren Wagen sofort wiedererkannt.

Bei unserer Werkstatt des Vertrauens angekommen waren alle Türen und Tore dicht (Es war halt Winter und kalt draußen). Doch auf dem Hof hallte der Diesel des Abschleppwagens natürlich gewaltig, so dass die gesamte Belegschaft aus der Tür lukte. Es war ein sehr putziger Anblick. Cheffe der Werkstatt ergriff auch sofort das Wort: "Von deiner Sorte waren heute schon dreie hier!", schrie er quer übern Hof zu unserem Nachbarn herüber. Während sich die beiden unterhielten schritt Cheffe bis er mich ansprach.

"Was hat er denn?", fragte er und seine Stimme klang etwas besorgt. "Die Kupplung!", ließ ich verlauten und die Geräusche die er von sich gab deuteten schon das Unbehagen hin, dass er dabei spürte und ergänzte "Das wird teuer!". Zugegeben, ich war etwas unpräzise, also ergänzte ich alle fehlenden Details und er hörte sich schon zuversichtlicher an. Schließlich musste unser ADAC-Nachbar auch noch ein paar Angaben haben, die ich ihm auch gab und schließlich machte ich mich dann auf den Weg nach Hause.

Es stellte sich nun heraus, dass an unserer hydraulischen Kupplung die Druckstange im Kupplungsgeberzylinder gebrochen war. Cheffe machte uns natürlich Angst. Das passiert ja nicht so einfach ohne Grund. Entweder es war wirklich das Alter (20 Jahre) oder die Kupplung geht so schwergängig, dass wir da die Tage noch Probleme bekommen werden. Bislang macht unser Auto keine weiteren Dönekes, sodass ich in der kommenden Zeit hoffentlich nicht stehen bleiben muss.

1 Kommentar:

  1. Es wäre alles noch viel ärgerlicher, wenn es nicht gleichzeitig so interessant wäre und man was neues dabei lernen würde.
    Auch wenn ich hoffe das in Zukunft keine weiteren Probleme auftreten, bin ich doch gespannt was dieser Wagen noch an Überraschungen in sich birgt.

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